1. FC Köln 1. FC Köln: Daum erteilt den Geißböcken eine Absage
Köln/dpa. - Christoph Daum, selbst Patient in der Klinik, erteilt dem kränkelndenZweitligisten 1. FC Köln kurzfristig eine Absage. Nein, er wird nichtdie vakante Position des Cheftrainers übernehmen, sagt er in diezahllosen Kameras und zu den vielen Mit-Patienten, die ihn umringen.
Stattdessen bekräftigte Daum seinen Anspruch, mittelfristig einenClub mit der Zielsetzung Champions League zu übernehmen. «Ich möchtemich in einen Verein einbringen, der internationale Perspektivenhat», sagte der 53-Jährige am Samstag. Von derlei Ansprüchen ist derBundesliga-Absteiger aus Köln weit entfernt.
Daum begründete seine Absage mit den gesundheitlichen Problemen.«Ich muss mich schonen und werde in den nächsten Wochen keine neueArbeit antreten. Der 1. FC Köln braucht aber eine schnelle Lösung»,sagte Daum in der Klinik, in der er nach einer Halsoperationbehandelt wurde. Der prominente Patient war der erklärteWunschkandidat der Kölner, die sich am vergangenen Donnerstag nachsechs Spielen ohne Sieg von Trainer Hanspeter Latour getrennt hatten.Das Angebot, das ihm FC-Manager Michael Meier bei einem persönlichenBesuch am Krankenbett offeriert hatte, bestätigte Daum auf der vonihm einberufenen und inszenierten Pressekonferenz.
Begleitet von Chefarzt Jochen Wustrow stand der derzeitbeschäftigungslose Coach in Anzug und Krawatte für eine Viertelstundebereit. «Normalerweise schlurft er im Morgenmantel und mitBadelatschen durchs Krankenhaus», sagte eine Oberschwester vomKlinikpersonal. Daum wurde am 6. November mit Atem- undSchluckbeschwerden als Notfall eingewiesen. «Wir haben einen Abszessam Hals und die Mandeln entfernt. Unser Patient hat Sprachbeschwerdenund braucht noch etwa zwei bis drei Wochen um sich zu erholen»,erläuterte Wustrow.
Mit leicht belegter, aber gut verständlicher Stimme erklärte Daum,warum er dem FC momentan nicht zur Verfügung steht. «Egal, wie derVerein heißt, bei mir geht es in der nächsten Zeit nicht. DieGesundheit geht vor», sagte der Coach, der die Kölner bereits von1986 bis 1990 erfolgreich betreut hatte. Emotional wies Daumdaraufhin, dass er es nicht gänzlich ausschließen wolle, irgendwannwieder an vergangene Zeiten anzuknüpfen.
«In Köln bin ich groß geworden, hier habe ich einen hohenemotionalen Faktor», sagte Daum, der sich aber zunächst detailliertüber die Perspektiven des Clubs informieren will. «Wir müssenschauen, welche Rahmenbedingungen möglich sind, um den FC in dieSpitzenposition zu bringen, die er mal vor 16 Jahren hatte», sagteDaum, der die «Geißböcke» seinerzeit zur Vizemeisterschaft führte.Nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus traf er sich mit FC-Präsident Wolfgang Overath und Manager Meier. «Es war ein sehr gutesGespräch, weitere werden folgen. Wir sind mit einem sehr positivenGefühl auseinander gegangen. Wir werden um ihn kämpfen», sagte Meier,der Daum einen Vierjahresvertrag mit einer Jahresgage von 2,5Millionen Euro angeboten haben soll.
Nach seiner Entlassung bei Bayer Leverkusen im Oktober 2000 wegender Kokain-Affäre arbeitete Daum nicht mehr in der Bundesliga. Biszum Sommer war er in der Türkei tätig und lebt nun wieder in Köln. Erließ keinen Zweifel daran, dass er wieder in der Heimat tätig seinwolle, strebe aber höhere Ziele als die 2. Liga an: «DieRahmenbedingungen müssen stimmen.»
Ruhe ist nach dem Medienrummel wieder im St. Elisabeth-Krankenhauseingekehrt. «Wir sind flexibel und können improvisieren. Jetzt wollenwir uns aber wieder um unsere 320 anderen Patienten kümmern», sagteKlinik-Geschäftsführer Horst Kugelmeier.