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1899 Hoffenheim 1899 Hoffenheim: Gesundheitsschäden nach Lärm-Attacke möglich

Von Holger Vieth und Reinhard Sogl 17.08.2011, 14:41
Die Lautsprecheranlage, die beim Spiel zwischen der TSG 1899 Hoffenheim und Borussia Dortmund unter dem Dortmunder Fanblock installiert war. (FOTO: DAPD)
Die Lautsprecheranlage, die beim Spiel zwischen der TSG 1899 Hoffenheim und Borussia Dortmund unter dem Dortmunder Fanblock installiert war. (FOTO: DAPD) dapd

Berlin/Heidelberg/dapd. - Anselm Goertz, Professor mit FachgebietAudiokommunikation an der Technischen Universität Berlin, schloss imdapd-Gespräch Hörschäden nicht aus. Ob der Vorfall strafrechtlicheKonsequenzen hat, war am Mittwoch allerdings weiter offen.

Goertz schätzt auf Basis von Polizeiangaben den Lärmpegel, derauf die Fans direkt über dem Fluchtweg wirkte, auf 125 bis 130Dezibel. «Das ist natürlich schon reichlich und kann auch bei kurzerExpositionsdauer von wenigen Minuten schon Hörschäden verursachen»,sagte Goertz der dapd. Zum Vergleich: Bei einem Rockkonzert beträgtdie gesetzliche DIN-Norm maximal 99 Dezibel.

Goertz ergänzte, dass der Lärmpegel im Stadion nicht so schnellabfalle wie auf freiem Feld, da sich die Lautsprecher in einemBetonschacht unterhalb des Fanblocks befunden habe.

Bislang elf «Anzeigenmeldungen»

Laut Norbert Schätzle, Pressesprecher der Polizei Heidelberg,sind bis Mittwochmittag elf sogenannte Anzeigenmeldungen per E-Mailbei der Polizei eingegangen. Ob sich aus diesen Meldungen auchStrafanzeigen wegen Körperverletzung ergeben, werde «so zügig wiemöglich geprüft».

Schätzle kündigte an, dass die Polizei mit allenE-Mail-Schreibern «unterhalten» werde. Der Besucher des Spiels, deram Montag als Erster wegen einer angeblichen Gehörschädigung Anzeigeerstattet hatte, sei primärer Ansprechpartner. Die angewendeteApparatur solle wegen der hohen Kosten erst nach Ende derErmittlungen geprüft werden.

Auch die Heidelberger Staatsanwaltschaft sieht keinen Grund fürein Eilverfahren. «Wir werden in aller Ruhe prüfen, ob hierKörperverletzung tatbestandsmäßig ist», sagte die SprecherinDorothee Acker-Skodinis der dapd.

Hopp gegen Entlassung des betroffenen Mitarbeiters

Unterdessen stellte sich Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp hinterden Mitarbeiter, der die Lautsprecher-Anlage eingesetzt haben soll.Der «Rhein-Neckar-Zeitung» sagte er: «Keine Frage, er hat der TSGHoffenheim einen Bärendienst erwiesen. Aber wenn er seinenArbeitsplatz verliert, wäre ich todunglücklich.» Der Verein hattebereits am Montag arbeitsrechtliche und disziplinarische Schrittegegen den Mitarbeiter eingeleitet, der sich zu der Beschallungbekannt hatte.

Zu den Anfeindungen durch gegnerische Fans erklärte Hopp: «DieseLeute sollten mal darüber nachdenken, wie es ist, vor 30.000 imStadion und Millionen Fernsehzuschauern als 'Sohn einer Hure'beschimpft zu werden.» Seine Mutter sei eine herzensgute Fraugewesen. «Es tut weh, so beleidigt zu werden.»