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Boxen Boxen: «Natascha ist der Klitschko der Frauen»

Von Steffen Brachert 02.11.2007, 19:35

Zerbst/MZ. - 2004 ist die Ragosina nach Anhalt ausgezogen, um eine Box-Karriere zu starten, die eine kaum für möglich gehaltene Entwicklung genommen hat. 15 Kämpfe hat Super-Mittelgewichtlerin in ihrer Statistik stehen: 15 Siege, elf davon durch K.o., sind die eindrucksvolle Bilanz. "Natascha ist der Klitschko der Frauen", sagt Box-Promoter Ulf Steinforth, der Ragosina einst entdeckte und mit seinem Boxstall SES unter Vertrag nahm.

In Dessau machte die 1,81 Meter große Russin ihren ersten Kampf. Dreieinhalb Jahre später ist Ragosina Weltmeisterin der Verbände WIBF, WBA, GBU und WIBA, will sich am 15. Dezember in der Dessauer Anhalt-Arena die Interims-WBC-Weltmeisterschaft holen - und noch etwas Gute tun. Ein Euro von jeder verkauften Eintrittskarte wird an der Förderverein für das Zerbster Schloss gespendet. Der hat sich 2003 gegründet und den Verfall des im Krieg zerstörten Schlosses erst einmal gestoppt. 183 Mitglieder zählt der Verein weltweit. "Wir sind froh", sagt Jürgen Graßhoff, Schatzmeister des Fördervereins, "dass wir durch diesen WM-Kampf in den Mittelpunkt gerückt werden."

Der Kampf ist ein Stück Sportgeschichte. Zum ersten Mal stehen fünf WM-Gürtel auf dem Spiel. Ragosina aber will dieses Risiko. "Die psychische Last ist groß", gesteht die aus Moskau stammende Boxerin. "Aber der Preis ist einer Zarin würdig." Das Wortspiel ist gewollt: Zarin Katharina, die Große, ist einst von Anhalt nach Russland ausgezogen, die Welt zu entdecken. Ragosina ging den umgekehrten Weg. Ein Sieg am 15. Dezember würde die Russin ihrem großen Traum näher bringen: Ragosina wäre nächste Gegnerin von Leila Ali. Die wäre bis März 2008 zu diesem Kampf gezwungen - oder müsste den Titel offiziell niederlegen. "Wir wollen", sagt Steinforth, "den Druck erhöhen."

Doch vor Ali steht Akondaye Fountain, eine 34-jährige Texanerin, die offizielle Nummer 3 der unabhängiger Computer-Weltrangliste und Herausforderin von Natascha Ragosina, die dort als Nummer 2 geführt wird. "Hochklassiger", ist Box-Promoter Ulf Steinforth überzeugt, "geht es nicht."

Drei Jahre ist es her, dass Steinforth eine Box-Weltmeisterschaft in Dessau veranstaltete. Im Juli 2004 war es, als Dirk Dzemski überraschend seinen WM-Titel gegen Sebastian Sylvester verlor. "Schon damals war klar, dass wir irgendwann wiederkommen", erinnert sich Steinforth. "Wir haben aber gewartet, bis wir dem Publikum ein echtes Highlight bieten können. Jetzt ist es soweit."

Im Mai 2000 gab Steinforth seinen Einstand in der Profibox-Szene. Natürlich in Dessau. René Monse gegen Matt Green war damals ein ungleiches Duell überschrieben. "Dessau und hier besonders der Sportchef Ralph Hirsch haben mir die Chance gegeben, diesen Abend zu veranstalten", erinnert sich Steinforth. Steinforth und Hirsch, das ist längst eine Freundschaft geworden, ohne dass der Ragosina-Kampf ein Freundschaftsdienst ist.

"Ein Kreis schließt sich", freut sich Hirsch auf den 15. Dezember und hofft auf eine volle Anhalt-Arena. 3 000 Fans passen rein, beim Boxen vielleicht sogar ein paar mehr. Dass viele Fans kommen, Steinforth hat da Zugeständnisse gemacht. Karten gibt es ab acht Euro. "Das", weiß der Box-Promoter, "ist ein sensationeller Preis, um Box-Geschichte zu erleben."