Boxen Boxen: Oliver Güttel holt sich verdient WM-Gürtel
Aschersleben/MZ. - In einem spannungsgeladenen Duell mit dem Berliner Ilian Ares geriet Güttels Vorstellung zum absoluten Höhepunkt dieses Boxabends.
Zehn Runden lang duellierte sich Güttel, der derzeit in Leipzig wohnt, im letzten von acht Kämpfen im Rahmen der SES-Boxgala mit seinem Kontrahenten Ares. Genau wie SES-Promotor Ulf Steinforth vorausgesagt hatte, befanden sich beide Boxer körperlich auf gleichem Niveau. Den Ausschlag zugunsten des Ex-Ascherslebeners gab vor allem dessen Konzentrationsfähigkeit. Während sein Gegner die eher kämpferische Linie wählte, überzeugte Güttel mit psychischer Überlegenheit. Selbst ein frühzeitiger Cut über dem Auge konnte Güttel nicht von seiner Linie abbringen. Am Ende war es ein sicherer und überzeugender Punktsieg, der Oliver Güttel mit dem Junioren-WM-Gürtel versüßt wurde.
Begleitet wurde dieser Kampf von der lautstarken und ununterbrochenen Unterstützung für Güttel durch die über 2 000 Boxfans in der Ballhaus-Arena. Unter diesen saßen auch Oliver Güttels Eltern. Während der Vater schon vor dem Kampf vor Optimismus strahlte, schlug Güttels Mutter während des Kampfes die Fan-Trommel und lenkte sich damit ab.
Wie ernst Oliver Güttel seinen ersten WM-Titelkampf genommen hat, zeigt die Tatsache, dass er gut 24 Stunden zuvor - nach Mitternacht und nach dem Konzert der Kastelruther Spatzen - noch einmal die Ascherslebener Arena in Augenschein genommen hatte. "Das war Ablenkung und Motivation zugleich", so der Boxer.
Die von den Zuschauern gefeierte Vorstellung von Oliver Güttel und Ilian Ares ließ das vorangegangenen umstrittene Urteil im Leichtgewichts-WM-Kampf zwischen der Berliner SES-Boxerin Ramona Kühne und der Bulgarin Galina Ivanova einigermaßen vergessen. Beide Boxerinnen lieferten sich im ersten Hauptkampf des Abends ebenfalls ein beeindruckendes Duell. Mit vielen Körpertreffern konnte vor allem die Bulgarin überzeugen. Das sahen allerdings zwei von drei Punktrichtern am Ende anders und kürten Ramona Kühne zur Weltmeisterin. Den Segen der meisten Zuschauer hatte das nicht.
Aus Sicht des Ascherslebener Publikums gab es im ausverkauften Ballhaus noch einen weiteren Höhepunkt. Der einstige Basketballer Falko Besser gab sein Debüt als Box-Profi. Und das gelang nicht schlecht. Über vier angesetzte Runden im Cruisergewicht traf er auf den Berliner René Frank und präsentierte sich mit einem Einstand nach Maß. Bereits in der ersten Runde traf er seinen Kontrahenten wirkungsvoll und schickte ihn im Nachgang auf den Ringboden. Damit gewann Falko Besser seinen ersten Kampf als Profi durch K.o.
Mit Graciano Rocchigiani saß auch eine deutsche Boxlegende am Ascherslebener Ring. Als Trainer betreute er am Freitag Christian Pawlak, der im Kampf um die Deutsche Meisterschaft im Super-Mittelgewicht auf Mirko Kern traf. Kern versuchte aus der Defensive heraus zu boxen, hatte aber zum Auftakt gegen den Rocchigiani-Schützling noch kein Rezept. In der vierten Runde traf Christian Pawlak seinen Gegner mit einer Rechten so wirkungsvoll, dass der zu Boden ging. Das Meisterschaftsduell ging damit nach gut zwei Minuten in der vierten Runde durch K.o. zu Ende.
Am Rande der Veranstaltung bestätigte Graciano Rocchigiani übrigens ein Gerücht, das sich in der Arena breitgemacht hatte. Demnach hatte sein Bruder auf der Fahrt nach Aschersleben wohl die Anfangsbuchstaben des Zielortes verwechselt und war, statt in Aschersleben, in Oschersleben angekommen. Graciano hat sich darüber jedenfalls köstlich amüsiert.
SES-Promotor Ulf Steinforth, der mit seiner Box-Gala nach einem Jahr Pause wieder nach Aschersleben kam, zeigte sich nach der Veranstaltung begeistert. "Im nächsten Jahr sind wir 100-prozentig wieder hier", freute sich Steinforth über die gelungene Veranstaltung und über ein begeistert mitgehendes Publikum in der Ballhaus-Arena.