1. Bundesliga 1. Bundesliga: Wütender Trainer zieht die Zügel an

Leverkusen/MZ. - Den Stars von Bayer Leverkusen bläst künftig ein schärferer Wind ins Gesicht. "Trainer des Jahres" Klaus Toppmöller hat die Konsequenzen aus der desolaten Vorstellung des Vizemeisters beim 0:1 gegen den VfB Stuttgart gezogen und zieht die Zügel an. Nun müssen die Stars des Champions-League-Finalisten zweimal am Tag trainieren. "Ich bin menschlich sehr enttäuscht von den Spielern. Wir haben viel in sie investiert, aber es kommt viel zu wenig zurück", erklärte Toppmöller. Reiner Calmund unterstützt "Toppi". "Ich begrüße die Maßnahmen. Wir reden schließlich über Arbeit, die Tage werden für die Spieler künftig eben länger. Aber dafür verdienen sie auch genug", erklärte der Manager.
Statt einer anvisierten Aufholjagd wurde Bayer durch die dritte Saison-Heimpleite von der rauen Wirklichkeit wieder eingeholt. Nur ein Punkt trennt das Team um Weltmeister Lucio von den Abstiegsrängen. "Es läuft einfach nicht rund. Wir hatten gehofft, dass wir aus unseren Fehlern gelernt hätten, doch wir machen immer wieder die gleichen", kommentierte ein ratlos wirkender Kapitän Carsten Ramelow die erschreckende Vorstellung vier Tage nach dem Erreichen der Zwischenrunde in der Champions League.
Die drei jüngsten Erfolge in der europäischen "Königsklasse" haben einigen im Bayer-Team den Blick für die Realität verbaut. Obwohl Stuttgart erst 46 Stunden vor dem Anpfiff bei Ferencvaros Budapest (0:0) im Uefa-Cup antreten musste, wirkten eher die Gastgeber müde und ausgelaugt. Und Leverkusen hat mehr denn je ein Stürmerproblem. Ein vernichtendes Urteil fällte der Coach über Nationalspieler Oliver Neuville, der den Treffer zum 0:1 durch Silvio Meißner (19.) verschuldete und zur Halbzeit ausgewechselt wurde: "Neuville hält keinen Ball und hat keine gefährliche Aktion." Aber auch der Bulgare Dimitar Berbatow erwies sich wieder einmal als "Chancentod".
Zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres hatte Bayer nicht nur schon 27 statt jetzt zwölf Punkte auf dem Konto, sondern auch schon 29 Tore statt 14 erzielt. Erfolgreichster Torjäger vor zwölf Monaten war Ulf Kirsten (sechs Treffer). Die Fans riefen folgerichtig nach dem 36 Jahre alten "Tor-Gigant" (181 Bundesligaerfolge), der allerdings als "Stand-by"-Profi nicht zum Kader gehörte. "Ich kann die Fans gut verstehen", meinte Toppmöller, will aber trotzdem den Routinier nicht mehr aufbieten: "Ulf trainiert nur noch sporadisch mit. Er hat nicht die nötige Fitness." Einziger Trost im Augenblick für die Rheinländer: Im Pokal am Mittwoch bietet sich wieder gegen die Stuttgarter eine Chance zur Wiedergutmachung.