2. Bundesliga 2. Bundesliga: Eilts als Hansa-Coach entlassen
Hamburg/dpa. - Das 2:3 (2:0) beim FC St. Pauli besiegelte amFreitagabend nicht nur die Entlassung des Europameister von 1996,sondern stürzt die Mecklenburger immer tiefer in den Abstiegssumpf.Der neue Manager René Rydlewicz bestätige die Demission. DieVereinsführung hatte Eilts das Ultimatum «Siegen oder Fliegen»gestellt. «Nur wenn Dieter Eilts gewinnt, kann er weiter arbeiten»,hatte Rydlewicz vor dem Anpfiff gesagt. Hansa-Boss Dirk Grabow warnach der Partie «erschüttert. Wir haben in der zweiten Halbzeitkeinen Zweikampf gewonnen. Das ist einfach schlecht.»
Vor 22 138 Zuschauern im Hamburger Millerntor-Stadion hatten HenriMyntti (2.) und Fin Bartels (5.) die Gäste sogar mit 2:0 in Führunggebracht und für Hoffnung nicht nur bei Eilts gesorgt. Doch MorikeSako (53./Foulelfmeter), der in der Nachspielzeit die Gelb-Rote Kartesah, und David Hoilett (72./84.) machten diese zunichte und sorgtenfür Eilts Rausschmiss. Zu allem Überfluss überschatteten wie imHinspiel meistens von Hansa-Fans angezettelte Ausschreitungen die«Hochsicherheitspartie». Die Rostocker schweben nach der zwölftenSaisonniederlage in akuter Abstiegsgefahr. Unter Eilts holten dieMecklenburger nur fünf von 30 Punkten.
Die Rostocker zeigten anfangs Fußball mit Herz - ein Plädoyer fürihren kritisierten Trainer. Scheinbar unbeeindruckt von ihrerNegativserie - zuvor wurde von 14 Spielen nur eins gewonnen - warendie Gäste im ersten Durchgang das dominierende Team. Nach denTreffern von Myntti und Bartels hatte Kevin Schindler (20.) sogar dieChance zum 3:0, doch sein Kopfball prallte an die Latte.
Nachdem die Hansa-Fans zunächst mit Transparenten wie «Liebermit der Kogge in Seenot als auf der Alster im Tretboot» die HamburgerAnhänger gereizt hatten, eskalierte die Situation in der Pause.Hooligans zündeten bengalische Feuer und Leuchtraketen, das ganzeStadion war voller Rauch und ein Großaufgebot der Polizei zog vor demHansa-Block auf. Nachdem Eilts die Rostocker Fans beruhigt hatte,pfiff Referee Markus Wingenbach (Diez) die Partie verspätet an.
Nach Hamburger Polizei-Angaben seien vor der Spiel zudem auf einemVorplatz eines U-Bahnhofs Wasserwerfer und Pfefferspray gegenRostocker Fans eingesetzt worden. Einen Anhänger von St. Pauli habedie Polizei schon am Hamburger Hauptbahnhof festgesetzt, weil ereinem Hansa-Fan eine Gaswaffe an den Kopf gehalten habe. Die Polizeinahm rund ein halbes Dutzend Fans aus Rostock und Hamburg inGewahrsam genommen, wie eine Sprecherin sagte. Insgesamt wurden beiden Ausschreitungen vor Beginn der Partie drei Beamte und mehrereFans vor allem durch Pfefferspray verletzt.
In der zweiten Halbzeit bestimmten die Gastgeber dann dasGeschehen und drehten das bereits verloren geglaubte Spiel. SechsMinuten vor dem Ende narrte Hoilett Hansa-Schlussmann Jörg Hahnel beiseinem zweiten Treffer an diesem Tag und machte damit das Hansa-Desaster perfekt. «Wir haben den Trainer im Stich gelassen», bekannteKevin Schindler.
Nicht mehr an Bord in Rostock ist auch der Aufsichtsrats-Vorsitzender Adalbert Skambraks, der kurz vor der Partiezurückgetreten war. Als Gründe für seinen Rücktritt gab der LandwirtProbleme mit den Medien an: «Weil Medienvertreter es nicht schaffen,mich auf ihre Linie zu bekommen. Deshalb sind Nebenschauplätzeentstanden.» Neuer Hansa-Aufsichtsrats-Vorsitzender wird Medien-Macher Hans-Ulrich Gienke.