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11 Mal 1. Mal

29.04.2005, 09:52

Halle/AHA. - Bauchtanz

Als mich eine Freundin vor zwei Jahren zu einemBauchtanzworkshop mitnahm, hatte ichüberhaupt keine Ahnung, was auf mich zukommenwürde. Ich stand zusammen mit 15anderen Bauchtanzwilligen in einem Kreis undverrenkte mir das Becken – und das war nurdie Aufwärmübung. Die ersten zwei Stundenwaren wirklich sehr anstrengendund frustrierend, nichtnur, weil ich meine Hemmschwelleüberwinden musste,sondern auch, weil ichden Eindruck bekam, überhaupt kein Körpergefühlzu besitzen. Eine Acht mit dem Beckenin die Luft zu schreiben hört sich nicht schwierigan, aber es dann wirklich zu tun und zwar solange, bis es klappt, ist sehr anstrengend. Nachden ersten vier Stunden war ich, trotz anfänglicherGehemmtheit, jedoch völlig hin und weg.Ich war mir sicher: Bauchtanz ist genau meinDing! (vz)
Bianca Bennesch, 22 Jahre, Studentin

Bafög-Antrag

Es ist ja schon etwas her, dass ich meinen erstenBafög-Antrag ausgefüllt habe, aber ich denkenoch immer mit Grauen an all die unbekanntenFormulare und das kaum zu verstehendeBeamtendeutsch zurück. Als ich mir die Formularebeim zuständigen Amt für Ausbildungsförderunggeholt habe, war ich noch recht zuversichtlich.Formblatt eins, erste Seite lief nochganz gut, ich musste ja auch nur meine Adresseund mein Studienfach eintragen, auf der zweitenSeite verschlechterte sich meine Laune zusehensund das Chaos nahm seinen Lauf: Zeile33 bis 45 bitte nur ausfüllen, wenn x zutrifft.Trifft x nicht zu, bitte weiter zur Zeile 50. Wasaber tun, wenn Zeile 50 auch nicht zutrifft?Was, wenn ich falsche Angaben mache, ohnees zu merken? Ich war verwirrt und rief bei einerHotline an. Nach zehn weiteren Minutenneue Fragen. Also noch mal die Hotline, noch mal die nette Frau. „Ach, hatten wir nicht ebenschon gesprochen?“ Fünf Anrufe später hatteich dann endlich meinen Antrag ausgefüllt. (vz)
Andrea Thoma, 22 Jahre, Studentin

Hallorenkugel

Ich mag Süßigkeiten sehr. Nach meiner erstenHallorenkugel wurde mir jedoch ziemlichschnell bewusst, dass für mich nur eine Hälfteder Köstlichkeit in Frage kommt – und zwardie weiße Kugelhälfte. Diese Füllung schmeckteeinfach am besten. Sofort habe ich meine eigeneTechnik beim Verzehr einer Hallorenkugelentwickelt. Ich nehme quasi den Boden der Praline,beiße dort die Schokolade weg und dannsehe ich auch, auf welcher Hälfte die weiße Füllungliegt. Ich esse also immer nur eine Seite derKugel, den Rest schmeiße ich weg. (khe)
Anett Hoffmann, 28, Studentin

Zahnarzt

Noch heute erzählt meine Mutter bei Familienfeiernzu vorgerückter Stunde gern von meinemersten Besuch bei einem Zahnarzt. Mitsechs Jahren stand zu DDR-Zeiten die üblicheVoruntersuchung vor der Einschulung an. DieArztbesuche zuvor, an die ich mich erinnernkonnte, waren schmerzfrei verlaufen. „KeineBange, das tut nicht weh“, machte mir meinemitgekommene Mama Mut – ich glaubteihr nicht. Schon der widerliche Geruch im Behandlungszimmerließ meine Kooperation gegenüberdem Arzt auf ein Minimum sinken.Kopfschüttelnd machte ich ihm mit zusammengebissenenZähnen klar, dass ich nicht darandachte, ihn in meinen Mund sehen zu lassen.Erst nach langem Zureden meiner herbeigerufenenMutter ließ ich die behandschuhtenFinger des Arztes in meinem Mund – und biss plötzlich kräftig zu. Die „Untersuchung“ wardaraufhin sehr schnell zu Ende. Mir wurden„tadellose Zähne“ bescheinigt. (leo)
Andrea Grasshoff, 26 Jahre, Studentin

Kokain

Bei einer kleinen WG-Feier im Paulusviertellegte mein Kumpel ein durchsichtiges Tütchenauf den Tisch. Mein Fragezeichen im Gesichtbeantwortete er grinsend. „Gut für die Stimmung.Und länger Spaß mit Frauen.“ Hä? Erstder Gastgeber schaffte mit einem gefl üsterten„Koks“ Klarheit. Gehört hatte ich schon vom„weißen Gold“, logisch, aber immer eine gewisseScheu davor gehabt. Mit einem Messer probierteich erst mal eine kleine Prise auf dem Zahn-fl eisch. Das Zeug war ein bisschen grobkörnig,wirkte nur langsam und irgendwie betäubend.Das weiße Pulver wurde auf dem Tisch aufgeteiltund mit einer Telefonkarte in Linienformgebracht. Es war ein komisches, aber geiles Gefühl,irgendwie dekadent, das Pulver durch einengerollten 100-Mark-Schein in die Nase zuziehen. Es dauerteeine Stunde, ehees wirkte. Ein bisschenwacher habich mich dann gefühlt.Sonst nichts weiter. (leo)
Christian Weck (Name geändert), 28 Jahre, Selbstständiger

