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Biathlon -WM Biathlon -WM: «Rotkäppchen-Festspiele» in Pyeongchang

Von Volker Gundrum und Uwe Jentzsch 18.02.2009, 16:25

Pyeongchang/dpa. - Aberirgendwie pusht mich auch der Gedanke, die Erfolgreichste der WMwerden zu können. Mit noch einer Medaille mehr nach Hause zu fahren,wäre ja auch nicht schlecht. Ich möchte mitnehmen, was möglich ist»,sagte die in Ruhpolding lebende Thüringerin am Mittwoch nach ihremTriumph im Einzelrennen über 15 Kilometer.

So ganz nebenbei baute Kati Wilhelm, die wegen ihrer rot gefärbtenHaare auch optisch zu den auffälligsten Biathletinnen zählt, inPyeongchang auch ihre Führung im Gesamt-Weltcup aus. «Wenn es läuft,dann läuft es», sagte sie. Seit 2001 hat die dreimaligeOlympiasiegerin bei Weltmeisterschaften zwölf Medaillen und fünfTitel gewonnen. Auf einen Start in der Mixed-Staffel am Donnerstag(10.00 Uhr/ARD und Eurosport) verzichtete sie jedoch. «Als derTrainer kam und vorschlug, dass Andrea Henkel laufen soll, war ichsofort einverstanden», erzählte sie. Magdalena Neuner, Michael Greisund WM-Debütant Arnd Peiffer vervollständigen das Quartett desTitelverteidigers.

Schon beim Joggen Stunden vor ihrem Triumph hatte Kati Wilhelm mitdem Mixed-Verzicht geliebäugelt. «Da habe ich auch gedacht, es wäreschön, eine Medaille im Einzel zu gewinnen», erzählte sie. Nach ihremsouveränen Sieg mit zweitbester Laufzeit, einem Schießfehler undeinem Vorsprung von 39,5 Sekunden vor der Slowenin Teja Gregorin undweiteren sieben Sekunden vor der Norwegerin Tora Berger war die 32-Jährige «sehr glücklich, sehr zufrieden.»

Dabei hätte sie sich ihren ersten Sieg im Biathlon-Klassiker über15 Kilometer am liebsten für ihre letzten Olympischen Spiele imnächsten Jahr aufgehoben. «Der Sieg im Einzel war mein heimlichesZiel. Aber den wollte ich mir eigentlich für Vancouver aufheben»,sagte sie. Vor allem die Konkurrenz im eigenen Team hat Kati Wilhelmangetrieben. «Man muss sich seine Stellung immer neu erarbeiten. Ichdenke, das ist auch unser Rezept, warum wir so gut sind, weil sichkeiner ausruhen kann.»

In Südkorea ist der Damen-Wettbewerb zu den Festspielen der KatiWilhelm geworden. Vor der Saison hat sie mit zwei neuen Trainern ihreLauftechnik umgestellt und an der Stabilität beim Schießengearbeitet. Andrea Henkel, bei der letzten WM in Östersund dreimaligeTitelträgerin, ging in Pyeongchang nach insgesamt drei Schießfehlernals Zehnte erneut leer aus. «Es soll hier bei mir einfach nichtsein», sagte die Weltmeisterin von 2005 und Olympiasiegerin ber dieEinzelstrecke.

Im Vorjahr war Kati Wilhelm in einer ähnlichen Situation, als inSchweden gar nichts für sie ging. «Da wird der Druck immer höher,dann kommt eigentlich fast schon Angst, weil man nicht wieder diesesNegativ-Erlebnis haben möchte. Das lässt sich nicht so einfachertragen», gab sie einen jener seltenen Einblicke in die Gedanken-und Gefühlswelt einer Hochleistungssportlerin.

Auch Martina Beck, bei den letzten beiden Weltmeisterschaften mitSilber und Bronze dekoriert, war als 28. genauso chancenlos wieKathrin Hitzer, die nach insgesamt neun Fehlern am Schießstand aufRang 73 landete. «Das ist einfach nur blöd», sagte die Zimmerkolleginder nicht für das Einzel aufgestellten Magdalena Neuner unter Tränen.Vor allem das Duell mit Shooting-Star Neuner hat die zehn Jahreältere Kati Wilhelm beflügelt. «Das hat mich motiviert, ein bischenmehr Gas zu geben.» Klare Worte fand Kati Wilhelm, als sie bei derPressekonferenz von einer russischen Journalistin auf das Doping-Problem in deren Heimat angesprochen wurde. «Fair geht vor», beschiedsie der Fragestellerin.

Immerhin bleiben auch nach dem größten Doping-Skandal in derBiathlon-Geschichte die Sponsoren den Skijägern nach einer Umfrageder Deutschen Presse-Agentur dpa treu. «Das Verhalten einzelnerAthleten sollte nicht zu Pauschalurteilen über eine Sportartinsgesamt führen», erklärte e.on-Ruhrgas-Sprecher Peter Blau. «DieseAussage deckt sich mit den Reaktionen, die wir von den Sponsorenerhalten haben», bestätigte Alfons Hörmann, Vizepräsident fürMarketing der Internationalen Biathlon-Union (IBU).

Nach E-Mail-Drohungen aus Russland gegen Schwedens Biathleten hatdas Innenministerium in Moskau für das Weltcup-Finale im sibirischenChanty-Mansijsk die von den Schweden geforderte Sicherheitsgarantieabgegeben.