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Boxen Boxen: Botha nur ein blasser «Weißer Büffel»

Von Frank Harnack 25.10.2009, 11:28
Der Profiboxer Francois Botha aus Südafrika zeigt am Samstag (24.10.2009) in der Anhalt-Arena Dessau-Roßlau nach seiner erfolgreichen Verteidigung des Weltmeistertitels nach Version der WBF im Schwergewicht den WM-Gürtel. (FOTO: DPA)
Der Profiboxer Francois Botha aus Südafrika zeigt am Samstag (24.10.2009) in der Anhalt-Arena Dessau-Roßlau nach seiner erfolgreichen Verteidigung des Weltmeistertitels nach Version der WBF im Schwergewicht den WM-Gürtel. (FOTO: DPA) ZB

Dessau-Roßlau/MZ. - Die gebrochene Schlaghand schmerzt, am rechten Auge blüht ein Veilchen, der Leistenbereich ist nach den vielen Tiefschlägen seines Gegners Pedro Carrion von Blutergüssen regelrecht übersät.

Botha, der Schwergewichts-Weltmeister des Verbandes WBF, sieht nicht nur wegen der körperlichen Probleme wenig glücklich aus. Er weiß, dass er viele Sympathien beim deutschen Publikum verspielt hat mit seinem indiskutablen Auftritt am Sonnabend, als er im Titelkampf mit dem hoch aufgeschossenen Kubaner Carrion überhaupt nicht klar kam und nur dank eines schmeichelhaften Unentschiedens seinen WM-Gürtel behalten durfte. "Ich war nicht schnell genug, hab mein Timing nicht gefunden", räumt er ein. Eine Ursache dafür sieht er im fehlenden Sparring in der Vorbereitung. "Es gab in Südafrika keinen Partner dafür", meint er beinahe entschuldigend und plant deshalb, sich auf seine nächsten Kämpfe entweder in Deutschland oder wie früher in Kalifornien vorzubereiten. Denn dass es weitere Kämpfe des "Weißen Büffels" geben wird, steht für den 41-Jährigen zweifelsfrei fest. Für das von ihm erhoffte erneute Duell mit einem der beiden Klitschko-Brüder hat er allerdings in der Anhalt-Arena das genaue Gegenteil einer Empfehlung abgeben. "Dafür war meine Leistung viel zu schlecht", nickt er bestätigend. Ein Re-Match gegen Carrion - was dieser vehement einfordert - liegt im Bereich des möglichen, wenn dessen Manager Winfried Spiering sich an der Finanzierung des Kampfes mit beteiligt. Das machte Bothas Promoter Ulf Steinforth kurz nach dem Titelkampf deutlich. Ob man Botha und Carrion damit einen Gefallen tut, steht auf einem ganz anderen Blatt. "Die beiden passten nicht zueinander", fand Punktrichter Jean-Marcel Nartz, was natürlich kaum als Begründung für das schwache Niveau des Kampfes herhalten kann. Schließlich ist auch Profiboxen kein Wunschkonzert, sondern ein Geschäft, in dem es selbst in "unteren Ligen" um einige 10 000 Euro geht. Botha ist da immer noch eine wesentlich größere Zugnummer als ein Carrion. Um Weltmeister zu werden, hätte der Kubaner den Südafrikaner schon k.o. schlagen müssen. Optisch aktiver zu sein und viel (auf die gegnerische Deckung) zu schlagen, ist zu wenig, um Champion zu werden.

Diese Erfahrung musste auch der in Köln geborene Italiener Fabio Liggieri machen, der im zweiten WM-Kampf des Dessauer Kampfabends im Mittelgewicht gegen den Albaner Kreshnik Qato auch der bessere Mann zu sein schien. Doch die Punktrichter sprachen sich einstimmig für den Albaner aus, der damit Weltmeister blieb. Schon da reagierte das Publikum in der Anhalt-Arena mit einem gellenden Pfeifkonzert, dass sich nach dem Botha-Carrion-Kampf wiederholte. "Ich verstehe die Leute", räumt Botha tags darauf ein, "die Show war gut, aber der Kampf war schlecht."

Das ärgert den 41-Jährigen, der dem Publikum gern mehr als nur Show bieten möchte. Deshalb führt er seine in der zweiten Runde gebrochene Schlaghand nicht als Ausrede an. "Ich hasse so etwas", sagt er. Bei seiner Rückkehr will er besser vorbereitet sein. Doch zunächst kehrt er zu seiner Familie nach Durban in Südafrika zurück. Ein wenig ausspannen und erholen, mit seinen Hunden am Strand spazieren gehen. Dann steht eine Box-Promotion-Tour quer durch Afrika an, ehe es im November zurück nach Deutschland geht. Sport