Borussia Dortmund Borussia Dortmund: BVB fährt 2003/2004 Rekordverlust von 67,7 Millionen Euro ein
Dortmund/dpa. - Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund hat wieerwartet im abgelaufenen Geschäftsjahr 2003/2004 einen Rekordverlusthinnehmen müssen. Die Verantwortlichen verbreiten ungeachtet deralarmierenden Zahlen jedoch Zuversicht. Wie die Geschäftsführer deseinzigen börsennotierten Fußball-Bundesligisten, Gerd Niebaum undMichael Meier, am Freitag auf der Bilanzpressekonferenz der BorussiaDortmund GmbH & Co. KG auf Aktien (KGaA) mitteilten, belief sich derKonzernverlust im abgelaufenen Geschäftsjahr (30. Juni) auf 67,7Millionen Euro. Die Schulden stiegen gegenüber dem Vorjahr (73,5Millionen Euro) um 62 Prozent auf 118,8 Millionen Euro. «Wir sind vonder Euphorie des Börsengangs vor vier Jahren in der harten Realitäteines Unternehmens angekommen», gestand Clubchef Niebaum.
Trotz der zuletzt harschen Kritik von Analysten sowie Aktionärs-und Verbraucherschützern am Geschäftsgebaren des BVB gab er sich vorrund 200 Medienvertretern optimistisch, den sportlich wie finanziellangeschlagenen einstigen Branchenriesen durch den eingeschlagenenKonsolidierungskurs mittelfristig wieder in ruhiges Fahrfasser zusteuern. «Dieser Prozess wird aller Voraussicht nach etwa zwei Jahrein Anspruch nehmen und genießt absolute Priorität. Ich bin überzeugt,dass wir den Turn Around schaffen», sagte Niebaum, der von einem«lehrreichen und schmerzhaften Prozess» sprach: «Die letzte Saisonhat uns auf eine harte Probe gestellt. Nun arbeiten wir mit Hochdruckdaran, eine nachhaltige Ergebnisverbesserung schon im nächsten Jahrzu realisieren. Die Ausgaben müssen den Einnahmen angepasst werden.»
Zudem verkündete der Dortmunder Jurist, dass man am Freitag diegeplante Kapitalerhöhung an der Börse durch die Ausgabe neuer Aktienrealisiert habe. Damit verfüge die Borussia nun über frische Mittelvon 24,3 Millionen Euro. «Das ist ein Vertrauensbeweis derAktionäre», meinte Niebaum.
Weitere Schritte des umfangreichen Restrukturierungsprogramms sindeingeleitet. So wurden die Gehaltskosten im Konzern von 67,9(2002/03) auf 55,9 Millionen Euro (2003/04) gesenkt. Allein derProfikader schlug im letzten Jahr mit 46,1 Millionen Euro zu Buche(2002/03: 60,0). Ziel sei es, die Gehaltskosten für die Spieler inder laufenden Saison auf etwa 35 Millionen Euro zu drücken. «Dannhaben wir eine sehr gesunde Relation», so Niebaum, der alsHauptursachen der Finanzkrise das mehrfache Verpassen desinternationalen Wettbewerbs sowie den Einbruch der TV-Einnahmen durchdie Insolvenz der KirchMedia nannte. «Künftig werden wir nicht mehrmit Einnahmen aus Europacup und DFB-Pokal planen.»
Um die enormen laufenden Kosten zu senken, ist auch der kompletteRückkauf des Westfalenstadions geplant. Ein 69-Prozent-Anteil an derArena war vor zwei Jahren für 75 Millionen Euro an die Commerzbank-Tochter «Molsiris» abgetreten worden. Doch das «Sale-and-lease-back-Verfahren» - mit Leasing-Raten von rund 15 Millionen Euro jährlichsollte das Stadion bis 2017 in BVB-Besitz zurückgehen - erwies sichals Kostenfalle. «Wir müssen von den hohen Tilgungsraten runter»,betonte Niebaum: «Das ist wie bei einem Häuslebauer, der sein Hausmöglichst schnell abzahlen will.»
Um die Liquidität weiter zu erhöhen und das Stadion zurückkaufenzu können, wird nach wie vor eine Anleihe beim britischen InvestorStephen Schechter erwogen. Im Raum stehen 120 Millionen Euro. «Dasist denkbar. Möglich ist auch, dass eine andere Gesellschaft dasStadion übernimmt und die Borussia sich alsMinderheitsgesellschafterin daran beteiligt», erläuterte Niebaum.Entschieden ist noch nichts, wenngleich die Modelle schondurchgerechnet worden sind. In Erwägung gezogen wird zudem derVerkauf der Namensrechte am Westfalenstadion.
Manager Michael Meier verwies auf das nach wie vor hoheEigenkapital des Vereins von 80,1 Millionen Euro. Das vergleichbarerBundesligaclubs betrage im Schnitt nur 14,4 Millionen Euro. Er seioptimistisch, weil man das modernisierte, 83 000 Fans fassendeStadion sowie gesicherte Einnahmen aus dem Kartenverkauf habe. Auchim Merchandising-Bereich würden nach wie vor gute Umsätze erzielt.Einnahmen erwartet der BVB zudem durch die Fußball-WM 2006.Allerdings seien auch noch einige Investitionen nötig, um das Stadionauf WM-Standard zu bringen.
Niebaum und Meier, die sich viele kritische Nachfragen gefallenlassen mussten, sind überzeugt, den schwierigen Spagat zu schaffen.«Wir müssen die Wende auf sportlich hohem Niveau meistern», soNiebaum. An einen Verkauf von Spielern ist im Moment nicht gedacht,um die Elf nicht zu schwächen. «Der Erfolg der Mannschaft ist dieBasis. Er ist wichtig für Verein und Fans. Ich hoffe, dass es mit demneuen Trainer Bert van Marwijk sportlich bald wieder aufwärts geht.»