1. Bundesliga 1. Bundesliga: Vierter Schiedsrichter steht auf dem Prüfstand

München/dpa. - Er ist den meisten lieb, aber vielen auch zu teuer: Der vierte Schiedsrichter steht in der Bundesliga auf dem Prüfstand. Im Januar wurde das vorerst auf die Rückrunde beschränkte Pilotprojekt im deutschen Fußball gestartet, in Kürze soll über seine Zukunft entschieden werden. «Seit der Einführung hat sich die Lage generell verbessert, die leidige Diskussion um Schiedsrichter ist beendet», sagte Bayern Münchens Trainer Ottmar Hitzfeld als «absoluter Befürworter» für den vierten Mann im Gespann. Entschieden wird aber bald nicht nur über die Weiterbeschäftigung, sondern auch über die Finanzierung: In der neuen Saison könnten die Clubs für den Wächter der guten Manieren am Spielfeldrand zur Kasse gebeten werden.
Der Mann zwischen den Trainerbänken wird mit 1534 Euro pro Einsatz entlohnt, in einer kompletten Saison wären das rund 470 000 Euro - zuzüglich Reisekosten. Bisher zahlen der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und die Deutsche Fußball-Liga (DFL). «Die Kosten sind für einen Verein wie den 1. FC Nürnberg eine große Hürde», erklärte FCN-Manager Edgar Geenen. Die meisten Bundesligisten verfolgen einen strengen Sparkurs, das Budget soll nicht durch Ausgaben für Referees weiter belastet werden. Auch Falko Götz, Trainer des TSV 1860 München, sieht den Kosten-Faktor als Hindernis an. «Wenn die Vereine den vierten Schiedsrichter selbst zahlen müssen, dann würde ich zum Sparfuchs werden und sagen, dass es auch drei tun», so Götz weiter.
Seit der Einführung des vierten Referees hat sich das Verhältnis, das zwischen den Unparteiischen auf der einen sowie Trainern, Spielern und Club-Verantwortlichen auf der anderen Seite während der Hinrunde teilweise zu eskalieren drohte, wieder verbessert. In der Rückrunde wurde kein Coach mehr auf die Tribüne verwiesen. Lediglich gegen Werder Bremens Sportdirektor Klaus Allofs musste am 22. März ein solcher Verweis ausgesprochen werden. «Der vierte Schiedsrichter beruhigt die Trainer», glaubt Hitzfeld. National wie international habe sich der vierte Mann, der in allen großen europäischen Ligen schon lange üblich ist, bewährt.
Doch es gibt nicht nur positive Erfahrungen. Manchmal ist die «Trainer-Polizei» zu kleinlich, beklagen die Fußball-Lehrer. «Ich hab schon erlebt, dass man Probleme bekommt, wenn man einfach mal nur aufsteht», so Götz. «Andere lassen da schon mehr Emotionen zu.» Von der Notwendigkeit des vierten Mannes ist nicht jeder überzeugt, etwa Werder-Chef Jürgen L. Born. «Ich muss den nicht unbedingt haben. Ich weiß nicht, was als Vorteil daraus hervorgegangen ist», sagte Born. Das Votum der Bundesliga-Trainer war in einer «Sportbild»-Umfrage gemischt: Neun befürworteten den vierten Mann, vier forderten eine Abschaffung wegen des zu hohen Aufwandes, fünf war es egal.
Bei der DFL bestätigte Pressesprecher Tom Bender, dass Anfang Mai über den vierten Schiedsrichter entschieden wird. «Wir werten noch aus und holen die Meinung der Vereine und aller anderen Parteien ein.» Danach entscheide man gemeinsam mit allen Beteiligten, wie es weiter gehe. «Auch darüber, wer die Kosten übernimmt.» Für Volker Roth, Vorsitzender des DFB-Schiedsrichter-Ausschusses, darf es dabei nur ein Ergebnis geben: «Die bisherigen Erfahrungen haben gezeigt, dass der vierte Mann in der Praxis notwendig ist. Deshalb sollte er, wie in Europa üblich, auch in Deutschland fest installiert werden.»