Breakdance Breakdance: Biegsame Weltmeister
Halle/MZ. - In Bremen siegte sie bei den IDO Breakdance Worldchampionships, den Weltmeisterschaften im Breakdance und verteidigte damit den Titel, den sie schon 2002 gewonnen hatte.
Gegen 18 Gruppen aus 16 Ländern setzten sich die flinken Sechs durch. "Am Ende des Wettbewerbs waren wir unter den vier besten Gruppen", erzählt Nils Klebe. "Zwei davon tanzten dann um Platz Drei und Vier. Wir kämpften gegen eine Gruppe aus Tschechien um den Siegerplatz." Der wurde in einem so genannten Battle vergeben. Dabei stehen sich zwei Tänzer oder Gruppen gegenüber und versuchen, sich abwechselnd mit kühnen Tanzschritten, Sprüngen und Verdrehungen zu beeindrucken und einzuschüchtern.
Der "Battle"-Kampf - ist ein typisches Indiz für den Ursprung von Breakdance. Der Begriff Breakdance stammt aus den 80er Jahren, der Tanz selbst wurde in den 70er Jahren von Jugendlichen in amerikanischen Ghettos erfunden. Breakdance entwickelte sich zu einem wichtigen Element der Hip-Hop-Kultur und war Beschäftigung und Hoffnungsschimmer jenseits von Gewalt und Angst. Die Kontrahenten werden beim "Battle" mit Tanz und bösen Blicken eingeschüchtert statt mit Fäusten. "Heute ist das natürlich reine Show", so Nils Klebe. "Aber trotzdem will man alles geben, um sich nicht zu blamieren."
Bei den Weltmeisterschaften gaben "Da Rookies" wieder alles - und gewinnen ist für sie dabei schon fast Routine. Der neue Titel war bereits die zehnte Siegertrophäe, die sie als Gruppe überreicht bekamen. Unter anderem wurden sie schon Europäische Breakdance-Meister 2000 / 2001, Europameister 2005 / 2006 und Sieger beim Dutch Open, dem ATP-Turnier des Breakdance-Sports 2006 / 2007.
"Wir machen das Tanzen inzwischen hauptberuflich, trainieren einfach sehr viel und haben zusammen so viele Auftritte in aller Welt, dass wir ein absolut eingespieltes Team sind", begründet Nils Klebe den Erfolg der "Da Rookies". "Bei uns sitzt jeder Schritt, jede Handbewegung." Immer wieder entwerfen die sechs jungen Männer neue Choreografien, schauen sich neue Bewegungen und Schritte auf Breakdance-Treffen oder Videos ab. "Man glaubt nicht, dass es immer wieder etwas Neues gibt, was man mit seinem Körper so anstellen kann. Und wir werden nie fertig, neue Elemente einzustudieren." Von den akrobatischen Ausführungen der biegsamen Sechs sind alle begeistert - ob fünfjähriger Steppke oder 80-jährige Oma. "Das macht uns Spaß, zu sehen, wie die alle fasziniert sind von den unglaublichen Verdrehungen."
Breakdance ist sehr akrobatisch. Man unterscheidet zwischen "Powermoves" - das sind Drehungen auf Körperteilen wie Schultern oder Kopf - und "Styles", die sind tänzerischer. Bei den "Da Rookies" hat jedes Mitglied seine Spezialitäten: Marcel Schlosser besipsielsweise, 27 Jahre alt, gelernter Großhandelskaufmann, favorisiert die akrobatischen Elemente und "Freezes", bei denen er mitten in der Bewegung stoppt und diese Figur hält, als wäre er eingefroren. Der 23-jährige Christian Sasse ist Fachmann in Sachen "Styles". Er kann sich scheinbar ohne Grenzen auf dem Boden verrenken und drehen. Er studiert Industriedesign.
Nils Klebe tanzt vor allem schnelle, akrobatische Figuren. Der 26-Jährige führt nebenbei seine eigene Tanzschule in Magdeburg, die "Movement Dance Academy". Philipp Barkholz, der 24-jährige Hallenser, ist auf Salti spezialisiert. Rückwärtssalti mit Schraube sind für ihn zum Beispiel absolut kein Problem. Martin Pluntke, 24 Jahre alt, hat für sich die Sprünge im Handstand entdeckt. Er ist gelernter Krankenpfleger. Und schließlich Michel Meier, gebürtiger Erfurter und 26 Jahre alt, der hat sich auf die tänzerischen Elemente verlegt und entwirft die meisten Choreographien für die Truppe.
Solche Choreografien sind es, die die Jury eines Wettbewerbs schließlich auch vom Können einer Gruppe überzeugen. Ein Auftritt muss immer eine richtige Bühnenshow sein, die eine Geschichte erzählt. Zur Fußballweltmeisterschaft durften "Da Rookies" auf der Berliner Fan-Meile auftreten. "Wenn einem eine Million Leute zujubeln, das ist ein unbeschreibliches, euphorisierendes Gefühl." Aufgrund ihrer vielen Auftritte hätten sie die Weltmeisterschaft am vergangenen Wochenende fast verpasst. Sie können längst nicht bei allen Wettbewerben dabei sein, auch die Qualifizierung zur WM bei den Deutschen Meisterschaften hatten sie dieses Jahr aus Termingründen versäumt. Erst als eine Gruppe ausfiel, nominierte sie das Deutschlandkomitee für den Termin in Bremen nach.
"Da Rookies" bedeutet so viel wie "Die Anfänger" - mit diesem Namen werden sie bei Events wie dem in Bremen inzwischen belächelt. Jeder von ihnen tanzt seit über zehn Jahren Breakdance oder auch Hip-Hop. Vor sieben Jahren fanden sie sich aus zwei Gruppen, der "the real fresh crew" aus Salzwedel und "per-anhalt" aus Magdeburg zusammen und treten seitdem zusammen professionell auf. "Wir sind natürlich froh, dass wir unser Hobby zum Beruf machen konnten", sagt Nils. Gleichzeitig weiß er, dass man diese harte Form des Tanzens nicht sein Leben lang machen kann. Mit 35 Jahren etwa ist Schluss - wenn Knochen und Gelenke bis dahin überhaupt durchhalten. "Die Verletzungsgefahr ist groß", so Klebe. Fast jeden Tag trainieren er und die anderen für mehrere Stunden - das ist für den Körper sehr belastend.
Es definiert ihn aber auch bis zum Letzten aus. "Wir haben Muskeln, wo wir selbst nie geglaubt hätten, dass es da welche gibt." Nicht zuletzt deshalb ist Breakdance vor allem auch bei weiblichen Zuschauerinnen sehr beliebt. "In zehn Jahren sind wir dann aber vielleicht doch nicht mehr so knackig", meint Nils Klebe lachend. "Vielleicht sollte auch deshalb spätestens dann lieber Schluss sein."