Alemannia Aachen Alemannia Aachen: grüßen den FC Bayern

Aachen/Köln/SID. - Dass die Stars von Bayern München auswärts mit stürmischem Beifall begrüßt werden, hat Seltenheitswert. Auf der Tribüne rollten derweil Fans des finanziell maroden Drittligisten Alemannia Aachen zur Begrüßung des Rekordmeisters ein Transparent aus mit dem römischen Gladiatoren-Spruch „Ave, morituri te salutant“ (Die Todgeweihten grüßen dich).
Am Ende sorgten die Benefiz-Bayern in der Fußball-Hochburg wieder für einen Funken Hoffnung, wie schon 1974 und 1999, als die Alemannia ebenfalls vor dem wirtschaftlichen K.o. stand. „Solch ein Klub darf nicht von der Fußball-Landkarte verschwinden“, appellierte Bayern-Coach Jupp Heynckes, der als ehemaliger Gladbacher im Münchner Tross die Bedeutung des Traditionsklubs am ehesten einzuschätzen weiß. Das Ergebnis von 5:2 für die Bayern interessierte allenfalls am Rande.
Spiel bringt 600.000 Euro für Alemannia
Der Bundesliga-Spitzenreiter freute sich, einen Tag nach dem gelungenen Rückrundenstart in der Bundesliga (2:0 gegen SpVgg Greuther Fürth), seinen Beitrag für eine Finanzspritze von rund 600.000 Euro netto geleistet zu haben. Angesichts der aktuellen Liquiditätslücke von 1,5 Millionen Euro könnte die Einnahmen nach der im November beantragten Insolvenz für Aachen lebenswichtig sein, ließ der vom Gericht eingesetzte Sachverwalter Rolf-Dieter Mönning wissen und verneigte sich vor den selbstlosen Bayern. Noch am Sonntagmorgen schien die Austragung des Spiels wegen der Schneefälle in Gefahr. Schon am frühen Morgen um 7.30 Uhr fanden sich Freiwillige zum Schippen.
Am Nachmittag demonstrierten schließlich 31.600 Zuschauer ihre Solidarität mit ihrem Klub. Vor den Eingängen hatten sich Spieler aus dem Jugendteam mit Sammelbüchsen positioniert, der siebenjährige Tim überreichte den Klubverantwortlichen das Sparschwein mit seinem gesammelten Taschengeld. Für eine Versteigerung hatten die Bayern ihre Trikots dagelassen, und auf den Rängen reckten die Fans ihre gerade erworbenen Schals „Rettungsspiel - 20. Januar 2013 - Tivoli“ in die Höhe - Aachen kämpft um seine Alemannia. „Hier wird Fußball gelebt“, unterstrich Heynckes, „ich habe hier schon 1964 selbst gespielt“, ergänzte er, meinte jedoch den alten Tivoli. Die neue Ausgabe des Stadions riss den einstigen Bundesligisten (1967 bis 1970 und 2006/07) in den Schuldensumpf.
Spielbetrieb bis Saisonende wohl gesichert
„Wir sind relativ weit weg, mitfühlen ist daher schwierig. Aber wir sind gekommen, um zu helfen. Und das haben wir gern getan“, sagte Nationalspieler Toni Kroos. Mit dem Auftritt der Bayern scheint zumindest der Spielbetrieb bis zum Saisonende gesichert, für die Zeit danach war im Vorfeld bereits ein Neuanfang in der Regionalliga angekündigt worden. Nur noch ein ganz intensiver Geldregen könnte die Alemannia davor bewahren. Derzeit geht für den Tabellen-18. darum, mit einem kostensparenden, in der Winterpause abgespeckten Kader zumindest die sportlichen Voraussetzungen zu schaffen.
„Die meisten Spieler haben die Bereitschaft erklärt, unseren Weg mitzugehen“, meinte Manager Uwe Scherr, der auch nach der Transferperiode einer weiterhin schlagkräftigen Mannschaft gewiss sein kann. Wie sie sich im Duell mit den Bayern verkauft hat, lässt Optimismus zu. „Einfach toll gespielt!“, lobte Heynckes, der mit den Bayern viel Geld spendete und viele Sympathien gewann.