Die heimliche Lust am «Ausgoogeln»: Was das Web verrät
Wiesbaden/Bonn/dpa. - «Und, was machst du sonst so?» - diese Frage können sich Webnutzer inzwischen sparen, wenn sie mehr über jüngste Bekanntschaften oder neue Bürokollegen erfahren wollen.
Schließlich ist es manchmal gar nicht nötig, sie direkt zu fragen. Das Internet gibt häufig ebenso gut Auskunft. Denn über Suchmaschinen lässt sich vieles längst per Mausklick erfahren, was mancher sonst lieber vertraulich behandelt. Ob geschäftlich oder privat: Jobbewerber, alte Schulfreunde oder neue Partner «auszugoogeln» ist eine gängige Methode, um heimlich einen Einblick in das Leben anderer zu erhalten.
«Mithilfe von Suchmaschinen ist es heute ein Leichtes, private Dinge über andere herauszufinden», sagt Prof. Michael Ronellenfitsch in Wiesbaden, Landesbeauftragter für den Datenschutz in Hessen. Oft seien die Betroffenen selbst schuld: Viele Menschen gehen zu unvorsichtig mit ihren persönlichen Daten um und geben im Web bereitwillig Privates preis.
Das machen sich etwa Personalentscheider zunutze. «Bei Bewerbungen wird immer öfter ein Blick darauf geworfen, was im Internet über den Menschen steht», sagt Klaus Reiners vom Bundesverband Deutscher Unternehmensberater (BDU) in Bonn. Der Leumund im Netz entscheidet in einigen Fällen sogar über die beruflichen Chancen: So könnten peinliche Fotos oder Lästereien über den alten Arbeitgeber im Web zum «Karriere-Killer» werden, warnt Reiners.
Aber auch im privaten Bereich nutzten immer mehr Menschen das Internet, um sich ein Bild über eine andere Person zu machen, sagt Mario Grobholz vom Anbieter myOn-ID in Köln. «Was die Suchmaschine über einen ausspuckt, wird somit zunehmend wichtiger für das eigene Ansehen.» Seine Firma bietet Surfern deshalb an, sich um ihren «digitalen Ruf» zu kümmern. Spezielle Programmiertechniken sollen dafür sorgen, dass unliebsame Internet-Altlasten in den Treffern einer Suchanfrage weiter auf den hinteren Plätzen verschwinden.
Gerade das Web 2.0 habe dazu geführt, dass immer mehr Surfer ihr Privatleben im Netz öffentlich machen, sagt Grobholz. Für Neugierige seien daher besonders «Social Networks» wie «studiVZ.net» oder «Xing.com» ergiebig: Hier geben Mitglieder von sich aus Auskunft etwa über ihre Hobbys oder den beruflichen Werdegang. Daher ist es für viele auch naheliegend, neue Bekanntschaften oder sogar den Partner «auszugoogeln», um mehr über seine Vorlieben oder etwa seine früheren Beziehungen zu erfahren. Das kann allerdings nach hinten losgehen: «Zu viel heimliche Neugierde kann beim Kennenlernen eher hinderlich sein», sagt der Buchautor Eric Hegmann aus Hamburg. Entweder fühle sich der Partner ausspioniert, wenn er erfährt, dass der andere ihm «hinterhergoogelt», so der Dating-Experte. «Oder man muss dem anderen beim näheren Kennenlernen etwas vorspielen, weil man etwa schon weiß, welche Hobbys er hat.»
Manchmal kann die Abrufbarkeit von Profilen anderer aber auch ganz nützlich sein: So fand eine Kanadierin Anfang 2007 laut Presseberichten erst über die Google-Suche heraus, dass ihr Verlobter ein gesuchter Mörder war - worauf sie ihn der Polizei auslieferte.