DFB DFB: Jürgen Klinsmann in den Stadien auf Spielersuche

Hamburg/dpa. - Noch deutlicherwurde Manager Uli Hoeneß: «Er soll sich erst stabilisieren und einigeSpiele für den FC Bayern machen. Er soll 2006 die Kohlen aus demFeuer holen und nicht in Österreich.»
Klinsmann möchte bei seinem Debüt natürlich mit der möglichststärksten Elf antreten, und die von der EM enttäuschten Fans wollenDeisler schon in Österreich sehen. Der Bundestrainer ließ bei seinerMedien-Offensive in allen Bundesliga-Sendern sowie der «Bild amSonntag» aber offen, ob er den von Depressionen geheilten Deisler amMittwoch in sein Aufgebot für die Partie in Wien berufen wird. Seinesportlichen Ausnahme-Qualitäten ließ der 24-jährige Deisler zumBundesliga-Start nicht nur als Freistoß-Torschütze beim2:0-Sieg in Hamburg wieder aufblitzen. «Alle in Deutschland habenganz große Hoffnungen in Sebastian Deisler», meinte Klinsmann.
Nach dem Sichtungs-Wochenende zum Saison-Auftakt und einemmehrstündigen Meinungsaustausch mit seinem Vorgänger Rudi Völler willder neue Bundestrainer zum Wochenbeginn mit seinem AssistentenJoachim Löw und Manager Oliver Bierhoff beraten, welche Kandidatenvon der bereits erstellten provisorischen Liste ins erste Aufgebotübernommen werden. «Es wird keine radikalen Änderungen geben»,kündigte der Schwabe an: «Die Mannschaft wird aus einem gewissen Kernbestehen.» Zu diesem zählt Klinsmann neben Dietmar Hamann («Hat eineFührungsposition in Liverpool») und Jens Nowotny («ein Leader-Typ»)natürlich auch Michael Ballack und Oliver Kahn.
Allerdings wollte sich Klinsmann noch nicht auf eine Stammplatz-Garantie für den Kapitän und Torwart festlegen. «Wir haben das Glück,mit Oliver Kahn und Jens Lehmann zwei Weltklasse-Torhüter zu haben.Und mit Timo Hildebrand einen Kerl, der auf dem Weg dahin ist. Eswird interessant», erklärte Klinsmann. Auch auf den anderenPositionen möchte er die Testspiele in diesem Jahr zu Experimentennutzen: «Ich werde viel rotieren. Ich werde einige junge Kerle insWasser werfen und sehen, wie sie mit dem Druck umgehen.» BesteAussichten, als erste Debütanten der Klinsmann-Ära in die DFB-Geschichte einzugehen, haben die Abwehrspieler Andreas Görlitz (22)vom FC Bayern und Frank Fahrenhorst (26) von Werder Bremen.
Wichtiger als Personalien ist für Klinsmann zunächst, dieAtmosphäre in und rund um die DFB-Auswahl von Grund auf zu verändern.«Ich will ein Umfeld aufbauen, das mit positiver Energie aufgeladenist», sagte er im Aktuellen Sport-Studio des ZDF, wo er umUnterstützung für seine Politik warb: «Alle Manager und Trainerwollen eine erfolgreiche WM, wir sind alle im gleichen Boot.» Fallsdieses gemeinsame Unternehmen erfolgreich laufe, kann sich Klinsmanntrotz Zwei-Jahres-Vertrages durchaus eine längerfristige Arbeit beimDFB vorstellen: «Nein, ich schließe nicht aus weiterzumachen.»
Dass der neuen Troika trotz aller Hilfe-Bekundungen der Bundesligaauch scharfen Gegenwind ins Gesicht blasen wird, beweist allein der«Fall» Rudi Assauer. Der Manager von Schalke 04 erneuerte in der«Welt am Sonntag» erneut seine Vorbehalte: «Diese Drei sollen dendeutschen Fußball nach vorne bringen? Da fehlt mir der Glaube.»
Auch Arsene Wenger, der sich mit einem Bekenntnis zum FC Arsenalselbst aus dem Kandidaten-Kreis für die Völler-Nachfolgeverabschiedet hatte, meldete Bedenken an: «Klinsmann ist sicherintelligent und erfahren, aber Trainer ist ein Job, den man wie jedenanderen auch lernen muss.» Großer Erwartungen setzt hingegen Arsenal-Torhüter Lehmann in Klinsmann & Co: «Es ist gut, dass endlich malintelligente Leute anpacken.»
