Arte Arte: Von Superman zu Spiderman

Starßburg. - In den USA lebt eine ganze Industrie von diesen Helden. Superman, Batman, Spiderman alles urbane Helden, die im Dschungel der Städte durch die Neurosen der modernen Welt hervorgebracht werden. Die zeitgenössischen Autoren die sich der großen Mythen annehmen, leben in New York, das an die Stelle des altgriechischen Olympia tritt. Die Super-Helden, die ihre übernatürlichen Kräfte in den Dienst eines großen gemeinsamen Schicksals stellen, sind sowohl eine wunderbare Möglichkeit, sich in eine fiktionale Welt zurückzuziehen, als auch ein wichtiges Propagandamittel zur Festigung amerikanischer Werte. Seit den Anfängen im Jahr 1938, als die beiden 17-Jährigen Siegel und Schuster die Figur von Superman erfinden, hat sich das Genre ständig weiterentwickelt.
Die ersten Super-Helden während des Zweiten Weltkriegs treten als Hüter der freien Welt auf; Batman geht gegen die Unterwelt vor und Captain America, Captain Marvel, die "Ligue for Justice" oder auch die "Justice Society of America" kämpfen gegen die Nazis und stehen regelmäßig dem Führer höchstpersönlich gegenüber. Und nach Ende des Krieges verschreiben sie sich dem Kampf gegen den Kommunismus und versuchen Amerika vor der "Roten Gefahr" zu bewahren. Die Geschichten sind sehr erfolgreich, und immer mehr Publikationen erscheinen. Eine erste Generation von Autoren setzt sich durch: Joe Simon und Jack Kirby, Carmine Infantino, Bob Kane u.a. Als gegen Ende der 50er-Jahre die Inspiration nachzulassen beginnt (der Kampf musste anscheinend mangels Kämpfern eingestellt werden!) haben einige Autoren die geniale Idee, das Genre mit der Erfindung von Super-Bösewichtern neu zu beleben, was für den dramatischen Aufbau der Geschichten neue - scheinbar unerschöpfliche - Möglichkeiten ergibt. Neue Personen kommen hinzu, die Erzählform wird moderner, es taucht der neue Gedanke auf, dass das Böse das unverzichtbare Alter ego des Guten ist. Während eine neue Generation von Helden entsteht, werden an den alten kleine Veränderungen vorgenommen: Es wird jetzt meist auf das Doppelleben dieser Helden und den sich daraus ergebenden Schwierigkeiten abgestellt. Die Jugendlichen fühlen sich wegen der Identitäts- oder Integrationsprobleme dieser "anderen" Super-Helden wie Spiderman, Silver Surfer, The Fantastic Four angesprochen. Der Erfolg ist überwältigend, und die großen Verlage, wie Marvel oder DC Comics behaupten ihre Vormachtstellung und entwickeln sich zu riesigen Unternehmen.
Der sehr produktive Autor Stan Lee revolutioniert das Genre zu Beginn der 60er-Jahre mit der Idee, seine Geschichten an die Welt seiner Leserschaft anzupassen. Mit ihm halten sämtliche Themen, die die Jugend beschäftigen, in die Comics Einzug, die auf diese Weise zum ständigen Spiegel einer Gesellschaft im Umbrich werden: Drogen, Gewalt, Arbeitslosigkeit, Beziehungsprobleme, Rassismus, Hippies, das Vietnam-Trauma. Auch die zeichnerische Ausführung macht eine tief greifende Entwicklung durch: Während der Stil eines Jack Kirby zur Reife gelangt, setzen sich neue Zeichner wie Neal Adams, Gil Kane, John Romita, Jim Steranko oder Gene Colan durch, die sich mehr gestalterische Freiheiten nehmen, mit schwungvolleren Linienführungen arbeiten und viel Farbe verwenden. Beim starken Einfluss der amerikanischen Comic-Texter und -Zeichner ist es seither geblieben, und dieser hatte sowohl in den USA als auch in der übrigen Welt Auswirkungen auf Kunstschaffende der unterschiedlichsten Richtungen. Bekannte Regisseure wie Steven Spielberg, Tim Burton, George Lucas oder Terry Gilliam beziehen sich ausdrücklich auf diese Kultur, und das Aufkommen neuer Technologien für Spezialeffekte hat sie in die Lage versetzt, das Genre neu zu beleben und ein weiteres Kapitel Comic-Geschichte zu schreiben.