Costa Rica Costa Rica: Vulkane, Strand und Regenwald

San José/dpa. - Am Fuße des 3820 Meter hohen Chirripogelegen, ist es der Ausgangspunkt für eine der strapaziösestenTouren, die Costa Rica zu bieten hat.
20 Kilometer ist der Anstieg lang und nur in einer Zwei-Tages-Tourmit Übernachtung auf einer eher einfachen Selbstversorgerhütte in3400 Metern zu bewältigen. Der Lohn: eine Wanderung durch unberührtenBergregenwald, ganz oben eine Landschaft, die eher an Schottlanderinnert und ein Blick - wenn die Wolken mitspielen - über denendlosen tropischen Regenwald fast bis zur Karibikküste.
Die Chirripo-Tour, die täglich nur rund 50 Wanderer begehen dürfenund die deshalb Monate im Voraus gebucht werden sollte, ist eines derherausragenden Beispiele für Costa Rica als ein Reiseziel mitvielfältigen Naturerlebnissen. «Reinen Badeurlaub machen hier diewenigsten», sagt der Reiseleiter Ralf Kettner, der seit sechs Jahrenvor allem für den DAV Summit-Club, die Bergsteigerschule desDeutschen Alpenvereins (DAV), solche Touren zusammenstellt.
Costa Rica pflegt sein «klein, aber oho»-Image. Gern lässt es sichdie «Schweiz Mittelamerikas» nennen. Es hat Berge und klare Flüsse,ist ziemlich sauber und politisch neutral - und dann auch noch fastgenauso groß wie die Schweiz in Europa. Dem Raubbau an der Natur hatdas Land seit einiger Zeit einen meist wirksamen Riegel vorgeschoben.Mehr als 30 Prozent der Landes stehen unter Naturschutz, daruntersind 25 Nationalparks - ein weltweiter Spitzenwert. Costa RicasRegenwald war Kulisse für Filme wie «Jurassic Park» und «King Kong».
Der tropische Regenwald soll das touristische Kapital des Landesbleiben. Dabei helfen auch Ausländer wie der Deutsche Jürgen Steinoder der Südafrikaner Carlo Bushoff. «Bitte Schuhe ausziehen», sagtStein vor dem Betreten seiner Lodge. Die «Lodge Selva Bananito» istaus den 20 Prozent Altholz gebaut, das die Holzfäller sonst achtlosliegen lassen - und das er nicht durch harte Sohlen strapaziert sehenwill.
Das stromlose Naturerlebnis am Rande des Amistad-Nationalparks,des größten Regenwaldgebiets in Mittelamerika mit Welterbe-Statusseit dem Jahr 1983, hat allerdings auch seine Schattenseiten: 16 von17 in Costa Rica vorkommenden Giftschlangen sind hier heimisch. «Alsoleuchtet den Weg zum Bungalow mit der Taschenlampe aus», rät Stein.
Der 30-jährige Biologe Bushoff macht auf der «Rafiki-Lodge» aufder pazifischen Seite auch in Öko-Tourismus. Ehemaliges Farmlandforstet er Baum für Baum wieder auf und will die Einheimischen mitArbeitsplätzen von der «Wald ist gut»-Politik überzeugen. In SachenNaturschutz habe Costa Rica zwar viel guten Willen, aber wenig Geld,sagt er. Die staatlichen Umweltaufpasser könnten wegen Autoschädenund Benzinmangels teils gar nicht kommen, wenn sie gebraucht werden.
«Rafting», «Canopy», «Tree-Climbing» - die Schilder am Straßenrandversprechen eher populäre Vergnügungen auf dem Wasser und im Wald. 35bis 65 US-Dollar (29 bis 54 Euro) kostet ein geschwindes Gleitenzwischen den Baumwipfeln per Drahtseil. Inzwischen werben dieAnbieter mit «Canopy»-Touren von mehr als einem Kilometer Länge undrund 15 Stopps auf Wipfel-Plattformen. Generell gilt dabei: CostaRica ist kein ganz billiges Reiseland. Ein Mietauto kostet im Schnittumgerechnet 50 Euro am Tag. Der Eintritt in die Nationalparks schlägtmit 7 US-Dollar (5,75 Euro) zu Buche.
Das Gebiet um den Vulkan Arenal im Nordwesten gehört zu dentouristisch am besten entwickelten Costa Ricas. Der Ruf des Vulkans,einer der vier aktivsten der Welt zu sein, lockt Besucher in Scharen.Jedes Jahr entstehen neue Hotelanlagen. «Wir können das Geländebinnen zehn Minuten evakuieren», ist sich Fabio Cedeno sicher. SeinVater hat die Bungalows «Los Lagos» am Fuß des Vulkans gebaut, der28-Jährige ist der General-Manager.
Sechs Messstationen rund um den Berg sollen rechtzeitig warnen.«Solange der Arenal ständig aktiv ist, ist das alles kein Problem»,sagt Cedeno. Der Lavafluss bleibe gering und kontrollierbar. Heikelkönnte es erst werden, wenn der Vulkan lange schlafen und Energiesammeln würde. Zum Leidwesen vieler Besucher hüllt sich der 1633Meter hohe Berg oft in Wolken.
Klare Sicht auf ein seltenes Schauspiel erhoffen sich Jahr fürJahr Zehntausende von «Birdwatchern». Mit 850 Vogelarten ist CostaRica ein Paradies für Vogelfreunde. Am Monteverde und im Salvegre-Talstehen Scharen von Hobby-Ornithologen zu früher Stunde auf, stellenihre lichtstarken Ferngläser und Teleskope unter die Urwaldriesen undhoffen speziell auf den Quetzal. Die Aufmerksamkeit für den nur etwasmehr als taubengroßen Vogel mit prächtigen Schwanzfedern lebt auchvon einer Legende: Als die Spanier Mittelamerika im Kampf eroberten,soll sich der Vogel auf die blutende Wunde eines Maya-Häuptlingsgesetzt und so zu seinem roten Brustkleid gekommen sein.
