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Beobachtungsfahrten Beobachtungsfahrten: Große Meeressäuger im Visier

07.09.2001, 08:21
Orcas vor der Westküste Kanadas
Orcas vor der Westküste Kanadas Tourism British Columbia

London/Los Christianos/gms. - Das Land mit den am stärksten wachsenden Aktivitäten im BereichWhale-Watching sei zuletzt Taiwan gewesen, sagt Ben Stewart, Sprecherder IFAW-Europa-Niederlassung in London. Insgesamt beurteile seineOrganisation die Entwicklung als «großartig», sagt Stewart: «Je mehrMenschen sich Wale anschauen, desto besser». Das Whale-Watching seieine Möglichkeit, viel über die Tiere zu lernen - und zugleich auchein Signal an die Länder, die immer noch Jagd auf Wale machen, dasssich mit Walen auch auf unblutige Weise Geld verdienen lässt.

Die meisten Wal-Fans steigen in den USA und in Kanada in dieBoote. Jedes Jahr schwimmen rund 14 000 Grauwale aus der Arktis zuden warmen Gefilden des Pazifischen Ozeans, um sich im Golf vonKalifornien zu paaren. Im flachen Gewässer zwischen dem mexikanischenFestland und der rund 1000 Kilometer langen Landzunge Baja Californiasind von Dezember bis April die großen Meeressäuger die größteAttraktion überhaupt. Vor Australiens Ostküste werden Touren zu denBuckelwalen angeboten, und in Kanada stechen Urlauber in Scharen inSee, um die großen schwarz-weißen Orcas zu sehen, die spätestens seitdem Film «Free Willy» vielen Menschen ein Begriff sind.

Auch die Kanarischen Inseln haben sich zu einem beliebten Ziel fürWalbeobachtungen entwickelt. Zwischen La Gomera und Teneriffa lassensich von den 78 Wal- und Delfinarten, die weltweit noch existieren,immerhin 24 Arten sichten, vor allem Grindwale, aber auch Pilotwale.Die Futterbedingungen sind hier sehr gut: Besonders Tintenfisch, eineLieblingsspeise der Grindwale, ist hier reichlich vorhanden. Auch dieWassertemperatur bleibt zwischen den Inseln vor der westafrikanischenKüste das ganze Jahr hindurch nahezu konstant.

Die bis zu acht Meter langen und bis zu 2500 Kilogramm schwerenGrindwale mit ihrer charakteristischen, rund gebogenen Rückenflosseleben in Gruppen - rund 300 Exemplare allein zwischen La Gomera undTeneriffa. Sie sind zutraulich und neugierig. Die Nähe von Schiffenscheint sie nicht zu stören. Es ist durchaus möglich, Gruppen vonGrindwalen in Gesellschaft anderer Arten anzutreffen, etwa zusammenmit dem Großen Tümmler oder Pottwalen. Daher verwundert es kaum, dassimmer mehr Bootsunternehmen aus den Häfen Puerto Colon und LosChristianos auf Teneriffa zum Whale-Watching aufbrechen. Umgerechnetrund 70 Mark kostet die dreistündige Fahrt pro Person, inklusiveMittagessens und einem Aufenthalt in einer Bucht zum Schwimmen.

Grindwale werden per Sonar geortet. Wale schlafen tagsüber, geradedann, wenn die Boote kommen. Sie schlummern an der Wasseroberfläche.Nachts dagegen, wenn zum Beispiel die Tintenfische aus tieferenRegionen auftauchen, fangen sie ihre Beute. Werden Wale tagsüber oftgeweckt, ergeben sich Stresssituationen, die zu Krankheiten undVerhaltensstörungen führen. Befürchtungen gehen dahin, dass dadurchdie Nachwuchsrate bei den Meeressäugern sinken könnte. «Allerdingsgehen Wale und Delfine viel eher durch Meeresverschmutzung undFischernetze zu Grunde als durch Touristen-Boote», schränkt TillmannBokermann ein, der für Greenpeace Deutschland in Hamburg arbeitet.