Boxen Boxen: Mildes Urteil für Gevor nach Ausraster
Hamburg/dpa. - Da ist Khoren Gevor noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen: Der Profiboxer aus Armenien, der am Samstag in Magdeburg nach seiner Disqualifikationsniederlage gegen Robert Stieglitz noch im Ring ausgerastet war, darf ein halbes Jahr lang nicht boxen. Dazu kommt eine Geldstrafe von 5 000 Euro. Das entschied am Mittwoch das Präsidium des Bundes Deutscher Berufsboxer (BDB). "Mit diesem Urteil kann Khoren leben. Damit ist seine Karriere nicht verbaut", kommentierte Gevors Manager Peter Schulze mit großer Erleichterung die einstimmig ausgefallene Entscheidung.
Am Mittwoch gegen 16 Uhr war er von Thomas Pütz, dem BDB-Präsidenten, telefonisch über den Ausgang der Beratung informiert worden. Postwendend überbrachte Schulz seinem Boxer die erlösende Nachricht. Gevor hatte sich nach dem Skandalkampf erst einmal in seiner Wahlheimat Kleve an der holländischen Grenze mit seiner Frau, der Tochter und den beiden Stiefsöhnen abgeschottet.
In seinem vierten WM-Kampf hatte Gevor, nach Punkten klar zurückliegend, Stieglitz in der zehnten Runde mit einem absichtlichen Kopfstoß so schwer verletzt, dass Ringrichter Manfred Küchler ihn disqualifizierte. Daraufhin ging Gevor erst auf Stieglitz' Trainer Dirk Dzemski los und verprügelte dann den Unparteiischen. Acht Sicherheitsleute mussten ihn bändigen und in die Umkleidekabine bringen, die er daraufhin demolierte. Jean-Marcel Nartz als Technischer Delegierter des BDB hatte sich noch am Boxring für eine lebenslange Sperre des 31-Jährigen ausgesprochen.
Dass es nun doch nicht soweit kam, lag an Gevors später Einsicht. Der Boxer entschuldigte sich beim Referee für seine Kurzschlussreaktion. Offenbar hat Gevor auch den Verbandsverantwortlichen glaubhaft versichern können, dass der Angriff auf Küchler eine Affekthandlung gewesen sei, ohne jeden Vorsatz. Zudem hielt man dem Supermittelgewichtler zugute, dass er sich in seiner über zehnjährigen Profi-Karriere bis dahin immer sportlich fair verhalten hatte.
"Eine lebenslange Sperre", sagte Schulze nach Bekanntgabe des milden Urteils, "wäre auch gar nicht gerechtfertigt gewesen." Selbst ein Mike Tyson habe, nachdem er Evander Holyfield ein Stück Ohr abgebissen hatte, nicht lebenslänglich bekommen. "Khoren wird sich nun ein paar Tage Pause gönnen", sagt sein Manager. "Danach werden wir uns noch einmal mit dem Kampf in Magdeburg auseinandersetzen." Und dann wieder zur Tagesordnung übergehen: trainieren.