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Biathlon Biathlon: Wer wird die neue ?

Von Thomas Wolfer 27.11.2012, 15:37

Berlin/Östersund/SID. - Wenn die deutschen Skijäger in der Eiseskälte von Östersund um jede Sekunde kämpfen, wird Magdalena Neuner zu Hause wohl entspannt auf ihrem gemütlichen Sofa sitzen. Aus mehr als 2000 Kilometern Entfernung dürfte die Biathlon-Rekordweltmeisterin ebenso gespannt wie die deutschen Fans mitverfolgen, wer in den ersten Einzelrennen des Weötcup-Winters am ehesten in der Lage ist, die große Lücke zu schließen, die die zurückgetretene Ausnahmekönnerin hinterlassen hat. Eine würdige Nachfolgerin ist (noch) nicht in Sicht - Neuner sieht die Situation trotzdem entspannt. „Ich denke, wir haben ein super Team. Das ist ja schon ein bisschen schwarz gemalt worden, nachdem ich abgetreten bin“, sagte Neuner dem Sport-Informations-Dienst (SID): „Da haben alle gesagt: 'Was wird jetzt aus Biathlon?' Ich mache mir da überhaupt keine Sorgen. Die haben wirklich was getan, und sie werden beweisen, dass sie weiterhin stark sind.“ Trotzdem ist der Druck enorm. Gerade für das Frauenteam. Kein Tag vergeht, an dem die Staffel-Weltmeisterinnen Miriam Gössner, Andrea Henkel und Tina Bachmann oder Umsteigerin Evi Sachenbacher-Stehle nicht auf Neuner angesprochen werden.

Aber wer wird nun die neue „Gold-Lena“? Bundestrainer Uwe Müßiggang sagt: „So schnell wird es keine geben, sie war mit ihren Leistungen einzigartig. Niemand ist in der Lage, in ihre Fußstapfen zu treten. Es sollen lieber alle ihren eigenen Weg gehen.“ Das denkt auch Gössner: „Wir müssen als Team erst neu zusammenwachsen.“

Der Biathlon-Boom hatte im März den Höhepunkt erreicht, als täglich bis zu 30.000 Fans an die Strecken nach Ruhpolding strömten, um Neuner und Co. bei der Heim-WM zuzujubeln. „Der deutsche Biathlonsport ist dazu verpflichtet, erfolgreich zu sein“, sagt Müßiggang: „Ich denke, wir können auch ohne Lena Erfolge feiern. Ob es die Topergebnisse werden, da bin ich vorsichtig. In Östersund wird sich zeigen, ob wir Anschluss haben.“

Am Donnerstag steht für die Frauen in Schweden der Klassiker über 15 km auf dem Programm. Nach Platz vier in der Mixedstaffel am Sonntag wollen die Athleten des Deutschen Skiverbandes (DSV) am Mittwoch (17.30 Uhr/ARD) im Männer-Rennen über 20 km das Podest ins Visier nehmen. „Bei den Herren wie bei den Damen haben wir nach den Veränderungen eine sehr homogene Mannschaft“, sagt Müßiggang. Dabei gibt der Bundestrainer zu bedenken, dass Neuner nicht der einzige schmerzhafte Abgang der letzten Jahre war. „Auch Kati Wilhelm, Simone Hauswald und Martina Beck haben aufgehört. Wir haben quasi eine ganze Mannschaft verloren“, betonte der 61-Jährige. Jetzt müsse die zweite Reihe, zu der zum Auftakt auch Franziska Hildebrand (Clausthal-Zellerfeld), Nadine Horchler (Willingen) und Maren Hammerschmidt (Winterberg) zählen, von Anfang an Leistung bringen. Sollte Langlauf-Olympiasiegerin Sachenbacher-Stehle ihre Leistungen stabilisieren, könnte auch sie vorn dabei sein.

Im Herrenteam ist die Situation anders, der Generationswechsel ist bereits vollzogen. Andreas Birnbacher (Schleching) und Arnd Peiffer (Clausthal-Zellerfeld), im letzten Winter Dritter und Vierter des Gesamtweltcups, führen das DSV-Team an. Hinzu kommt neben dem immer noch erfolgshungrigen Dreifach-Olympiasieger Michael Greiss (Nesselwang) eine Gruppe junger Athleten. Simon Schempp (Uhingen), Ex-Weltmeister in der Mixedstaffel, gehört in Östersund genauso dazu wie Florian Graf (Eppenschlag) und Erik Lesser (Frankenhain). „Wir sollten in jedem Rennen in der Lage sein, um die Podestplätze mitzulaufen“, sagt Müßiggang. Im letzten Winter hatte es für die Männer neben fünf Siegen neun Podiumsplätze gegeben. Zum Vergleich: Neuner allein holte zehn Einzelsiege. Im vorolympischen Winter wollen nun vor allem Peiffer und Birnbacher der Weltspitze um Gesamtsieger Martin Fourcade aus Frankreich das Leben schwer machen. „Ich gehe mit breiter Brust in die neue Saison“, sagte Peiffer.