Borussia Dortmund Borussia Dortmund: Niebaum kämpft um seine Ämter

Dortmund/Düsseldorf/dpa. - Trotz einer starken vereinsinternenOpposition und heftiger Angriffe von außen will Gerd Niebaum um seineÄmter beim Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund kämpfen. «Ichmache weiter und sehe keine Veranlassung, die Flinte ins Korn zuwerfen», sagte der BVB-Präsident und Geschäftsführer derKommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA) der «Westfälischen Rundschau»(Freitag-Ausgabe). Doch der 55 Jahre alte Jurist hat auch «dasGefühl, dass ich gekillt werden soll», wie er in der «WestdeutschenAllgemeine Zeitung» (Freitag-Ausgabe) zitiert wird.
Möglicherweise wird über Niebaums Schicksal schon binnen kurzerZeit entschieden. Für diesen Sonntag hat der BVB-Aufsichtsratsvorsitzende Winfried Materna nach eigenen Angaben eineaußerordentliche Aufsichtsrats- und Beiratssitzung einberufen. «DieSituation ist höchst angespannt», sagte Materna am Freitag der dpa.Der mit fast 119 Millionen Euro verschuldete börsennotierte Vereinhabe «ein Stück an Vertrauen verloren. Und das müssen wir zurückgewinnen.»
Materna ließ die Frage offen, ob Niebaum eventuell schon amSonntag aus seinen Ämtern getrieben werden soll: «Darauf bekommen Sievon mir keine Antwort.» Die Tendenz indes scheint klar: «Wir müssenmit klarer Offenheit auftreten, wir müssen überprüfbare Meilensteinebei unserem Sparkonzept schaffen. Und es darf nicht mehr öffentlichspekuliert werden.» Dabei verhehlte der Vorsitzende des BVB-Kontrollgremiums nicht, «dass auch der Aufsichtsrat in der Kritiksteht». In einem Interview mit dem Internet-Dienst «sportbild.de»bezeichnete Materna die Stimmung in Dortmund als «im Momentvergiftet».
Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) hatunterdessen erklärt, auf der BVB-Hauptversammlung im November «derGeschäftsführungs GmbH die Entlastung verweigern» zu wollen. Indirektwird damit auch der Aufsichtsrat kritisiert, der nach DSW-Einschätzung seine Kontrollpflichten nicht ausreichend wahr genommenhat. Lieber wäre es den Aktionärsschützern «natürlich» gewesen,Niebaum und dem zweiten BVB-Geschäftsführer, Michael Meier, «direktdas Misstrauen auszusprechen». Schließlich seien beide verantwortlichfür die «katastrophale wirtschaftliche Situation des Unternehmens undden deutlichen Imageverlust in der Öffentlichkeit».
Die Deutsche Fußball Liga (DFL) sieht im «Fall» Borussia Dortmundund Niebaum momentan keinen Anlass, den Verein möglicherweise unterDruck zu setzen. «Für uns ist entscheidend, dass Borussia Dortmund imLizenzierungsverfahren die Auflagen und Bedingungen erfüllt hat»,erklärte DFL-Präsident Werner Hackmann (Hamburg) am Freitag auf dpa-Anfrage. Deswegen gebe es in der DFL «keinen Handlungsbedarf».
Michael Meier hat in der Zwischenzeit versucht, dieFinanzsituation des BVB zu entdramatisieren. Den Verbindlichkeitenvon fast 119 Millionen Euro stünden in der Bilanz «70 Millionen Euroflüssige Mittel» gegenüber. Zudem habe man Buchwerte imLizenzspielerbereich «von rund 30 Millionen Euro». Das werde immerwieder vergessen, «wenn man nur einen Teil der Bilanz sieht».
BVB-Schatzmeister Hans-Joachim Watzke, der bei dem einstigenDortmunder Renommierverein neben Materna als einer der Haupt-KritikerNiebaums gilt, sagte der Dortmunder Zeitung «Ruhr Nachrichten»(Freitag-Ausgabe), er sei «über diese Vorgänge hier fassungslos». Derals Niebaum-Nachfolger gehandelte Reinhard Rauball, vor dem jetzigenPräsidenten Amtsinhaber beim BVB, will sich vorerst zurückhalten undsich «nicht in eine Gruppierung drängen lassen». Von dem ehemaligenBVB-Schatzmeister Werner Wirsing wird Rauball öffentlich als Niebaum-Nachfolger genannt. Wirsing will mit einer Satzungsänderung dieTrennung der Ämter des Vereinspräsidenten und des KGaA-Geschäftsführers erwirken. Die Mitglieder sollen am 14. November übereinen entsprechenden Antrag befinden.