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Abschiedsspiel Abschiedsspiel: Effenberg vor der Begegnung mit sich im Reinen

Von Ulli Brünger 20.07.2005, 14:42
Der ehemalige Fußballprofi Stefan Effenberg posiert am Dienstag (19.07.2005) im Borussia-Park in Mönchengladbach. (Foto: dpa)
Der ehemalige Fußballprofi Stefan Effenberg posiert am Dienstag (19.07.2005) im Borussia-Park in Mönchengladbach. (Foto: dpa) dpa

Mönchengladbach/dpa. - Seine blauen Augen funkeln unternehmungslustig. «Das wird ein tollesEvent. Auch für mich ist es etwas ganz Besonderes, mit langjährigenWegbegleitern nochmal aufzulaufen. Darauf freue ich mich sehr», sagteEffenberg im Interview mit der dpa. Dass seine letzte Partie inMönchengladbach steigt, war für ihn immer klar: «Borussia istHerzenssache, meine Zeit bei Bayern München steht für Erfolg.»

Rund 35 000 Karten sind schon verkauft für das Spiel «Tiger Team»gegen «Team of the Heroes» (19.00 Uhr/DSF). Effenbergs Gästeliste istlang und erlesen. Rudi Völler ist dabei, Jürgen Kohler, StefanReuter, Andreas Möller, «Icke» Häßler, Lothar Matthäus und MarioBasler werden die Stiefel schnüren. «Und natürlich meine Bayern-Jungsund einige aus der Gladbacher Zeit wie Martin Dahlin, ChristianHochstätter oder Jörg Neun.» Es sei die letzte Chance, «viele vondenen nochmal auf dem Rasen zu sehen».

Der 36-Jährige rechnet es Münchens Manager Uli Hoeneß hoch an,dass auch aktuelle Bayern-Profis wie Oliver Kahn, Bixente Lizarazu,Mehmet Scholl und Willy Sagnol mitmischen dürfen. Sogar Argentiniensfrüherer Superstar Gabriel «Batigool» Batistuta, mit dem derBlondschopf zuletzt in Katar kickte («Das war Abtrainieren»), undTennislegende Boris Becker haben sich angesagt. «Boris ist zwar keinStürmer, aber im Mittelfeld ein guter Abräumer», meint Effenbergschmunzelnd. Auf den Trainerbänken sitzen das ehemalige Bayern-Gespann Ottmar Hitzfeld/Michael Henke sowie die «Borussen» BerndKrauss/Friedel Rausch. Berti Vogts bekam keine Einladung, obwohlEffenberg behauptet, er habe sich mit dem früheren Bundestrainer, derihn bei der WM 1994 in den USA wegen der «Stinkefinger-Affäre» nachHause schickte, längst arrangiert. «Vogts hat das doch gar nichtentschieden, sondern der DFB. Außerdem bin ich nicht nachtragend.»

Angesprochen auf die ihm anhaftenden Klischees, die Eskapaden, diefür die Medien stets ein gefundenes Fressen waren, wird er ernster,nachdenklicher. Als Reizfigur, Leitwolf und Tiger wurde erbeschrieben, für die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» war er einstein «Egoist und Mannschaftsdiener zugleich». Der Berliner«Tagesspiegel» nannte ihn den «größten Egomanen der Fußball-Branche».Und die «Stuttgarter Zeitung» titulierte ihn 2000 gar als «kleinenarmseligen Versager», weil er bei der Meisterfeier die unterlegenenLeverkusener verhöhnt hatte. Angesichts zahlreicher Affären, Skandaleund Verfehlungen resümierte die «Süddeutsche Zeitung»: «Das Fußball-Publikum kannte viele Egozentriker in kurzen Hosen, doch Effenbergsstreitbarer Charakter spaltete die Nation.»

Effenberg gesteht: «Natürlich habe ich Fehler gemacht in meinemLeben, in Gladbach, in München und auch anderswo. Jeder macht Fehler,das ist menschlich. Du musst nur daraus lernen. Und ich bereuenichts.» Dem Erfolg ordnete er fast alles unter, und sein schlechtesImage störte ihn selten. «Es wäre doch grauenvoll, wenn ich nach sovielen Jahren keinen Titel gewonnen hätte und in meinem Lebenslaufnur 370 Bundesligaspiele stünden.»

So weist die Vita 35 Länderspiele, 61 Europacupeinsätze zweiPokalsiege, drei Meistertitel in Serie und einen Champions-League-Triumph mit den Bayern als «Krönung» aus. Dazwischen lagen«lehrreiche» Auslandsaufenthalte in Italien und Katar, die er «nichtmissen» möchte: «Auch darauf bin ich stolz.»

Privat ist Effenberg anders, nicht laut, nicht forsch. «Ich habeimmer versucht, Familie und meine Kinder zu schützen», betont derdreifache Vater, der vor 15 Monaten fast völlig ab- und nun wiederauftauchte. Seinen Lebensmittelpunkt hat er mit Ehefrau Claudia(früher Strunz) in Florida, wo auch «meine Ex» Martina lebt. «Amerikawar immer mein Traum. Dort sind meine Kinder, und ohne sie könnte ichnicht leben.» Er genießt die Zeit, «nichts planen zu müssen».

Und so soll es vorerst bleiben. «Über die Zukunft mache ich mitnoch keine Gedanken», sagt Effenberg, der irgendwann vielleichtManager oder Trainer werden will. In Köln an der Trainerakademie habeer sich aber noch nicht angemeldet. «Kann man den Schein nichtkaufen?», fragt er, und fügt lachend hinzu: «Dann macht der Icke ebendie Prüfungen für mich mit. Ich sag ihm, er soll auch meine Blätterausfüllen.»