Basketball Basketball: Evans der neue Mann auf der Bank
SANDERSDORF/MZ. - Aber immer noch rechtzeitig für eine ausgiebige TV-Analyse. "Wir haben die halbe Nacht gesessen", meinte Team-Manager Maik Leuschner, "und Gott sei Dank hat es sich gelohnt." Denn wenige Stunden später coachte Evans die Sixers im letzten Spiel des Jahres zu einem knappen 82:78-Heimerfolg gegen die SG Wolfenbüttel. Und konnte sie hinterher auf der Weihnachtsfeier des Vereins dann auch persönlich kennenlernen.
Die Verpflichtung von Chuck Evans setzte ein Ausrufezeichen hinter zehn denkwürdige Tage in Sandersdorf. Nach der Trennung
von Trainer Keith Gray hatte zunächst Ingo Klimmey auf Interimsbasis das Traineramt übernommen, musste jedoch sowohl in der Liga gegen Alba Berlin als auch im DBB-Pokal gegen Nürnberg zwei Niederlagen hinnehmen. In der Zwischenzeit hatte der Vorstand der Sixers fieberhaft mit der Suche nach einem dauerhaften Nachfolger auf der Trainerbank begonnen - und erhielt dabei ausgerechnet von einem Ligakonkurrenten Schützenhilfe. "Nach dem Spiel gegen Alba hat uns Henrik Rödl angesprochen und Chuck Evans empfohlen", bestätigte Maik Leuschner.
Der jetzige Alba-Trainer und frühere Profi kannte Evans aus gemeinsamen Tagen. Der nur 1,80 Meter große und 38 Jahre alte Evans galt in seiner aktiven Karriere als einer der besten Aufbauspieler Europas. Neben dem Engagement bei Alba Berlin war er unter anderem auch bei Bayer Leverkusen, Brandt Hagen und ZSKA Moskau aktiv. Seine Laufbahn als Trainer begann er in diesem Sommer in der ersten britischen Liga bei den Worcester Wolves, wo er jedoch Ende November nach einem Disput mit mehreren Spielern zurücktrat. "Chuck wollte gern nach Deutschland zurück und wir sind uns eigentlich schnell einig geworden", so Leuschner. Die Schützenhilfe von Henrik Rödl dürfte dabei nicht unwichtig gewesen sein, dokumentiert sie doch ganz nebenbei auch das gewachsene Renommee der Sixers in der Basketball-Szene. Wenn ein so bekannter Name wie Evans bei einem Regionalliga-Club an Bord geht, dann lässt dies aufhorchen. "Henrik meinte, er macht es sich damit diese Saison nicht leichter im Aufstiegskampf", lächelte Leuschner über den Coup.
Vertrag bis Sommer 2011
Beide Seiten haben sich zunächst auf eine Zusammenarbeit über eineinhalb Jahre verständigt - und das unabhängig von der Liga. "Natürlich werden wir alles versuchen, in diesem Jahr zumindest noch Platz zwei zu erreichen", meinte Leuschner, "doch wenn das nicht gelingt, dann bereiten wir eben sofort langfristig den nächsten Anlauf zum Aufstieg vor."
Umso wichtiger war der Sieg am Sonnabend. Unübersehbar merkte man den Sixers-Akteuren die Nervosität an, die ein dritter Cheftrainer in nur zwei Wochen nun einmal mit sich bringt. Die Mannschaft leistete sich zahlreiche einfache Ballverluste und machte sich das Leben oftmals selbst schwer. Erst im letzten Viertel, als der von einer Fußverletzung gehandicapte Elton Coffield an der Freiwurflinie die Nerven behielt, konnte ein kleiner Vorsprung herausgespielt werden, der am Ende ausreichen sollte.
"Wir werden jetzt in der Weihnachtspause in Ruhe die letzten neun Spiele vorbereiten. Aber es war uns wichtig, dass Chuck und die Mannschaft sich vorher noch kennenlernen", so Leuschner. Evans fliegt am Montag mit den US-Profis Elton Coffield und Eric Babers nach Amerika und wird Anfang Januar zurückkehren. Ob er im Schlepptau auch neue Spieler haben wird, wollte Leuschner weder dementieren noch bestätigen. Soviel aber ist klar: Die Entscheidung darüber trifft Evans. "Er hat dafür die Kompetenzen erhalten."
Und so legen die Sixers nach Keith Gray ihr Schicksal erneut in die Hand eines deutsch-amerikanischen Trainers mit einem großen Namen als Spieler. Dass sich diese Konstellation im zweiten Anlauf auszahlen wird, ist nicht der einzige Wunsch bei den Sixers. "Worauf ich mich nach den letzten stressigen Wochen freue", sagt Maik Leuschner, "ist einfach etwas Ruhe unter dem Weihnachtsbaum."