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Campendonk-Ausstellung zum 50. Todestag

Von Günter Bitala 12.09.2007, 10:15

Penzberg/dpa. - Er war völlig mittellos im Oktober 1911 nach Oberbayern gekommen. Franz Marc und Wassily Kandinsky hatten den talentierten jungen Maler Heinrich Campendonk eingeladen. Elf Jahre wohnte er in Sindelsdorf und später in Seeshaupt am Starnberger See.

Zu seinem 50. Todestag widmet das Stadtmuseum Penzberg dem Künstler eine Sonderausstellung (20.9. - 18.11.) mit mehr als 70 in Deutschland teils noch nie gezeigten Ölbildern, Zeichnungen, Aquarellen, Holzschnitten und Glasfenstern.

Monatelang bereitete die Leiterin des Penzberger Stadtmuseums, Gisela Geiger, die Ausstellung vor. «Die Ausstellung ist zweigeteilt - im Museum zeigen wir Exponate aus unserer eigenen Campendonk-Sammlung sowie Leihgaben aus dem In- und Ausland», sagt Geiger. Ergänzt wird die Schau durch ein Dutzend Campendonk-Glasfenster in der Stadtpfarrkirche Christkönig, darunter das berühmte «Passionsfenster» der Pariser Weltausstellung im Jahr 1937.

Geboren am 3. November 1889 in Krefeld wächst Matthias Heinrich Ernst Campendonk in ärmlichen Verhältnissen auf. Entgegen dem Wunsch des Vaters besucht Campendonk von 1905 an die Kunstgewerbeschule seiner Heimatstadt und schreibt zwei Jahre später: «In letzter Zeit habe ich nur gemalt - Landschaften, Stillleben und Porträts. Ich werde es schaffen, dass man mich annehmen muss.» Trotz großer materieller Not schlägt sich Campendonk durch.

Zufällig erfährt Franz Marc von dem Kollegen. Als Mitglied der «Neuen Künstlervereinigung München» schreibt er am 15. Juli 1911 an seinen Freund August Macke in Bonn: «Ich war ganz überrascht über die Güte von Campendonks Arbeiten. Vielleicht kannst du in Krefeld jemanden für ihn mobil machen.» Auch Wassily Kandinsky setzt sich für Campendonk ein. Auf seine Empfehlung hin kauft der Düsseldorfer Bankier Alfred Flechtheim zwei seiner Bilder. Am 7. Oktober 1911 fährt Campendonk nach Sindelsdorf. Das Ehepaar Franz und Maria Marc kümmern sich um ihn. Er kommt mit den Malern der Künstlergruppe «Der blaue Reiter» zusammen.

Von da an geht es aufwärts. Alfred Flechtheim unterstützt ihn mit einem monatlichen Fixum, im «Kölnischen Kunstverein» wird zum ersten Mal ein Campendonk-Stillleben öffentlich gezeigt. Campendonk ist der jüngste Teilnehmer der beiden Ausstellungen «Der blaue Reiter» 1912 in München und in Köln. Als der Erste Weltkrieg beginnt, siedelt Campendonk nach Seeshaupt über und lebt mit seiner Familie zurückgezogen am Starnberger See. Es entstehen Bilder, die im Widerspruch zu den Schrecken des Krieges stehen. Campendonk malt Tiere und Akte. Er porträtiert die Penzberger Bergwerkshalde, die Siedlungshäuser und Bergwerkskamine.

1922 verlässt Campendonk seine oberbayerische Wahlheimat, um in seinem Geburtsort Krefeld noch einmal neu Fuß zu fassen. Mit Beginn der Nazi-Diktatur verliert Campendonk seinen Professoren-Posten an der Düsseldorfer Akademie. Er verlässt Deutschland in Richtung Amsterdam. In München wird Campendonk als «entarteter Künstler» diffamiert, obwohl er bei der Weltausstellung in Paris von der Kunstkritik gefeiert wird. Im niederländischen Exil wird Campendonk immer stärker von Depressionen bedrückt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg boykottiert er alle Versuche, ihn für den Kunstmarkt neu aufzubauen. Er verbietet, seine Werke öffentlich in Deutschland auszustellen. Am 9. Mai 1957 stirbt Campendonk in Amsterdam. Erst in der Gegenwart fühlt sich seine Familie nicht mehr an dieses Verbot gebunden. Seine Neuentdeckung beginnt. Im vergangenen Jahr wurde Campendonks Ölbild «Das rote Bild mit Pferden» für 2,4 Millionen Euro versteigert.

www.penzberg.de