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Auslandsreisen Auslandsreisen: Gesten können für Missverständnisse sorgen

29.05.2006, 14:34
Das kann Ärger in Spanien geben: Die «Hörnergeste» wird auf der Iberischen Halbinsel als Beleidigung aufgefasst. (Foto: dpa)
Das kann Ärger in Spanien geben: Die «Hörnergeste» wird auf der Iberischen Halbinsel als Beleidigung aufgefasst. (Foto: dpa) Jens Schierenbeck

Frankfurt (Oder)/dpa. - «Probleme kann es immer dann geben, wenn dieselbe Gesteunterschiedliche Bedeutungen hat», sagt die Linguistin CorneliaMüller von der Internationalen Gesellschaft für Gestenforschung inBerlin. Vieles sei zwar gar nicht so unterschiedlich, wie häufigangenommen wird. Deutsche könnten aber vor allem in LändernSüdeuropas in unangenehmen Situationen hinein geraten. «Vor allenDingen kann man damit Menschen beleidigen», sagt die Professorin fürAngewandte Sprachwissenschaft an der Europa-Universität Viadrina inFrankfurt (Oder). «Da können Sie schnell eine dicke Backe riskieren.»

Hier einige Beispiele für Gesten mit mehreren Bedeutungen:

FINGERKREIS: Bei der so genannten Ringgeste formen Daumen undZeigefinger in Kopfhöhe einen Kreis. «Super», «Spitze» oder «Okay»heißt das Prof. Müller zufolge in Europa und Nordamerika. InFrankreich und Südeuropa, etwa in Spanien, sei «der Ring» dagegeneine obszöne Geste, die dem westeuropäischen «Stinkefinger» gleichkommt. In Belgien, Frankreich und Tunesien könne die Geste auch soaufgefasst werden, dass das jeweilige Gegenüber als «Null» oder«Wertlos» beschimpft werde.

VICTORY-ZEICHEN: Unfreiwillig komisch war es, als Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) nach gewonnener Wahl seinenSieg durch das «Victory-Zeichen» unterstreichen wollte. Denn wer dieHand dabei verkehrt herum hält, kann in Großbritannien, aber auch aufMalta oder in Australien arge Probleme bekommen. Zeigt die Handflächebeim V-Zeichen nach innen, heißen gespreizter Zeige- und Mittelfingerdort so viel wie «Steck Dir zwei Finger ins Gesäß». Das kann unterUmständen sogar beleidigender sein als der gereckte Mittelfinger.

SCHLAG IN DIE HAND: Mit der Faust in die offene Handfläche zuschlagen, kann unter Umständen für Probleme sorgen. Während Menschenin weiten Teilen Europas und Nordamerikas damit Ärger ausdrücken,signalisiert die Geste im Nahen Osten eine Aufforderung zum Sex. InWestafrika bedeutet der Schlag in die Handfläche «Einverstanden».

DAUMEN HOCH: Der nach oben gereckte Daumen wird in Mitteleuropaweithin als Zeichen der Tramper benutzt. Wird er auf- und abbewegt,ist er allerdings in vielen Mittelmeerländern, aber auch in Russland,im Mittleren Osten sowie in Teilen von Afrika und Australien eineobszöne Beleidigung. Besonders in der Türkei gelte die Geste außerdemals Einladung zu homosexuellen Praktiken.

HÖRNER: In jedem Fall vermeiden sollten Touristen in Spaniengegenüber Männern die «Hörnergeste», bei der Daumen, Zeigefinger undkleiner Finger von der Faust abgespreizt werden. Damit bezichtigt manlaut Müller sein Gegenüber als betrogenen («gehörnten») Ehemann.

Anders als in Deutschland signalisieren sich die Menschen inmanchen Ländern außerdem Zustimmung und Ablehnung. Andere Gesten fürdas Verneinen gibt es etwa in Indien, Bulgarien, Griechenland undSüditalien. Ein «Ja» wird dort durch das Links-Rechts-Wackeln desKopfes ausgedrückt. Das «Nein» dagegen ist kein Kopfschütteln,sondern eine Kopfbewegung aus der neutralen Position nach oben undhinten. Auch das kann für Missverständnisse mit Einheimischen sorgen.