1. MZ.de
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. Basketball: Basketball: Wie Zwillinge

Basketball Basketball: Wie Zwillinge

Von Christoph Karpe 08.11.2012, 20:19

Halle (Saale)/MZ. - Christina Schnorr wählt eine Trinkschokolade mit viel Milch, Julia Gaudermann zieht nach. Kaum hat die Bedienung im "Wonnemond" die Gläser mit bestelltem Inhalt gebracht, greifen die 20-Jährigen zum Löffel und rühren um - tatsächlich synchron. Den ersten Schluck nehmen sie im selben Moment. Wären sie optisch nicht so verschieden - Gaudermann ist 1,67 Meter groß, Schnorr 19 Zentimeter höher - gingen die beiden glatt als Zwillinge durch.

Und Gemeinsamkeiten gibt es reichlich. Beide begannen als Zehnjährige mit dem Basketball zu üben, seit dieser Saison gehören sie zu den SV Halle Lions, beide spielten in der deutschen U-20-Auswahl, beide sind erstmals weg aus ihrer Heimat und Studentinnen an der MLU, beide lieben R & B-Musik. Sie wohnen in einer Dreiraum-Wohnung, teilen sich die Hausarbeit schwesterlich, mögen das gleiche Essen und probieren sich gerade gemeinsam als Köchinnen - "mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg", wie Schnorr grinsend verrät. "Spaghetti klappen prima, nur unser Hühnerfilet ist beim ersten Versuch missraten - außen verbrannt, innen roh", präzisiert Gaudermann ebenso gut gelaunt.

Sich auf das Abenteuer Halle einzulassen - Angebote von anderen Klubs gab es - hatte für Christina Schnorr und Julia Gaudermann auch den gleichen Grund: Patrick Bär. Als im April feststand, dass er Trainer bei den Lions wird, hat er beide angerufen, um sie ins Team zu holen. Weil sie ihn durch seine Arbeit in Nördlingen bei Donau-Ries und die Nachwuchs-Auswahl kannten, sagten sie zu. Schließlich war Bär als "positiver, lebensfroher Mensch" (Gaudermann), der "nicht nur Spaß und Ehrgeiz beim Basketball hat, sondern auch das Zwischenmenschliche beachtet" (Schnorr) aufgefallen. Außerdem kannten sie im Team die Hallenserinnen Laura Hebecker, Julia Kohlmann und Inken Henningsen durch Einsätze im Adler-Dress. Auch die hatten ihnen zugeredet.

Für Julia Gaudermann ist die Umstellung gewaltig. Sie kommt aus dem 800-Einwohner-Örtchen Wetterfeld in Hessen. Der SV Germania, der Gesangverein 1912 und die Landfrauen sind hier die wichtigsten Vereine - den Skatclub nicht zu vergessen. Dort leben ihre Eltern und die zwei Brüder (16 und 17 Jahre). Einzelkind Christina Schnorr zog aus Chemnitz, "was ja so in etwa wie Halle ist", an die Saale. Dort hat sie übrigens auch Bärs Trainer-Anfänge beobachtet.

Drei Jahre - solange haben sie beim SV Halle unterschrieben - wollen die "Zwillinge" nun in Halle Sportwissenschaft (Gaudermann) und Lehramt Englisch / Geografie (Schnorr) studieren und vor allem auch mit den Lions Erfolg haben. "Die Mannschaft ist gerade dabei, zusammenzuwachsen, da ist noch unheimlich Potenzial", sagt Christina Schnorr, die sich auch einen sportlichen Traum erfüllen will: "Mit 15 Jahren hatte ich in Chemnitz meine ersten kurzen Einsätze in der Bundesliga. Doch mit dem ChemCats war es mir nie vergönnt, Playoffs zu spielen. Dieses Gefühl, dabei zu sein, will ich unbedingt nun mit den Lions erleben."

Gaudermann, die vom Zweitligisten Grünberg kam, nickt. Sie denkt genauso. Das Wort Meistertitel nehmen beide nicht in den Mund.