Armut in Aschersleben Armut in Aschersleben: Sozialamt hilft einer verzweifelten Familie
Aschersleben/MZ. - Eigentlich sollte mit der Geburt von Tochter Gina Sophie und der Eröffnung eines kleinen Geschenkartikel- und Korbwarenladens in der Langen Reihe in Aschersleben vor knapp einem Monat im Leben von Kay Gonschorek und Jana Junge alles besser werden. Doch statt Sicherheit und Wohlstand machte sich in der jungen Familie in den vergangenen zwei Wochen jede Menge Ärger und Verzweiflung breit. Denn die beiden sind inzwischen so gut wie pleite. Der Laden läuft nicht wie erhofft und hat bislang nur minus gemacht. "Uns stehen nur das Erziehungs- und Kindergeld zur Verfügung. Das sind zusammen kaum mehr als 900 Mark im Monat", so Gonschorek. "Damit kann ich meine Familie nicht ernähren", war der Ascherslebener vor kurzem noch völlig verzweifelt.
Doch jetzt könnte sich für die junge Familie doch wieder alles zum Guten wenden. Dank der Kulanz des Sozialamtes des Landkreises. Die Behörde will Gonschorek, seiner Freundin und der kleinen Tochter für die kommenden drei Monate finanziell unter die Arme greifen. Das kündigte Marianne Pinkes, Chefin des Sozialamtes, gestern Nachmittag an. Damit fällt Gonschorek ein großer Stein vom Herzen. Denn die Behörde hatte eine finanzielle Unterstützung in erster Instanz bereits zu Recht abgelehnt. "Nach Gesetz steht einem Selbstständigen eigentlich keine Sozialhilfe zu", erklärt Frau Pinkes die Sachlage. Damit hätte der 32-Jährige seinen bislang verlustbringenden Laden nach gerade einmal einem Monat wieder aufgeben müssen.
"Schließlich muss er als Sozialhilfeempfänger dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Das wäre bei einem Geschäft aber nicht der Fall", so die Chefin des Sozialamtes. Dass er zumindest vorerst seinen Laden behalten darf und trotzdem Unterstützung bekommt, hat er der Fachaufsicht des Sozialamtes mit Petra Stark an der Spitze sowie Marianne Pinkes zu verdanken. Nach einer erneuten Prüfung des Falles sollen für eine Übergangszeit von drei Monaten nun erst einmal verschiedene Beihilfen gezahlt werden. "Wir haben uns dafür entschieden, da im Moment nicht abzusehen ist, ob sich das Geschäft vielleicht doch noch besser entwickeln wird", begründet Frau Pinkes die Entscheidung. Doch ewig währt die Geduld des Sozialamtes nicht. Schließlich sei das anderen Selbstständigen gegenüber ungerecht, stellt Marianne Pinkes klar. So soll in drei Monaten die geschäftliche Situation des Geschenkartikel- und Korbwarenladens erneut geprüft werden.
"Sieht es bis zu diesem Zeitpunkt nicht besser aus, muss Herr Gonschorek das Gewerbe aufgeben, um finanzielle Unterstützung zu bekommen", so die Sozialamtschefin. So weit in die Zukunft denkt Kay Gonschorek im Moment noch gar nicht. Er war gestern erst einmal glücklich über die Entscheidung. "Es ist toll, dass ich eine zweite Chance bekomme."