Zusammenziehen

Als sie mich zum ersten Mal fragte, ob ich mitihr zusammenziehen möchte, war ich überhauptnicht begeistert. Zwar hatte sie guteArgumente, aber trotzdem konnte und wollteich diesen Schritt noch nicht gehen. Jetzt binich aber froh, dass ich mich für eine „WG mitFreundin“ entschieden habe. Am Anfang regtees mich auch noch auf, wie sie ihre Zahnpastatubeausdrückte oder morgens ihr Brötchenschmierte, und dass sie manchmal ein wenigvorsichtiger war als ich. Zum Beispiel störte esmich nicht im Geringsten, dass nach Aufbauunseres Hochbetts noch zehn Schrauben übrigwaren, von denen ich nicht wusste, wo ich sievergessen hatte. Meine Freundin weigerte sich,in dem Bett zu schlafen. (vz)
Sebastian Ristow, 23 Jahre, Student

Todesangst

Als begeisterter Motorradfahrer brenne ichjedes Jahr auf den Saisonbeginn. Jeweils am1. März wird die Yamaha aus der Garage meinerGroßeltern geholt. Mit unserer Clique solltees letztes Jahr zum Auftakt traditionell inden Harz gehen, „Kurven sammeln“. Eine davon wäre fast meine letzte geworden. Mitziemlich viel Speed bretterten wir durch dieGegend. Die Straßen waren leer und die Bikessollten nach der langen Pause endlich mal wiedervoll ausgefahren werden. Plötzlich tauchtehinter einer Biegung ein Wohnwagen auf. Stehend.Offenbar defekt. Ich hatte den Gashahngerade voll aufgedreht und schoss geradewegsdrauf zu. „Aus“, hab ich gedacht. Mir war eiskalt,mein Magen wie zugeschnürt. Bis heuteweiß ich nicht, wie ich noch reagieren und ausweichenkonnte. Laut Hintermann soll ich umZentimeter am Wagen vorbeigeschrammt sein.Wir haben dann eine sehr lange Pause eingelegt,bis mein Zittern aufgehört hatte. (leo)
Michael Grünklee, 27, Sozialpädagoge

Sex

Sexualität war ein Tabuthema. Mit 16 Jahrendachte ich noch, vom Küssen könne ich schwangerwerden. Dann wurden wir von unserem Zeichenlehrerin einer Zusatzstunde „aufgeklärt“,Jungen und Mädchen getrennt. Wir sollten unsin Acht nehmen, warnte meine Mutter immer.Die Angst, schwanger zu werden, war damalsgrößer als das Verlangen nach Sex. Aber irgendwiewissen Menschen doch, wie alles so funktioniert:Bald wurde unsere Tochter geboren.Vorher haben wir noch schnell geheiratet. Daswar damals so üblich.
Helga Mennicke, 70 Jahre, Rentnerin

Schnorren

Das muss vor ungefähr drei Jahren gewesensein. Ich glaube, es war ziemlich unangenehm.Ich hatte Angst, es könnte mich jemand erkennen– vielleicht irgendeine Tante oder einKlassenkamerad von früher. Das Gefühl istjedenfalls schwer zu beschreiben: Entwederstarren die Leute dich an, oder sie bemühensich, krampfhaft wegzusehen. Das ist oft nurmit Alkohol oder Drogen zu ertragen. Aber ichversuche, meist nüchtern zu wirken. Mit derZeit habe ich natürlich an Erfahrung gewonnen.Ich werde nie aufdringlich. (mbl)
Tobias Bones, genannt Schrotti, 21 Jahre

Marathon

Große Ideen werden beim Bierchen geboren.Mein kühner Vorschlag an zwei Kumpel: einmaldie Grenzen ausloten. Ein Marathon! Ambesten den Mitteldeutschen. Also sechs MonateVorbereitung. Dann August. Zeitgleich mitdem olympischen Startschuss in Athen ging esam Riebeckplatz los. Anfangs war es easy. Entsprechendcool unsere Gesichter. 42 Kilometer?Null problemo. In fl ockigem Tempo an Dörfernund Verpfl egungsstationen vorbei. Begeisterung und Bananen abfassen. Kurz vor Schkeuditzfällt der Hammer. Schwere Beine. KeinenBock mehr. Durchhalteparolen. Endlich Leipzig.Der Mond als Zeuge. Kaum noch Zuschauer.Durch stockdustere Straßen Richtung Arena.Schneckentempo. Scheiß-Idee. Fünf Stundenrum. Endlich im Ziel. Keine große Zeit. Aberdurchgehalten. Ob ich’s noch einmal tue? Weißnoch nicht. Erst mal muss ich im Sommer eineWette einlösen. Auf den Spuren von Tourde France-Gigant Lance Armstrong den Gipfelvon L‘Alpe d‘Huez erklimmen. Über 2 000Höhenmeter. Mit einem Klapprad. VerdammtesBier. (leo)
Alexander Bartsch, 26 Jahre, Groß- und Außenhandelskaufmann

Prüfung

Die Nacht vor meiner Eignungsprüfung habeich nicht geschlafen. Über die Prüfungstagewar ich dann sehr gehetzt und übernächtigt.Seltsam, aber ich hatte keinerlei Bedenken,meinen Namen nicht am Aushang zu fi nden.Ich habe in den drei Tagen der Prüfung versucht,nicht zu zweifeln, sondern meine Zeit effektivzu nutzen. Am letzten Tag der Aufnahmeprüfungbin ich vor Aufregung in eine Glastür gelaufen.Seither trage ich Gips. Ich habe für diePrüfung sozusagen meinen kleinen Finger hergegeben– jedenfalls beinahe. Ist aber nicht soschlimm: Seither mache ich alles mit links. (mbl)
Juli Franke, 24 Jahre, Burg-Studentin