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Band Band: Jetzt erst recht!

Von Oliver Seifert 28.11.2003, 13:09

Halle/iposa. - Sie waren sauer. Es gab kein Bier, überhaupt keinen Alkohol backstage. Und die Hoffnungen, die sie sich machten, wurden schon vor der offi ziellen Verkündung von Gerüchten angefressen, wonach die Gewinnerband längst feststünde. Dass sich die Jury aus Musikern, Produzenten und Managern, anders als angekündigt, nur wenig um die teilnehmenden Bands kümmerte, machte die Sache für Pink Cowgirl noch mehr zur „großen Blase“.

Inzwischen haben Pink Cowgirl ganz gut verarbeitet, dass sie beim Sachsen-Anhalt- Ausscheid des f6 Music Award Anfang November in Magdeburg leer ausgingen. Und damit den Endausscheid in Berlin verpassten. Die knappe Kritik der Jury haben sie zwar vernommen – Defi zite im Songwriting, fehlende Hooklines -, doch inwieweit sie mit ihrem Bandkonzept darauf eingehen sollen, ist noch nicht klar. „Wenn man sich so anguckt, was aus den Bands geworden ist, die dort was gewonnen haben“, sinniert Bassist Andreas Hänsel. Siehe Scycs. Pink Cowgirl bleiben sich und ihrem Stil jedenfalls treu. Sie werden nicht auf Teufel komm raus nun massentaugliche Musik machen, nur weil die Herren vom f6 Award nach „fertigen Produkten“ suchen, die sie mit schnellem Gewinn verhökern können. Sie wollen sich selbst hocharbeiten, viele Konzerte geben. Jetzt erst recht.

Musik ist ihnen Herzenssache, sie begleitet ihr Leben, seit sie denken können. Sänger Christian Frosch hat früh beim Stadtsingechor mitgemischt, dann bis zum Stimmbruch im „Rosenkavalier“ und in der „Zauberfl öte“ seine Auftritte gehabt. Klavierunterricht bekam er ab der dritten Klasse. Und Bassist Andreas Hänsel übte sich ab seinem sechsten Lebensjahr an der klassischen Gitarre und belegte beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ Mitte der Neunziger sogar den dritten Platz. Mit 17 stieg er auf E-Gitarre um. Weiß man um diesen Hintergrund, dann ist nachvollziehbar, weshalb sich Pink Cowgirl, seit 1998 aktiv, mit allzu banaler Rockmusik schwer tun. Ihre Mittel machen es möglich, Musik bewusst zu gestalten. Manchmal werde in der halleschen Szene der Vorwurf laut, Pink Cowgirl machten Musik für Musiker, erzählt der 25-jährige Hänsel. Da steckt natürlich auch viel Wertschätzung drin für ihre Funkrock- Songs, die sehr komplex sind, aber niemals akademisch dröge.

Pink Cowgirl, neben Frosch und Hänsel noch Sebastian Richter (Gitarre) und Daniel Lorenz (Schlagzeug), begeben sich auf eine Gratwanderung. Eingängiger zu musizieren, aber die Eigenheiten im Sound beizubehalten. Ein Absturz ist hierbei ausgeschlossen. Sie gucken selbstbewusst nach vorn. Sie sind keine Luftikusse. Frosch hat sich gerade ein Fender Rhodes Mark 1 Piano zugelegt, ein originales 70er-Jahre-Modell. Nebenher probieren sich die Cowgirls noch in einer Jazz-Formation und einem Elektronik- Projekt aus. „Wenn wir Bock drauf haben, machen wir es – trotzdem“. Sagt Sänger Frosch. Es könnte der bandeigene Leitspruch sein.

Pink Cowgirl spielen am 31. Dezember im Café Noir.
www.pinkcowgirl.com