Alkoholkonsum im Sportverein: Einschränkung vereinbaren
Hasselroth/dpa. - Die Bierdusche nach dem Sieg, die Flasche Sekt für die Erfolgreichen oder der Kummertrunk nach der Niederlage: Alkohol gehört für viele Freizeitsportler nach dem Spiel dazu.
Erleben Kinder und Jugendliche dies regelmäßig mit, wachsen sie schnell in einen unbedachten Alkoholkonsum hinein, warnt Harald Schmid, Botschafter der Kampagne zur Suchtvorbeugung «Kinder stark machen», anlässlich der «Aktionswoche Alkohol 2009» (13. bis 21. Juni). «Manche Sportvereine haben eine Kultur, die eng mit Alkohol verknüpft ist», sagte der ehemalige Spitzensportler aus Hasselroth in Hessen.
Jugendmannschaften empfahl Schmid, gemeinsam Vereinbarungen zu treffen. Sie könnten zum Beispiel sagen: Wir sind zwar alle 16 und dürfen Bier trinken, aber für uns steht die sportliche Leistung im Vordergrund. Daher hören wir nach einem Glas auf. «Wenn sich alle daran halten, dann hat man auch mehr Chancen, dass Alkohol nicht missbraucht wird.»
Vor allem aber sollten Erwachsene einen verantwortungsvollen Umgang vorleben, forderte Schmid. Dazu müssen sich alle Funktionäre und Mitglieder zunächst klar machen, welchen Stellenwert Alkohol im Vereinsleben hat - und übereinkommen, wie sie mit dem Thema umgehen wollen. «Trainer und Betreuer sind sehr wichtige und sehr akzeptierte Personen für junge Sportler», erläuterte der Rekord-Hürdenläufer. «Wenn die sagen, Alkohol ist nicht so günstig, dann werden die Kinder und Jugendlichen das eher annehmen als von anderen Erwachsenen.»
Die meisten Vereine, die sich für eine «neue Kultur» beim Thema Alkohol entscheiden, haben Schmids Beobachtung nach damit mehr Erfolg als Misserfolg. Als Beispiel nannte er einen Verein in seiner Nähe: Dort wird bei Kinder- und Jugendveranstaltungen keinerlei Alkohol ausgeschenkt. «Trotzdem stimmen die Stimmung und die Kasse.»
Die «Aktionswoche Alkohol» ist eine gemeinsame Kampagne der Bundesdrogenbeauftragten, der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen.
«Aktionswoche Alkohol»: www.aktionswoche-alkohol.de
In Deutschland gelten 1,3 Millionen Menschen als alkoholabhängig, manche Quellen sprechen von 2,5 Millionen. Experten gehen davon aus, dass bundesweit pro Jahr bis zu 70 000 Männer und Frauen an alkoholbedingten Krankheiten sterben. Häufigste Todesursache ist dabei die alkoholische Leberzirrhose. In Bayern ist die alkoholbedingte Sterblichkeit am geringsten, in Mecklenburg-Vorpommern am höchsten. Etwa 10 Millionen Menschen legen nach Einschätzung der Fachleute mit täglichem Alkoholkonsum ein «riskantes» Trinkverhalten an den Tag. Nur zwei von zehn Abhängigen finden den Angaben zufolge den Weg zur Beratung oder zu einer Therapie. Suchtexperten fordern daher von Haus- und Klinikärzten frühzeitige Intervention.