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Die Hörnerdörfer locken ins Allgäu

Von Uta Buhr 24.08.2007, 07:22

Balderschwang/Fischen/dpa. - «Ist die was süß!» Die drei Achtjährigen aus dem Sauerland haben gerade «Hörni» entdeckt. Das Maskottchen der Hörnerdörfer ist eine kleine Berggämse mit kurzen Hörnern und riesigen blauen Augen, die Krachlederne über ihrem Fell trägt.

Das muntere Tier ist eine von vielen Familienattraktionen in der Bergwelt des Oberallgäus - Urlauber finden hier zahlreiche Ausflugsangebote von der Mountainbiketour über einen Besuch beim Imker bis zur Wildfütterung im Alpenwildpark. Familien mit Kindern seien die treuesten Feriengäste der Region, sagt Konrad Kienle, Gemeinderat und Hotelier in Balderschwang. «Mit 1,5 Millionen Übernachtungen pro Jahr sind unsere Zahlen stabil.» Der Name der Dörfer komme nicht von den weiß-braunen «Rindviechern» an den Hängen, wie viele Gäste vermuten. «Unsere fünf malerischen Dörfer liegen innerhalb einer von hörnerartigen Bergspitzen gekrönten Gebirgskette.» Jeder Ort besitze daher ein Horn als Wahrzeichen.

Als schönstes Hörnerdorf gilt Balderschwang - ein Ort wie aus dem Bilderbuch mit schmucken Häusern, reichem Blumenschmuck und einem anmutigen Kirchlein mittendrin. Im Hintergrund ragt das Riedberger Horn 1750 Meter hoch auf. Als kleinste Gemeinde Deutschlands mit gerade einmal 208 Einwohnern besitzt Balderschwang die landesweit höchste Pass-Straße auf 1420 Metern über dem Meeresspiegel. «Bei uns steht auch die älteste Eibe in Deutschland», sagt Kienle. Fachleute schätzen ihr Alter auf mehr als 2000 Jahre. Außerdem ist Balderschwang ein Schneeloch. Selbst im vergangenen, vielerorts «grünen» Winter herrschten hier nahezu ideale Wintersportbedingungen.

Ofterschwang, das nördlichste Hörnerdorf, ist für seine Kräuter bekannt. Im Schatten des 1406 Meter hohen Ofterschwanger Horns gedeihen Heilkräuter aller Art. Große Beete mit Lavendel, Minze und Waldmeister lugen zwischen Rosenbüschen hervor. Kinder können hier mit ihren Eltern Botanikunterricht unter freiem Himmel besuchen: «Kräuterweiblein» erklären ihnen die Wirkstoffe der Heilpflanzen. Anschließend wandern Familien den Schweineberg hinauf zu einer weiteren Lehrveranstaltung. Sie schauen der Herstellung des leckeren Bergkäses in der Sennerei auf dem Gipfel zu und genießen zur Brotzeit Käse und Milch von Allgäuer Kühen, die an den grünen Hängen grasen.

Obermaiselstein am 1750 Meter hohen Riedberger Horn ist ein Ort voller Legenden. In der nahen Sturmannshöhle mit ihren 600 000 Jahre alten Gesteinsformationen sollen einst neben den «Wilden Fräulein» mit den seltsamen Namen Stuzze Muzz, Tschudre Mudre und Ringgede Bingge ein schlafender Drache und das «Venedigermännle» gelebt haben. Ein kilometerlanger «Sagenweg» führt vorbei an bizarr geformten Felsen und verwitterten Kaminen bis zu einem glasklaren Höhlensee. Noch im 19. Jahrhundert hatten viele Menschen aus der Region Angst vor diesem «Höllenschlund», bis Wissenschaftler die Höhle 1904 und 1905 erforschten und dem Publikum zugänglich machten. Auch heute sollte ein Besuch auf dem Besichtigungsprogramm nicht fehlen. Er empfiehlt sich auch für Menschen mit Allergien: Die Höhle ist völlig staub- und keimfrei.

Die Spezialität von Fischen, dem größten Hörnerdorf, ist das Heilklima-Wandern. Mit Blick auf das 1900 Meter hohe Rubihorn werden unter kundiger Führung Exkursionen durch die Bergwelt unternommen. Nordic Walking für Kinder steht ebenfalls auf dem Programm. Von Fischen ist es nicht weit bis Bolsterlang. Dort heißt es, sieben Kilometer vor Oberstorf «das Allgäu bei den Hörnern zu packen». Mit der bequemen Hörnerbahn, einer sonnengelben Gondel, geht es hinauf bis auf rund 1600 Meter direkt zum Bolsterlanger Horn. Ein Rundwanderweg zum Berghaus Schwaben führt über den Weiherkopf, der einen prachtvollen Blick auf die umliegenden Berge und Täler bietet.

Besucher finden in der Region zudem zahlreiche Möglichkeiten zum Übernachten. «Die Hörnerdörfer verfügen über eine sehr gute touristische Infrastruktur», sagt Nicole Richter vom Tourismusverband Hörnerdörfer. Das Angebot reiche vom Privatzimmer über die gemütliche Familienpension bis hin zum 5-Sterne-Luxushotel mit angegliedertem Golfplatz auf der Sonnenalp. Eine Ferienwohnung für vier Personen sei ab 34 Euro pro Tag buchbar. Wer im Urlaub eine Badekur oder eine physikalische Therapie machen möchte, sei in den modernen Kuranlagen von Fischen gut aufgehoben.

Informationen: Tourismusgemeinschaft Hörnerdörfer, Am Anger 38, 87538 Fischen, Telefon: 01805/83 74 83.

Informationen der Tourismusgemeinschaft Hörnerdörfer: www.hoernerdoerfer.de