1. Bundesliga 1. Bundesliga: Bundesliga beendet «Vereinsmeierei»

München/dpa. - Kapitalgesellschaftstatt eingetragenen Vereins lautet das Motto des 21. Jahrhunderts,auch in der Hoffnung, sich neue Geldquellen zu erschließen.
«Vereinsmeierei hat es in den 70er und 80er Jahren gegeben.Fußball-Bundesligisten sind Wirtschaftsunternehmen und müssen sichauch entsprechend aufstellen», sagt Ingo Süßmilch, Fußball-Experteder Westdeutschen Genossenschafts-Zentralbank (WGZ-Bank). AchtBundesligisten, darunter die Branchen-Riesen Bayern München, BorussiaDortmund und Bayer Leverkusen, sowie drei Zweitliga-Clubs haben ihreProfi-Abteilung in Kapitalgesellschaften organisiert. Doch das isterst der Anfang. «Bei den meisten wird es zu einer Umwandlung kommen,weil man erst dann Kapitalgeber integrieren kann», sagt ThomasDörflinger, Sportspezialist der Landesbank Baden-Württemberg.
Christian Müller, Geschäftsführer für Finanzen und Lizenzierungbei der Deutschen Fußball-Liga (DFL), hält es für wahrscheinlich,dass in drei Jahren alle Bundesligisten als Kapitalgesellschaftorganisiert sein werden. «Durch eine Umwandlung werden Anreiz- undKontrolldefizite der Vereinshülle eingedämmt. Aber nur dadurch wirdein Club nicht automatisch besser geführt. Es gab und gibt vieleexzellent geführte Vereine», sagt Müller.
In der DFL bewertet man die Tendenz zur Umwandlung grundsätzlichpositiv. Durch Zuführung von Kapital von außen ließe sich dieEigenkapitalausstattung der Vereine verbessern, so Müller. Dies seibei der Kreditvergabe ein großer Vorteil. Denn bei der Einstufung desKreditrisikos werde die Funktion von Eigenkapital als Risikopuffervon den Banken hoch geschätzt.
Mitte Dezember bekam der SV Werder Bremen von seinen Mitgliederngrünes Licht für eine Umwandlung. «Wir wollen Klarheit in derStruktur», begründete Werder-Chef Jürgen L. Born. Deshalb werde manden wirtschaftlichen vom gemeinnützigen Teil des Vereins trennen.Neue Geldgeber stehen zur Zeit nicht unbedingt Schlange, doch fürBorn ist die Möglichkeit der Integration von Investoren ein weitererAnreiz, die Rechtsform zu ändern. «Wir haben ein paar Fischchen amKöder», sagte Born. Beim FC Bayern zahlte der Sportartikel-Hersteller«adidas» für 10 Prozent der Anteile 77 Millionen Euro und stärkte soals strategischer Partner das Eigenkapital des Rekordmeisters.
Auch haftungsrechtliche Gründe sprechen für die Umwandlung, dennbei Vereinen könnte im Falle des Konkurses auf das Privatvermögen desVorstandes zurückgegriffen werden. Offenlegungspflichten der Zahlenwie bei Kapitalgesellschaften gibt es bei Vereinen nicht, eineKontrolle der Führung findet oft nicht statt. Um der Kontrolle zuentgehen, hielten manchen Club-Bosse aber auch gerne an der altenStruktur fest. «Wenn die Kurfürsten im Verein abtreten, dann sindrechtliche Schritte nur schwer umsetzbar. Der Aufsichtsrat einerKapitalgesellschaft muss sich dagegen vor dem Gesetz verantworten»,erklärt Süßmilch.
Gegen eine Umwandlung sprechen angesichts knapper Kassen bei denBundesligisten die damit verbundenen Kosten. «Es macht nur Sinn sichin einer Kapitalgesellschaft zu organisieren, wenn ich dadurch besseran Geld komme», erläuterte Dörflinger. Alle Vereine sind allerdingsnoch nicht Feuer und Flamme. «Kaiserslautern will den Schritt nichtvollziehen, weil es gegen die dortige Mentalität geht», verweist derSportanalyst auf den Fan-Faktor in der Pfalz.