1. MZ.de
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. Der Lebensbaum - Grünes Symbol der Ewigkeit

Der Lebensbaum - Grünes Symbol der Ewigkeit

Von Helga Panten 31.10.2008, 08:10

Bonn/dpa. - Scheinbar unberührt vom Auf und Ab des Jahres, von den Wirren des Lebens wächst die immergrüne Thuja. «Arbor vitae» nannten Gelehrte des 18. Jahrhunderts die Pflanze.

Für das einfache Volk wurde der Lebensbaum daraus. Trauernden und aufgewühlten Seelen tut die Klarheit seiner kegelförmigen Gestalt gut. So wurde er zum klassischen Friedhofsbaum.

Wenn andere Bäume blühen, fruchten, Blätter abwerfen oder kahl stehen, hüllt sich die Thuja in schlichtes Grün. Sie wächst langsam, manchmal kaum merklich und scheint sich menschlichen Maßen der Vergänglichkeit zu entziehen. Das macht sie zum idealen Symbol für Ewigkeit. Sie drückt Treue und Beständigkeit aus.

Wer genau hinsieht, erkennt natürlich, dass auch die Thuja dem Wandel der Jahreszeiten unterliegt. Die dunkelgrünen, schuppenartigen Nadeln, die dicht den vielfach gegliederten Zweigen anliegen, nehmen im Winter einen Bronzeton an. Im Frühjahr lassen sich Blüten entdecken. Die vielen gelbbraunen männlichen Blüten fallen mit ihrer Größe von zwei Millimetern mehr auf als die unscheinbaren weiblichen. Aus ihnen entwickeln sich kleine, hagebuttenförmige Zapfen.

Mit Ausnahme des Chinesischen Lebensbaums (Thuja orientalis) entströmt der Thuja immer ein kräftiger Geruch. Unangenehm terpentinartig nennen ihn die einen. Andere entdecken Aromen von Apfelmus mit Gewürznelken in Thuja occidentalis. Thuja koraiensis soll nach Obstkuchen mit Mandeln riechen, Thuja plicata nach Ananas.

Verantwortlich dafür sind flüchtige Öle wie Thujon, Limoneen, Pineen und Kampfer, die stark desinfizierende Wirkung besitzen oder, wie die nordwestamerikanischen Küstenindianer glaubten, die bösen Geister vertreiben. Sie verbrannten Zweige von Thuja occidentalis, um das Böse von ihren Toten fern zu halten, räucherten Räume Verstorbener aus und wuschen die Wände mit Thujazweigen.

Neben immergrünem Kleid und Aroma trug auch die Gestalt der Thuja zu ihrer raschen Akzeptanz als Friedhofsbaum bei. Schlank oder kegelförmig erinnert sie an die frostempfindlichen Säulen-Zypressen des Mittelmeerraumes. Sie galten bereits den Menschen der Antike als Symbol für die Unterwelt und verbanden sich eng mit Tod und Trauer.

15 bis 20 Meter Höhe bei einer Breite von bis zu 6 Metern erreicht der Abendländische Lebensbaum (Thuja occidentalis). Der schnellwüchsigere Riesen-Lebensbaum (Thuja plicata) steht ihm kaum nach. Japanischer (Thuja standishii) und Morgenländischer Lebensbaum (Thuja orientalis) bleiben deutlich kleiner. Sie alle eignen sich als Rahmenbepflanzung für den Friedhof. Für die einzelnen Gräber sind sie zu mächtig.

Aber Lebensbäume besitzen eine große Variationsbreite. Von Thuja occidentalis heißt es sogar, man brauche nur eine Handvoll Samen, um genügend skurrile und eigentümliche Varianten heranwachsen zu sehen. Aus ihnen wurden viele kleinwüchsige Formen und Farbvarianten ausgelesen und als Sorten weiter vermehrt.

Ideal fürs Grab ist beispielsweise die fein-nadelige, frischgrüne 'Danica', deren flachkugelige Polster in 20 Jahren 50 Zentimeter Höhe erreichen. Nur wenig höher wird die mattgrüne, kugelige 'Recurva Nana'. 'Tiny Tim' ist ein graugrüner Zwerg von maximal 100 Zentimetern Höhe. 'Globosa', die schwefelgelbe 'Golden Globe' und die graugrüne 'Teddy' sind weitere langsam wüchsige Kugelformen.

Die breit-kegelförmige 'Rheingold' beeindruckt durch rosa Austrieb im Frühjahr und goldgelbe Benadelung im Sommer. 'Yellow Ribbon' bildet eine schlanke, gelbe Säule. Die goldgelbe 'Europe Gold' passt ebenfalls gut auf kleine Grabflächen.

Ihnen allen sind zwar frische bis nasse, nährstoffreiche, sandig-lehmige und kalkhaltige Böden am liebsten. Bei guter Wasserversorgung begnügen sie sich aber auch mit anderen Böden, solange sie nicht zu sauer sind. Auch Wurzeldruck und Lufttrockenheit können ihnen zu schaffen machen. Frost dagegen erschüttert sie nicht. Selbst bei minus 40 Grad Celsius scheint Thuja occidentalis noch immer wie für die Ewigkeit geschaffen.

Lebensbäume haben nicht nur auf Friedhöfen ihren Platz. Sie sind auch beliebte Gartengehölze. Kugel- und Säulenformen stehen als immergrünes Element in Vor- und Heidegärten und bilden strenge Kontraste zu anderen Koniferen. Schlanke Formen wie 'Melonyana' dienen im mediterranen Garten als Zypressenersatz. Eine wichtige Rolle spielen Thuja als Heckenpflanzen. Sie lassen sich problemlos zurückschneiden und bilden strenge, grüne Mauern, die zwischen 80 und 300 Zentimeter hoch reichen können. Als Heckenpflanzen eignen sich Säulenformen wie 'Columnea', 'Fastigiata', 'Frieslandia' oder 'Smaragd'. Meist reicht es, sie einmal jährlich zwischen Ende Juni und August zu schneiden.