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Belgien Belgien: Brüssels buntes Europa - Hauptstadt ist in Feierlaune

Von Bernd F. Meier 09.02.2007, 08:31
Brüssel ist immer für eine Überraschung gut: ein Stück Berliner Mauer direkt vor dem EU-Parlament. (Foto: dpa)
Brüssel ist immer für eine Überraschung gut: ein Stück Berliner Mauer direkt vor dem EU-Parlament. (Foto: dpa) Bernd F. Meier

Brüssel/dpa. - DerRheinland-Pfälzer ist einer der 99 deutschen Abgeordneten imEuropaparlament und pendelt zwischen Brüssel, Straßburg und seinerHeimat bei Koblenz.

Belgiens Hauptstadt ist dem Vorsitzenden der CDU/CSU-Gruppe imEuropäischen Parlament inzwischen ans Herz gewachsen: «Brüssel istVölkervielfalt, bunt und multinational und dabei doch sehrkleinteilig.» In dem östlich des Zentrums gelegenen StadtteilEtterbeek ist Europa als Mikrokosmos unter einem Dach zu Hause: 27Staaten mit mehr als 480 Millionen Einwohnern, seit dem Beitritt vonBulgarien und Rumänien zu Jahresbeginn 2007. Auf einer Strecke vonetwas mehr als einem Kilometer zwischen der Place Luxembourg, derPlace Jourdan und dem kreisrunden Robert Schuman Place konzentriertsich europäisches Politik- und Behördenleben.

Mehr als 120 000 der 970 000 Einwohner Brüssels leben von und mitden europäischen Behörden und Verwaltungen - vom Direktor bis zumPraktikanten, vom Dolmetscher bis zum Botenfahrer. Zu den Brüsseler«Eurokraten» zählen beispielsweise auch die Beschäftigten in denVertretungen der deutschen Bundesländer. Unter ihnen darf derFreistaat Bayern für sich in Anspruch nehmen, das schönste Hausgleich im Schlagschatten des Europaparlamentes zu haben: BayernsBüros sind in einem Schlösschen untergebracht, das mit viel Geschickrestauriert wurde.

Alles das lernen Besucher am besten bei einem geführten Rundgangdurchs EU-Viertel kennen, wie sie die Gemeinschaft «Le Bus Bavard»anbietet. Sacha Seggai ist einer der Tourguides und kann unterwegsinteressante Details erzählen: «Die Unterzeichnung der RömischenVerträge durch die sechs beteiligten Staaten - Belgien, Deutschland,Frankreich, Italien, Luxemburg und die Niederlande - am 25. März 1957gilt als die eigentliche Geburtsstunde Europas.» Damals entstand ausder bereits seit April 1951 bestehenden Europäischen Gemeinschaft fürKohle und Stahl, der Montanunion, die EuropäischeWirtschaftsgemeinschaft.

«Ein bisschen Zufall ist es schon, dass Brüssel nun seit 50 JahrenEuropas Hauptstadt ist», sagt Sacha Seggai. Denn nach derUnterzeichnung der Römischen Verträge haben Politiker aus den sechsbeteiligten Staaten der Überlieferung zufolge gesagt: In BelgiensHauptstadt siedeln wir einige europäische Institutionen an, da sienach dem Alphabet nun mal einfach ganz vorne stand.

So putzt sich Brüssel in diesem Jahr heraus und feiert dasJubiläum: Am Abend des 24. März wird mit Musik und Feuerwerk dasGedenkjahr offiziell eröffnet. Seit Anfang Januar und bis zum 23.Dezember zeigt das Museum der Nationalbank von Belgien gegenüber derKathedrale St. Michael und St. Gudula unter dem Motto «Der Euro unterder Lupe» die Geschichte der europäischen Währung.

Weiter geht es mit der Ausstellung «Blick auf Europa-DeutscheMalerei des 19. Jahrhunderts» (8. März bis 20. Mai) im Museum fürSchöne Künste. Meisterwerke der Sammlungen aus Berlin, Dresden undMünchen zeigen Stationen in Europa, an denen beispielsweise KarlFriedrich Schinkel, Caspar David Friedrich, Carl Spitzweg und anderedeutsche Maler während ihrer Reisen Halt machten.

Als bedeutend wird die von der Europäischen Kommissionunterstützte Ausstellung mit Werken von Leonardo da Vinci eingestuft(18. August bis 16. März 2008). In der riesigen NationalbasilikaSacré Coeur sind Originaldokumente, Modelle von da VincisErfindungen, Skizzen und Notizbücher des Genies zu sehen. Da BelgierComic-Fans sind, darf der Blick der Zeichner auf Europa imJubiläumsjahr nicht fehlen: Unter dem Motto «Europäer betrachtenEuropäer» zeigt das Belgische Comic Zentrum in der Rue desSables/Zandstraat (26. Juni bis 21. Oktober), wie Comic-Künstlerbeispielsweise aus Tschechien, den Niederlanden und aus Frankreichihre Nachbarn in Polen, Deutschland und Großbritannien sehen.

Am «Europatag», dem 5. Mai 2007, wird im Europaviertel dasJubiläum groß gefeiert. Besucher können an diesem Tag der offenenTüren in den gläsernen Büropalästen einen Blick hinter die Kulissendes Parlamentes, der Europäischen Kommission und des Europarateswerfen. Europa-Abgeordneter Werner Langen rät: «Wer diesen Tagverpasst, der kann sich mit einer Gruppe auch über den allgemeinenBesucherdienst, über das Büro eines Abgeordneten oder über dieLändervertretungen zur Besichtigung an einem Wochentag anmelden.»

Auf eigene Faust lässt sich europäisches Flair besonders gut ander Place Jourdan erschnuppern, wo die legendäre Fritterie «MaisonAntoine» Pommes Frites mit 20 verschiedenen Saucen feilbietet.Hartnäckig hält sich ein Gerücht, dass sich an der Bude Minister wieParlamentarier vor anstrengenden Nachsitzungen mit denKartoffelstäbchen stärken. Immerhin muss hier niemand seine Frittenim Freien verzehren, sondern kann sich gleich nebenan ins Warmeflüchten: «Frites acceptées» verkünden Schilder der benachbartenKneipen «Taverne the First» und «Chez Bernard» - welch liebenswertebelgische Lösung.

Informationen: Belgien-Tourismus Wallonie-Brüssel, Cäcilienstraße46, 50667 Köln (Tel.: 0221/27 75 90, E-Mail:[email protected]); Europäisches Parlament, AbteilungBesuchergruppen, Rue Wiertzstraat 43, B-1047 Brüssel (Tel. vonDeutschland: 0032/2/284 34 57, E-Mail: [email protected]).

Internet: www.belgien-tourismus.de; www.europarl.europa.eu;www.europarl.de, www.busbavard.be; www.nbb.be; www.bozar.be; www.expo-davinci.eu.

Denkmal am EU-Parlament - Brüssel ist seit 50 Jahren auch die «Hauptstadt Europas». (Foto: dpa)
Denkmal am EU-Parlament - Brüssel ist seit 50 Jahren auch die «Hauptstadt Europas». (Foto: dpa)
Tourismus Flandern-Brüssel