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Champions League Champions League: Wirbel um Werders Regisseur Micoud

Von Michael Rossmann 20.10.2004, 14:23
Werder Bremens Mittelfeldspieler Johan Micoud jubelt am Sonntag (30.05.2004) während der Feier zum Gewinn des DFB-Pokals den Fans auf dem Marktplatz zu. Titelverteidiger Werder Bremen muss in der erstenRunde des DFB-Pokals beim Zweitliga-Absteiger Jahn Regensburgantreten. (Foto: dpa)
Werder Bremens Mittelfeldspieler Johan Micoud jubelt am Sonntag (30.05.2004) während der Feier zum Gewinn des DFB-Pokals den Fans auf dem Marktplatz zu. Titelverteidiger Werder Bremen muss in der erstenRunde des DFB-Pokals beim Zweitliga-Absteiger Jahn Regensburgantreten. (Foto: dpa) dpa

Brüssel/dpa. - Der Grat zwischen Missverständnis undUnverständnis ist beim französischen Fußballprofi Johan Micoud oftgenauso schmal wie der zwischen Lässigkeit und Arroganz. Auch vor demdritten Champions-League-Gruppenspiel an diesem Mittwoch beim RSCAnderlecht hat sich der Wirbel um Werder Bremens Starspieler nochnicht gelegt. Sein verhängnisvoller Fehler beim Spiel in Mainz unddie anschließende Geste haben erneut für Aufregung gesorgt, so wiewenige Tage zuvor zwei Interviews. Micoud, das wurde auch in dieserSzene deutlich, ist ein Mann der Extreme und wirkt zuweilen wie eineFußball-Diva.

Diese wischende Handbewegung am Samstag ist durchaus typisch fürden Profi, der das Spiel der Bremer in den vergangenen beiden Jahrenmit seiner eleganten Art mehr prägte als jeder andere. Drückte sieVerärgerung aus oder war sie ein Zeichen von Gleichgültigkeit? BeiInterpretationen sollten Fußballfans allerdings vorsichtig sein, dennMicoud fühlt sich leicht missverstanden.

So wie vor wenigen Tagen, als ein Interview des Franzosen mitKritik an Trainer Thomas Schaaf für Aufregung in Bremen sorgte, der31-Jährige im Pressedienst des Fußball-Bundesligisten dementierte undsein Unverständnis ausdrückte: «Genau solche Interviews sind es, diemich immer vorsichtiger werden lassen.»

Falsch verstanden? Falsch übersetzt? Auf jeden Fall war Micoud inder «Welt» so zitiert worden: «Thomas Schaaf sollte lieber seineSpieler unterstützen, anstatt sie zu kritisieren. Wenn ich Trainerwäre, würde ich mich hinter meine Spieler stellen. Diese Kritik anmir ist sehr unschön.» Diese Worte passten zur Kritik des Trainers,der nach der Niederlage gegen Bayern München gesagt hatte: «Micoudweiß selber, dass er besser spielen kann.» Doch nun dementierte derSpieler, der seine Form aus dem Meisterjahr in dieser Saison bishernur in Ansätzen gezeigt hat.

So oder so stellt sich Schaaf hinter seinen launisch erscheinendenSpielmacher. «Ich kann den ganzen Wirbel nicht verstehen», sagte derCoach und meinte: «Bei ihm werden natürlich immer höhere Maßstäbeangelegt.» Schaaf hält die erneute Aufregung um Micoud fürübertrieben und wünscht sich Ruhe.

Restlos zufrieden ist die Führungsriege mit dem eigenwilligenSpielgestalter, der erst nach einigen Wirrungen im Sommer seinenVertrag um drei Jahre verlängert hatte, dennoch nicht. So mahnteManager Klaus Allofs an, dass der Franzose endlich sein Sprachproblemlösen müsse, «um diese Missverständnisse zu vermeiden». Im Gegensatzzu seinem Landsmann Valerien Ismael, der schon nach einem Jahr primaDeutsch konnte, teilt der 2002 aus Parma gekommene Micoud sich derÖffentlichkeit nur in seiner Muttersprache oder in Englisch mit.

Micoud fühlt sich oft nicht nur falsch verstanden, sondern auchnicht ausreichend gewürdigt. So hatte er sich - zumindest wenn dieInterviews richtig übersetzt wurden - wiederholt beklagt, dass er inder Equipe tricolore zu wenig Einsätze erhalten hat. Bei seinemBremer Trainer hingegen genießt der 16-malige Nationalspielerallerhöchsten Respekt. «Er ist der Mann, der die traumhaftenSituationen schafft», schwärmte Schaaf. Auch darin unterscheidet sichMicoud von den meisten anderen Bundesligaspielern.