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DFB-Pokal DFB-Pokal: Fabelhafte Elfmeter-Welt des Simon Jentzsch

Von Arne Richter 06.11.2002, 16:43

München/dpa. - Zuerst gab es eine Umarmung von einem riesengroßen Plüschlöwen, der Gratulation des Maskottchens folgten der Dank der Kollegen und die Lobeshymnen der Fans. Nur Simon Jentzsch blieb nach seinem erneuten Strafstoß-Coup bescheiden. «Ich hatte etwas gut zu machen, das zweite Gegentor ging auf meine Kappe», sagte der Torwart des TSV 1860 München nach dem kuriosen Pokal-Krimi gegen den VfL Wolfsburg. Die letzten sieben Elfmeter in der Fußball-Bundesliga waren gegen Jentzsch nicht verwandelt worden, diesmal musste der 26- Jährige aber selbst als Schütze ran, um den «Löwen» den Weg ins Achtelfinale des DFB-Pokals zu ebnen.

Nach 120 Spielminuten stand es 2:2. Im Elfmeterschießen waren bereits 21 Versuche absolviert, da verwandelte Jentzsch den ersten Strafstoß seiner Karriere zum entscheidenden 8:7. «Mir ist gar nichts durch den Kopf gegangen. Ich habe einfach versucht, das Ding reinzuhauen», sagte der Torwart nach dem gewonnenen Duell gegen seinen Wolfsburger Kollegen Claus Reitmaier, der zuvor über das Tor geschossen hatte. Noch vor kurzem hatte Jentzsch gescherzt, niemals selbst zu einem Strafstoß antreten zu wollen, «höchstens mal im Training, so zum Spaß».

Die Wolfsburger hatten sich auf Jentzschs Nervenstärke als Torwart bei Elfmetern offenbar eingestellt. Nur gegen Diego Klimowicz konnte der 1,96 m große Hüne im Shoot-Out parieren. Sein eigener Treffer schrieb aber nicht nur die Geschichte der fabelhaften Elfmeter-Welt des «Löwen-Keepers» fort, sondern festigte auch den sportlichen Aufwärtstrend der «60er». In der Bundesliga überraschend auf dem dritten Platz, hat der TSV zur Zeit den sprichwörtlichen «Dusel» vom großen Nachbarn FC Bayern übernommen. «Ich war froh dass wir das Spiel in die Verlängerung gerettet haben. Ich denke es ist besser, wir decken über diese Spiel gleich den Mantel des Schweigens», sagte Präsident Karl-Heinz Wildmoser.

Auch Trainer Peter Pacult war trotz des Sieges mit der Leistung nicht zufrieden. Eine 2:0-Führung durch die Tore von Martin Max (16. Minute) und Rodrigo Costa (19.) gaben die Münchner wie bereits beim 2:2 im Punktspiel Mitte September gegen Wolfsburg aus der Hand. Doriel Munteanu (20.) und Klimowicz (50.) schafften den Ausgleich, was Pacult mächtig ärgerte. «Ich würde es gerne erklären, kann es aber nicht», sagte der Österreicher.

Beim Elfmeterschießen wollte Pacult nicht mehr zuschauen. «Ich habe mich lieber umgedreht», sagte der Coach. Sein Wolfsburger Kollege Wolfgang Wolf sah das Unheil und blieb doch gelassen. Mit Niederlagen im Elfmeterschießen kennt sich der Ex-Profi ohnehin aus: «Ich habe einmal in der A-Jugend 22:23 verloren. Da habe ich zwei Elfmeter verschossen», sagte Wolf.