Biathlon-WM Biathlon-WM: Flocke wartet auf den Schnee
Oberhof/MZ. - Es ist schon ein seltsames Bild, wenn man den im Mai eingeweihten, knapp acht Kilometer langen Rennsteigtunnel hinter sich hat und in Oberhof ankommt. Am Sonnabend beginnen hier die Wettkämpfe der Biathlon-Weltmeisterschaft, doch vom Schnee, der zumindest nach Meinung eines gelernten Flachländers unbedingt dazu gehört, ist bis auf wenige graue Flecke am Grenzadler und in den Nebenstraßen nichts zu sehen.
Doch das ist kein Problem mehr, seit es den Kunstschnee gibt. Schon im November wurden die Strecke und das neue Schießstadion mit dem weißen Kunstprodukt präpariert - und auch von frühlingshaften Temperaturen unabhängig gemacht.
Trotzdem schaut "Flocke", ein dick eingemummelter Schneemann und Symbol der Biathlon-Festspiele, etwas traurig aus den zahlreichen Souvenirständen. Auch Heike Luck, die unter ihrem Mädchennamen Kaufmann Ende der 70er Jahre Spartakiade-Siegerin und DDR-Meisterin im Skilanglauf war, blickt noch ein wenig ratlos zum Himmel: "Für diese Jahreszeit ist das Tauwetter absolut ungewöhnlich, noch vor einer Woche konnten wir uns ja vor der weißen Pracht kaum retten. Aber am Wochenende erwarten die Meteorologen neue Schneefälle. Vielleicht haben sie ja ausnahmsweise mal recht."
Die letzten Eintrittskarten gehen im Minutentakt über den Verkaufstresen ihres Sportgeschäfts, das sie kurz nach der Wende mit ihrem damaligen Ehemann Karl-Heinz Luck, 1972 olympischer Bronzemedaillengewinner in der Nordischen Kombination, eröffnete. Doch Skier, Mützen und Handschuhe sind nur Dekoration.
Die ersten angereisten Zuschauer lassen sich die gute Laune nicht verderben. Insgesamt werden 250 000 erwartet; allein 3 500 Gäste werden während der Weltmeisterschaft im nur 1 700 Einwohner zählenden Wintersportort ständig wohnen. Zerstreuung für sie gibt es reichlich. Der Biathlon-Weltreisende Michael Steinhäuser aus Altenau im Oberharz sucht für seine knallgelbe Sportjacke, die schon über und über mit Autogrammen verziert ist, noch die letzten fehlenden Unterschriften. "Die deutschen Biathletinnen Martina Glagow und Simone Denkinger fehlen noch in meiner Sammlung."
Andere machen es sich in Oberhofs Kultkneipe "Doppelsitzer" bequem. Der Barkeeper Hartmut Welsch hat für die WM extra ein Mixgetränk mit Becherovka kreiert. "So viel Alkohol ist da nicht drin", versichert er.
Überall im Ort wurden zusätzliche Plätze für Imbissbuden geschaffen, die den allgegenwärtigen Glühweinduft verströmen. Bei der Johanniter-Unfallhilfe vom Kreisverband Bad Langensalza gibt es Original Thüringer Klöße, natürlich stilecht mit Gulasch und Rotkraut. Hilfe erhalten die Johanniter vom Kreisverband Dessau. Zugführer Olaf Kampe, Alexander Niendorf, Lutz Fleischer und Steffen Bankowski kennen das Originalrezept mittlerweile im Schlaf.
Wenn schon Thüringer Spezialitäten, dann darf die Thüringer Rostbratwurst nicht fehlen. Am Montag gibt es im Kurpark ein Riesenspektakel. Kati Wilhelm und Frank Luck, die Biathlon-Olympiahelden von Salt Lake City, werden zwischen ihren sportlichen Einsätzen eine 600 Meter lange Bratwurst anschneiden.
Sollte es doch noch richtig kalt werden - für diesen Fall haben die Oberhofer einen Tipp: In der Robert-Koch-Apotheke liegen die "Fünf Treffer" bereit - ein Erste-Hilfe-Paket unter anderem mit Hustenbonbons, Lippenpomade und Taschenwärmern.