Champions League Champions League: Tief statt Tore: Bayer-Star Franca

Leverkusen/dpa. - Francoaldo Sena de Souza, kurz Franca genannt, ist in der Fußball-Bundesliga doppelt unglücklich. Während seine brasilianischen Stürmer-Kollegen Amoroso und Ewerthon in Dortmund, Giovane Elber in München oder Marcelinho bei Hertha BSC Tore am Fließband produzieren, waren die wenigen Auftritte des 8,5 Millionen teuren Neulings von Bayer 04 Leverkusen nicht mehr als peinliche Darbietungen der Unbeholfenheit. «Das Zweikampfverhalten in der Bundesliga ist viel härter als in Brasilien», klagte Franca in einem Gespräch Trainer Klaus Toppmöller, der seinen Wunschstürmer trotz herber Kritik weiter in Schutz nimmt: «Wir müssen Geduld haben, ihm Zeit geben. Er wird noch Tore machen.»
Nachdem die Bayer-Neuerwerbung zuletzt gegen Maccabi Haifa und bei Hertha BSC recht armselig über den Platz gestolpert war, zählte der 26-Jährige im Champions League-Duell gegen Olympiakos Piräus nicht zur ersten Wahl. «Er hatte nicht die gewünschte Durchschlagskraft», urteilte der Chefcoach, der bei Franca bislang nur «im Training seine Torgefährlichkeit» sehen konnte. Umgesetzt hat sie Franca in der Bundesliga nur ein einziges Mal: Am 24. August mit einem Treffer beim 2:4 gegen den VfL Bochum.
Die Verantwortlichen des deutschen Vizemeisters wollen von einer Fehlinvestition noch nichts wissen und entschuldigen diese eklatanten Startschwierigkeiten (noch) mit der viermonatigen Verletzungspause des Brasilianers. «Nach so einer langen Zeit ohne Spielpraxis ist dies nichts Besonderes», meinte Leverkusens Manager Reiner Calmund. Noch nie hat Leverkusen für einen Spieler so tief in die Tasche gegriffen, von einem Fehleinkauf aber will Calmund (noch) nicht reden. «Ich rechne damit, dass es mit ihm mit Beginn der Rückrunde deutlich nach vorne geht», prognostiziert Calmund, «bis dahin muss er sich durchbeißen und intensiv arbeiten.»
Verrückt machen gilt in Leverkusen also nicht. Schließlich haben Francas brasilianische Vorgänger am Rhein, Emerson, Jorginho oder Zé Roberto ebenso einige Zeit gebraucht, um sich in der Chemiestadt zu entfalten. «Aus ihnen sind auch Weltklasseleute geworden», so Calmund. Nicht alle könnten schließlich auf Anhieb so gut einschlagen wie die Weltklasse-Verteidiger Lucio und Juan. Und dass Franca sein Tore-Handwerk versteht, habe er schließlich in den knapp sechs Jahren zuvor beim FC Sao Paulo gezeigt, bei dem er in mehr als 300 Spielen rund 150 Treffer erzielte. «Diese Tore sprechen doch eine eindeutige Sprache», meinte Calmund. Zudem habe nicht allein Toppmöller für Francas Verpflichtung plädiert. Auch die Scouting-Abteilung von Bayer, die den Torjäger mehr als zwei Jahre vor der bis 2007 datierten Vertragsunterzeichnung beobachtet hatten, stimmten dem Vorhaben zu.
Wie lange der Langmut bei den Bayer-Oberen mit Franca anhält, hängt auch von der Erfolgsquote seiner Kollegen im Sturm ab. Bislang haben sich auch Thomas Brdaric, Oliver Neuville und Co. auch nicht mit Ruhm bekleckert: In 15 Pflichtspielen schoss die Leverkusener Stürmer-Riege nur sieben Tore. In der Saison 2001/2002 hatte Bayer im übrigen mit 77 Treffern die höchste Torquote der Bundesliga.