Bei starkem Wind Lift-Fahrten kritisch prüfen
München/Wien/dpa. - Bei starkem Wind sollten sich Skifahrer gut überlegen, ob sie noch in einen Sessellift oder eine Gondelbahn steigen. «Ich würde nicht alle Verantwortung an den Liftbetreiber abgeben», sagte Prof. Klaus Hoffmann von der Technischen Universität (TU) Wien.
Am Donnerstag (3.1.) war im Skigebiet Kleine Scheidegg in der Schweiz ein Sessellift-Seil aus den Rollen gesprungen, woraufhin einige Sessel auf den Boden geschleudert wurden. Bei dem Unfall kam ein Mann aus Deutschland ums Leben, drei weitere Menschen wurden verletzt. Die Unglücksursache war vermutlich ein Föhnsturm, hieß es bei den Schweizer Behörden. Zur Zeit des Unfalls blies in etwa 2000 Metern Höhe Wind mit einer Stärke von etwa 90 Kilometern pro Stunde (km/h).
Ab wann Wind einer Bahn Problem bereiten kann, sei für Laien allerdings schwer einzuschätzen, sagte Prof. Hoffmann, der an der TU Wien ein System entwickelt hat, dass das Verhalten von Liften unter Windeinfluss misst. «Es gibt Lifte, die halten 100 Kilometer km/h aus, andere einfache Lifte viel weniger.» Auf der sicheren Seite seien Skifahrer bei Windgeschwindigkeiten von 50 bis 60 km/h. «Das ist ein absolut sicherer Bereich», so Prof. Hoffmann.
In den bayerischen Alpen ist bei diesen Geschwindigkeiten bereits Schluss: «Bei 12 Meter pro Sekunde dürfen die Anlagen keine neuen Gäste mehr aufnehmen. Das entspricht etwa 43 km/h Windgeschwindigkeit», sagte Heidi Hagenreiner vom TÜV Süd in München. Ab 57 km/h, das entspricht der Angabe «starker bis stürmischer Wind», dürfe die Anlage laut Betriebsverordnung gar nicht mehr fahren. Diese Vorgaben würden von den Liftbetreibern eingehalten. «Die haben schließlich auch ein Interesse daran, dass nichts passiert.»
Die Liftbetreiber hielten sich zwar an die Vorgaben, bestätigte Prof. Hoffmann. Allerdings seien diese häufig nicht klar formuliert. Müsse die Bahn zum Beispiel ab 50 km/h angehalten werden, könne es passieren, dass sie bei böigem Wind noch fährt. «Der hat mal 40, dann wieder 60 km/h», so Hoffmann. Eine gefährliche Situation sei es, wenn plötzlich Föhnwinde auftreten. «Sie müssen die Leute in der Bahn ja noch hochbringen.» Und schließlich tragen auch die Skifahrer zu kritischen Situationen bei: «Schwingen die im Sessellift hin und her, kann es extrem gefährlich werden.»
Doch selbst wenn ein Seil entgleist, muss es nicht zwangsläufig zu einem schweren Unglück kommen. «Es gibt immer eine doppelte Sicherung», erklärte Heidi Hagenreiner. Für den Fall, dass ein Seil aus der Führung springt, sei 25 Zentimeter tiefer ein «Seilfänger» angebracht. «Es ist allerdings ein offener Fänger. In sehr ungünstigen Situationen kann das Seil auch da rausspringen.» Grundsätzlich könne man aber sagen, dass Seilbahnen zu den sichersten Verkehrsmitteln überhaupt gehören, so die TÜV-Sprecherin.