«Ich habe heute schon vier Quetzals gesehen», flüstert EldenSorensen, der aus dem US-Staat Washington stammt. Der ehemaligeTraktoren-Verkäufer und sein Reisepartner David Bakemann sindbegeistert: «Die Vögel scheinen in ihrem grün-blau-roten Federkleidzu glühen.» Die beiden 70-Jährigen gehören zu den Zehntausenden von«Birdwatchern» speziell aus den USA, die jedes Jahr sehr leise ihrBeobachtungsglück versuchen.
Im Salvegre-Tal, einst Geheimtipp und jetzt von 25 000 Touristenjedes Jahr besucht, hat der ehemalige Schweißer Melvin Fernandez seitelf Jahren als Vogelkundler sein sicheres Auskommen. Dabei hat der47-Jährige auch Ausdauer-Unterschiede seiner internationalen Klientelbeobachtet: «Die Amerikaner bleiben, bis sie einen Quetzal gesehenhaben. Die Deutschen fahren oft nach einer Nacht - auch ohne Erfolg.»
Die Zahl der deutschen Touristen in Costa Rica dürfte in dieserSaison einen neuen Rekordwert von 70 000 erreichen. Insgesamterwartet das Land 1,2 Millionen Touristen. Es verzeichnet seit Jahrenzweistellige Zuwachsraten. Rund 80 Prozent der Urlauber kommen ausden USA. Außer vom Tourismus lebt das Land vom Export von Kaffee undBananen, von der Ausfuhr von Blumen, Farnen und Früchten. Für dieFreunde architektonischer Höhepunkte ist Costa Rica eher eine Wüste.Weder die Hauptstadt noch die Dörfer wirken auf Reisende einladend.«Für Kulturreisende ist das Land eher nichts», sagt Ralf Kettner.
Dafür gibt es viele Fußballplätze. Praktisch jedes Dorf hat einenmeist gepflegten Platz, auf dem die Schulkinder selbst in größterSchwüle in ihren Uniformen und mit Feuereifern gegen den Ball treten.
Der Zugang zu den Naturschönheiten ist nicht selten beschwerlich.So sind die mächtigen Nauyaca-Wasserfälle nur durch eine einstündigeWanderung über steiles Gelände zu erreichen. Eine Alternative ist einmehrstündiger Ritt, der im Örtchen Barú beginnt. Dafür bieten dieFälle aber auch Badespaß pur. Die Anfahrten zu Lodges, Stränden undzu Ausgangspunkten für Wanderungen können wegen der oft ungeteertenoder mit Schlaglöchern übersäten Wege ebenfalls strapaziös sein.
Ganz einfach dagegen ist der Weg zum Nationalpark Manuel Antonio.Der Flecken am Pazifik hat sich mit seinen 300 Sonnentagen im Jahr zueinem der Badezentren des Landes entwickelt. Mehrere Traumsträndelocken selbst US-Stars wie Bruce Willis und Leonardo di Caprio an.
Die Leguane am Strand, das Gebrüll der Affen im angrenzenden Wald,ein Schwarm Fliegender Fische - die Exotik fasziniert. Auf der Fluchtvor den kalten Wintern in Buenos Aires und auf der Suche nach einemJob hat auch die 41-jährige Elisabeth Gloor ihre Massageliege amStrand aufgebaut. Seit drei Jahren massiert die Argentinierin mitdeutschen Vorfahren müde Badegäste für 50 Dollar. «Es kommen immermehr Europäer, und die sind sparsamer als die Amerikaner», sagt sie.
INFO-KASTEN: Costa Rica
REISEZIEL: Costa Rica liegt in Zentralamerika zwischen Nicaragua, Panama, der Karibik und dem Pazifik. Hauptstadt ist San José.
ANREISE UND FORMALITÄTEN: Die Condor fliegt zweimal pro Woche vonFrankfurt/Main über Havanna nach San José. Umsteigeverbindungen gibtes von verschiedenen deutschen Flughäfen aus unter anderem mit derspanischen Iberia (über Madrid), der niederländischen Martinair (überAmsterdam) und einigen US-Fluggesellschaften (etwa über Miami). BeiAufenthalten bis 90 Tagen ist kein Visum nötig, der Reisepass mussbei der Einreise noch mindestens sechs Monate gültig sein. Bei Stoppsin den USA sind auch die dortigen Einreisebestimmungen zu beachten.
REISEZEIT UND KLIMA: Hochsaison ist in der Trockenzeit vonNovember bis April. Der meiste Niederschlag fällt im September undOktober. Die Karibikküste ist feuchter und unbeständiger als diePazifikseite. Oft ist es sehr schwül und um die 30 Grad heiß.
WÄHRUNG: Für 1 Euro gibt es etwa 585 Colones (Stand: August 2005).Der Euro-Umtausch erfolgt zu schlechteren Kursen als bei US-Dollar.
SPRACHE: Spanisch.
UNTERKUNFT: In Küstenorten gibt es ein oft breites Angebot anHäusern mit meist mittlerem Niveau. Abseits der touristischenHauptrouten sieht es mit Unterkünften wesentlich schlechter aus.Lodges liegen oft in spektakulärer Umgebung, haben aber ihren Preis.