Bayer Leverkusen Bayer Leverkusen: Die Leiden des Reiner Calmund

Leverkusen/dpa. - In denletzten 15 Minuten einer dramatischen Bundesliga-Saison war der Traumvom Titel endgültig geplatzt, da Borussia Dortmund gegen WerderBremen (2:1) nicht mehr wie erhofft patzte.
«Das ist bitter: Unterhaching und heute», sagte Calmund, der sichseiner Tränen nicht schämte. Zum vierten Mal seit 1997 wurde BayerVize-Meister - doch so dicht dran wie 2000 und am 4. Mai waren dieLeverkusener noch nie. Die Jubel-Bilder aus Dortmund konnte derGemütsmensch, der wie kein anderer Bundesliga-Leid und -Lust offenverkörpert, kaum ertragen. «Das tut weh, aber das ist nun mal so»,sagte er mit tief traurigem Blick.
Der 53-Jährige ist das Herz und Hirn des Vereins, der nimmermüdeMotor des Aufstiegs der Fußball-Tochter des Chemie-Giganten Bayer AGzu einer der besten Fußball-Adressen Europas. «Ich habe mich mit Hautund Haaren dem Verein verschrieben», so Calmund, der Identifikations-und Galionsfigur des Werksclubs ist: «Und ich bin ein positivBekloppter.» Für den gelernten Betriebswirt ist Fußball das Leben.«Calmund ist Bayer 04», bringt es sein Geschäftsführer-KompagnonWolfgang Holzhäuser auf den Punkt.
Seit Calmund 1988 offiziell zum Manager ernannt wurde, hat er vielbewegt. Sein lawinenartiger Wortschwall und seine flotten Sprüchesind legendär. «Für den Titel würde ich mir 20 Kilo Fett absaugenlassen», sagte der XXL-Manager der Bundesliga mit derKonfektionsgröße «Ein-Mann-Zelt» («Stern») einmal. Calmund kokettiertgern mit seiner Leibesfülle, zwängt sich im Namen der Bayer-PR insRhönrad oder haut als «Don Calli» im Zirkuszelt auf die Pauke.
Calmund ist aber auch jenseits von Clownerie und Faxenmacherei einSchwergewicht im deutschen Fußball, dessen Wort gilt und dessenVerhandlungsgeschick gefürchtet ist. Zuletzt war Calmund beim ThemaKirch-Insolvenz und Fußball einer der Wortführer der Bundesliga, dersich vehement gegen einen TV-Boykott («Das ist verpönt») aussprach.
Ungewöhnlich kleinlaut und persönlich tief getroffen war er amEnde der Kokain-Affäre seines ehemaligen Bayer-Trainers ChristophDaum. Dieser Skandal und die anschließende Verpflichtung von BertiVogts, ein eingestandener Irrtum, kratzten an seiner Reputation. «Indem Job kommt die nächste Katastrophe bestimmt», weiß Calmund, derprivat zwei Mal geschieden ist und fünf Kinder hat.
Doch statt einer weiteren Malaise kam Klaus Toppmöller als neuerTrainer - und damit der Erfolg zurück. «Dass wir die verdammteMeisterschale wieder in den letzten Minuten verloren haben, istbitter», meinte Calmund, «doch wir haben die beste Mannschaft undwerden in der nächsten Saison wieder angreifen.» Dies gilt auch fürihn persönlich: Nach vielen Tränen und einer ruhigen Nacht meldete ersich am Sonntag wieder mit altem Tatendrang zurück: «Ich bin wiedervoll da.»