DDR-Vergangenheit DDR-Vergangenheit: Stasi-Vorwürfe setzen den MDR unter Zugzwang
Leipzig/MZ. - Die Drei-Länder-Anstalt MDR ist erneut mit schweren Stasi-Vorwürfen konfrontiert worden. Nach Angaben der Tageszeitung "Die Welt" wurde die durch das ARD-Politmagazin "Fakt" bekannt gewordene Fernsehmoderatorin Sabine Hingst bis 1989 jahrelang als Gesellschaftliche Mitarbeiterin Sicherheit "Christine" geführt. Der Nachrichtenchef von MDR Info, Ingolf Rackwitz, soll als IM " "Wolfgang Texdorf" jahrelang Berichte geliefert haben und durch den sowjetischen KGB geführt worden sein.
Der stellvertretende Personalratsvorsitzende des MDR, Wolfgang Leyn, sei als hauptamtlicher Mitarbeiter des MfS Absolvent der Hochschule des Geheimdienstes. Auch der Literaturkritiker Michael Hametner sei fast sieben Jahre als IM "Detlev Lauer" für die Auslandsaufklärung HVA tätig gewesen. Schließlich sei die Sekretärin von Intendant Udo Reiter hauptamtliche Mitarbeiterin in Leipzig gewesen sein, heißt es. Insgesamt spricht das Blatt von etwa 70 Personen, die bei der Gauck-Behörde erfasst gewesen seien.
Der MDR, der gestern lediglich mit einer mehrzeiligen Pressemitteilung auf die Anschuldigungen reagierte, erteilte allen Betroffenen bis zu einer Prüfung Programmverbot. Weitergehende Nachfragen zum Vorgehen des Senders wurden trotz zahlreicher Versuche abgelehnt. Die Vorwürfe seien weitestgehend bekannt gewesen, heißt es in der Erklärung. Der MDR hat nach eigenen Angaben 1206 Personen, die leitend oder programmprägend tätig sind, bei der Gauck-Behörde überprüfen lassen. In 78 Fällen habe man eine "positive Meldung" über Aktenfunde erhalten. Danach seien einzelfallbezogene Entscheidungen getroffen worden.
Während Sabine Hingst und Ingolf Rackwitz gestern nicht für Stellungnahmen zur Verfügung standen, erklärte sich Literaturkritiker Michael Hametner am Morgen in MDR Kultur. Die erhobenen Vorwürfe seien im Kern richtig, beschämend und schmerzlich, teilte er den Hörern mit. Das Interesse der HVA habe ihm als österreichischer Staatsbürger gegolten.