Auslandsstudium - Bachelor zu Hause, Master auswärts?
Berlin/Hamburg/dpa. - Seit einigen Jahren laufen diese Studiengänge schon an vielen Hochschulen, und es stellt sich die Frage: Welche Möglichkeiten haben Bachelor- und Master-Studenten, einen Auslandsaufenthalt zu absolvieren?
Eine Studie des Hochschul-Informations-Systems (HIS) habe «bei den Verantwortlichen einen Schock ausgelöst», sagt Stefan Grob vom Deutschen Studentenwerk (DSW) in Berlin. Denn es zeigte sich eine deutliche Tendenz, dass die Auslandsmobilität unter den BA-Studenten nicht gestiegen, sondern im Gegenteil zurückgegangen ist.
Durch die kompaktere Studienordnung und die kürzere Studienzeit bleibe beim typischen BA-Studium über sechs Semester kaum Freiraum, sagt Sebastian Fohrbeck vom Deutschen Akademischen Austausch Dienst (DAAD) in Bonn. Das klassische halbjährige Erasmus-Studium scheint ein Auslaufmodell zu sein. Die Lehrveranstaltungen im BA-Studium werden meist im einjährigen Zyklus angeboten - ein Student würde also aus dem Klassenverband fallen und hätte ein ganzes Jahr Rückstand.
Achim Meyer auf der Heyde vom DSW rät BA-Studenten, den Aufenthalt in eine Phase ohne großen Prüfungsdruck zu legen. Wichtig sei auch, sich früh zu kümmern - um den Studienplatz und um die Finanzierung. Wer BAföG bezieht, bekomme in der Regel auch Auslands-BAföG, sagt Angelika Hau vom Auslandsamt der Uni Hamburg - dieses müsse aber extra beantragt werden. Wird für den Aufenthalt ein Urlaubssemester genommen, muss meist keine Studiengebühr an der Heimatuni bezahlt werden - der Beitrag fürs Studentenwerk dagegen schon.
Die gedrängten BA-Studienordnungen erschweren auch kürzere Auslandsaufenthalte in der vorlesungsfreien Zeit, etwa Praktika: Die Semesterferien sind laut Fohrbeck meist schon durch mehrere Prüfungen belegt. Es gibt aber Hoffnung für Bachelor-Studenten, dass sich etwas ändert: Den Hochschulen werde empfohlen, «Auslandsfenster» einzubauen und die Studiendauer auf sieben Semester zu verlängern, sagt Peter Zervakis, Projektleiter bei der Hochschulrektorenkonferenz in Bonn.
Bessere Voraussetzungen haben schon heute die MA-Studenten. Sie zieht es laut einer DAAD-Umfrage überdurchschnittlich häufig in die Ferne. «Wenn die BA-Studiengänge nicht mobilitätsfreundlicher werden, könnte es zu einer generellen Verschiebung des Auslandsaufenthalts auf die Master-Phase kommen», sagt Zervakis.
Oft erkennen die Hochschulen nach Zervakis' Worten aber Leistungen nicht an, die in einem anderen Land erbracht wurden - auch wenn dies eines der Prinzipien der Umstellung auf BA und MA ist. Grundsätzlich könnten die Hochschulen autonom entscheiden. Reibungslos funktioniere die Übernahme von Leistungsnachweisen nur bei Hochschulen, die ein Partnerabkommen geschlossen haben.
Zervakis rät Studenten deshalb, sich an der eigenen Uni darüber zu informieren. Bei selbst organisierten Aufenthalten sollte mit dem Prüfungsamt geklärt werden, ob die Kurse und Zertifikate kompatibel sind. Gleiches gilt für Studenten, die nach dem BA an der Heimatuni ihr gesamtes MA-Studium im Ausland absolvieren wollen. «Das ist die bestechendste Idee der neuen Studienordnungen», sagt Fohrbeck. Doch auch diese «vertikale Mobilität» sei nicht in jedem Fall möglich.