Der Fall: Hinterkaifeck
Hamburg/dpa. - Der Mord wurde nie aufgeklärt, der Hof abgerissen und der Flecken Hinterkaifeck verschwand danach von der Landkarte. An diesem Donnerstag feiert der düstere Film «Tannöd», der nach gleichnamigen Buch von Andrea Maria Schenkel entstand, in den Kinos Premiere.
Einen Tag zuvor, an diesem Mittwoch (23.30 Uhr), zeigt das ZDF die Dokumentation «Der Fall: Hinterkaifeck». Autor Kurt Hieber geht den Ereignissen der Nacht zum 1. April 1922 nach, als sechs Menschen starben. Die Geschichte beflügelt heute noch die Fantasie vieler Menschen: Kinofilme, Theaterstücke und der Bestseller «Tannöd» sind alle inspiriert durch die schaurige Bluttat auf dem Einödhof. Der neue Kinofilm, in dem Julia Jentsch die Hauptrolle spielt, ist gleichzeitig einer der letzten Auftritte von Schauspielerin Monica Bleibtreu, die im Frühjahr 65-jährig starb.
Seit Jahren beschäftigen sich zahlreiche Hobbydetektive mit dem Fall. Auch eine 15-köpfige Abschlussklasse der Kriminalpolizei Fürstenfeldbruck hat sich noch einmal mit dem Sechsfachmord beschäftigt und untersucht, ob dieser Fall heute aufzuklären wäre. Im Internet hat sich eine Art Sonderkommission gebildet. So diskutieren Zahnärzte, Studenten, Juristen, Rentner und Ingenieure im Netz jedes Detail und jede Wendung. Tausende Interessierte surfen auf den vielen Internetseiten, die sich mit der Bluttat befassen.
Dirk Tschapke ist einer von ihnen. Für ihn gibt es keinen Mord in Deutschland, der so viele Fragen aufwirft, so viele Geheimnisse birgt. Deshalb gehen er und viele andere von der selbst ernannten «Soko Hinterkaifeck» jeder Spur nach, analysieren alte Tatort-Fotos mit neuester Software und sammeln vor Ort neue Erkenntnisse. Tschapke sieht darin auch eine Verpflichtung, er will den Opfern ein Gesicht geben. Und tatsächlich sind die Internet-Detektive nach 87 Jahren zu Ergebnissen gekommen. Hiebers Dokumentation begleitet die Recherchen der Polizeischüler und die der Hobbyermittler.