Dicker Latsch für feine Dame
Halle/MZ. - Die Namen sind klangvoll: "coquette", "cocoon" oder "plié". Klingt nach Pariser Chic und tatsächlich, die Schuhe aus der Kreativwerkstatt von Meike Böhme haben das gewisse Etwas. Die 29-jährige Industriedesignerin hat sich herangewagt an die stoffgewordene Spießigkeit: den deutschen Pantoffel. Mit Witz und Esprit hat sie das Modell "plié" entworfen. Sie arbeitet gerne mit Kontrasten: Entstanden ist ein dicker Pantoffel für die feine Dame. Doch der ballerinahafte Hausschuh mit den langen Bändern zieht nicht nur Balletteusen an. An der Ladentheke des traditionsreichen Berliner "Pantoffelecks" greift eine sportliche, junge Frau ohne Zögern nach den weißen Wollschuhen.
Meike Böhme spart nicht an Material und Qualität. Alle Pantoffeln der 29-Jährigen sind aus Wollfilz genäht. "Der macht die Füße sofort warm. Und weil er atmungsaktiv ist, schwitzt man nicht", erklärt die Designerin. Sie legt Wert auf deutsche Handarbeit: "Meine Modelle werden ausschließlich von Pantoffelmanufakturen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Berlin hergestellt."
So sticht der 66-jährige Günter Jünemann im Souterrain eines Berliner Mietshauses die leisen Sohlen für den "plié" aus dem Filz. In der Hauptstadt sind Günter Jünemann und sein Sohn Reno die letzten Pantoffelmacher. Täglich entstehen bis zu 50 Paar. Darunter auch der kleinkarierte Kamelhaar-Klassiker. "Den macht unsere Familie seit knapp 100 Jahren", sagt Günter Jünemann stolz. Meike Böhme wäre ohne das Geschick der Pantoffelmacher aufgeschmissen. Damit diese kein finanzielles Risiko eingehen müssen, kauft sie das Material und nimmt ihnen anschließend alle bestellten Latschen ab. Und wohin geht der Trend? Meike Böhme lächelt. Erst im Februar wird sie ihre neue Pantoffelkollektion präsentieren.