Biathlon Biathlon: Belastende Doping-Vorwürfe gegen Ullrich und Bock
Hamburg/dpa. - Nach den in derARD-Sportschau geäußerten Vorwürfen droht den Skijägern einelangfristige Doping-Diskussion, obwohl Ullrich und Bock dieVorhaltungen zurückgewiesen haben. «Ich habe in meiner gesamtenTrainerlaufbahn niemals einen Athleten dazu angewiesen, Dopingmitteleinzunehmen», sagte Ullrich. Der mittlerweile in Altenberg tätigeBock stellte fest: «Ich mach's nicht und ich habe es nicht gemacht.»
Um im Anti-Doping-Kampf weiter glaubwürdig zu bleiben, wird sichder DSV-Vorstand ganz schnell mit der Angelegenheit beschäftigen.«Derzeit findet eine umfassende Analyse und Überprüfung der Akten undder Sachlage statt. Bei der Präsidiumssitzung am Dienstag wird überdie weitere Vorgehensweise beraten. Wir bemühen uns mit Nachdruck umgrößtmögliche Aufklärung», sagte DSV-Sprecher Stefan Schwarzbach amMontag.
Auch der Deutsche Olympische Sport-Bund (DOSB) befasst sich mitder Angelegenheit. «Wir sammeln alle Informationen», sagte DOSB-Sprecher Gerd Graus. Um im nächsten Jahr an den Olympischen Spielenteilnehmen zu dürfen, müsse Ullrich genau wie die Athleten eineEhrenerklärung unterschreiben, die vor den Sommerspielen in Peking umeine Anti-Doping-Passage erweitert worden war. Ullrich will, das hater schon länger angekündigt, seine Trainerkarriere nach Vancouverbeenden.
Vor allem der ehemalige Staffel-Weltmeister Jürgen Wirth hat kurzvor dem Weltcup-Finale der Biathleten einen der erfolgreichstenBundestrainer in Bedrängnis gebracht. «Frank Ullrich hat uns damalsangewiesen, dieses Mittel Oral-Turinabol einzunehmen, damit wirschneller wieder regenerieren, das heißt, schnellere Erholungsphasenhaben und bessere Trainingsleistungen bringen können», erklärte Wirthin der TV-Sendung.
«Die Vorwürfe von Jürgen Wirth sind ungeheuerlich», erklärteUllrich. Der 51 Jahre alte Bundestrainer, der von 1987 an Trainer derDDR-Nationalmannschaft war und die deutsche Biathlonmannschaft seit1998 trainiert, stellte fest: «Ich lehne grundsätzlich jede Art vonunerlaubter Leistungsmanipulation strikt ab. Jetzt werde ich soschnell wie möglich überprüfen lassen, wie ich gerichtlich gegendiese unwahren Anschuldigungen vorgehen kann.»
Der zweite in der Sportschau aufgebotene Kronzeuge, JensSteinigen, 1992 in Albertville Staffel-Olympiasieger zusammen mitRicco Groß, Mark Kirchner und Fritz Fischer, belastete Ullrich nichtdirekt: «An seine Rolle kann ich mich nicht mehr so im Detailerinnern. Er war nur bei den Gesprächen, 1986, wie es um die konkreteVergabe der Dopingmittel ging, anwesend.» Auch 1991, als Steinigen imZDF-Sportstudio erstmals über Doping-Praktiken in der früheren DDRberichtete, war er in Sachen Ullrich nicht konkret geworden.
Bereits vor 17 Jahren hatte das NOK-Präsidium sich mit derUllrich-Vergangenheit beschäftigt. In einer am 28. Januar 1992veröffentlichten NOK-Pressemeldung hieß es unter anderem, der gegenihn geäußerte Verdacht sei nicht erhärtet worden. Weiter: «Dass dieAussage von Frank Ullrich glaubwürdig erscheint, dass er mitDopingfragen weder als Aktiver noch als Trainer direkt und miteigener Kenntnis befasst gewesen sei.» Ullrich biete die Gewähr,«auch in Zukunft seine Arbeit im deutschen Sport unter Beachtung derRegeln und der Bestimmungen gegen Doping zu leisten.»
Eindeutig waren nun die Aussagen im TV, bewiesen ist jedochnichts. «Wir haben dann die Tablette in den Mund genommen und solltensie runterschlucken und sollten dann die Zunge rausstrecken, dassman's sieht, ob die Tablette noch im Mund ist», sagte Wirth. Auf dieFrage des TV-Reporters ob auch die «Trainer Frank Ullrich undWilfried Bock die Einnahme kontrolliert» hätten, antwortete Wirth:«Die Trainer Wilfried Bock und Frank Ullrich haben die Einnahme auchkontrolliert und damit jeder wirklich diese Tablette nimmt.»Steinigen erklärte auf die Frage, wer ihn damals genötigt habe, dieDopingmittel zu nehmen: «Das waren die damaligen verantwortlichenTrainer, insbesondere der Cheftrainer, damals Herr Bock.»