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Bahnrad Bahnrad: Olympiasieger Jens Fiedler hat gedopt

Von Martin Kloth 22.04.2005, 17:20

Leipzig/dpa. - Fiedler ist damit nur drei Wochennach dem Straßen-Profi Danilo Hondo vom Team Gerolsteiner der zweiteprominente Dopingfall im deutschen Verband. «Dadurch fällt einSchatten auf den Radsport», sagte Dieter Kühnle, BDR-Vizepräsidentfür Marketing und Kommunikation.

Fiedler, der in Athen gemeinsam mit Stefan Nimke (Schwerin) undRene Wolff (Erfurt) Gold im Team-Sprint gewonnen und damit seinendritten Olympiasieg nach 1992 und 1996 jeweils im Einzel gefeierthatte, räumte die unbedachte Einnahme des Aufputschmittels ein. Nachdem positiven Ergebnis der A-Probe wird Fiedler, der am 1. Februaroffiziell seine Karriere beendet hatte, auf die Öffnung und Analyseder B-Probe verzichten. «Er hat fünf Tage Zeit, die Öffnung der B-Probe zu veranlassen. Das wird er nicht machen. Er hat ein Medikamentgenommen, weiß aber nicht mehr, welches», sagte Kühnle der dpa.

Der Radsport-Weltverband (UCI) hatte den BDR am Freitag von demFall unterrichtet. Kühnle, im BDR für Marketing und Kommunikationzuständig, informierte Fiedler, der als Betreuer einer Radsportgruppeauf Mallorca gerade ein Radtraining absolvierte. «Ich habe gesagt:Bitte absteigen! Dann war er sprachlos», berichtete Kühnle.

Fiedler reagierte entsetzt auf die Hiobsbotschaft. «Ich habe michimmer für den Kampf gegen Doping eingesetzt und werde das auch weitertun. Ich bin in meiner Laufbahn annähernd 200 Mal negativ getestetworden und muss jetzt nach Ende meiner Laufbahn für eine bodenloseDummheit büßen. Das ist tragisch. Nur eines muss man mir abnehmen:Ich setze den Glanz meiner drei olympischen Goldmedaillen und meinein vielen Jahren Leistungssport erworbene Glaubwürdigkeit doch nichtwegen ein paar Euro aufs Spiel, die bei einem Kirmesrennen zuverdienen sind», sagte der Sachse.

Der viermalige Weltmeister hat nach eigenen Angaben das Medikamentin der Woche vor dem Rennen eingenommen. «Eigentlich wollte ich nureine Autogrammstunde geben, aber dann ließ ich mich doch noch zueinem Start beim Sprint-Rennen überreden», erklärte er. Kühnle: «Erhat sich beschwatzen lassen. An das Medikament hat er nicht mehrgedacht, weil er innerlich kein Athlet mehr war, hat er gesagt.»

Verbandspräsident Rudolf Scharping glaubt nicht an einen bewusstenDopingmissbrauch. «Auch dem BDR erscheint ein bewussterDrogenmissbrauch unverständlich, weil Jens Fiedler zum Zeitpunkt despositiven Tests seine erfolgreiche Karriere als Rad-Sprinter längstbeendet hatte. Dennoch wird der BDR nach den Regeln handeln und allenotwendigen Konsequenzen ziehen», sagte Scharping. Sollte Fiedlerseine noch gültige Lizenz innerhalb der fünftägigen Frist für die B-Probenöffnung zurückgeben, würde er sich der Verbandsgerichtsbarkeitentziehen. «Dann ist der Fall erledigt», sagte Kühnle.

Bei der Bahnrad-Weltmeisterschaft in Los Angeles vom 24. bis 27.März hatte Fiedler sein Debüt als BDR-Betreuer in derNationalmannschaft gegeben. Ob er sich mit seiner unbedachtenMedikamenteneinnahme nun seine Zukunft im Verband verbaut hat, istnoch offen. «Es ist noch zu früh, darüber zu sprechen. Aber eserschwert natürlich einiges. Das ist Dummheit hoch sechs», sagteVizepräsident Kühnle.