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WM in Barcelona WM in Barcelona: Steffen kämpft sich ins Finale

Von Petra Szag 01.08.2013, 14:09
Mit einem entspannten Blick auf die Anzeigetafel verlässt Britta Steffen das Becken.
Mit einem entspannten Blick auf die Anzeigetafel verlässt Britta Steffen das Becken. Reuters Lizenz

Barcelona/MZ. - Völlig losgelöst kam Britta Steffen durch den Gang vom Becken zu ihrer Umkleidekabine. In dem zugigen Durchgang des Schwimmstadions von Barcelona, in dem sich die WM-Schwimmer nach ihren Rennen den Fragen der Journalisten stellen, tätschelte die Hallenserin im Überschwang der Gefühle Sarah Sjöström den Hintern, glaubte sie zumindest. Es traf nicht die Halbfinal-Beste, sondern eine Fremde - und die guckte nur erstaunt. Britta Steffen lachte herzhaft. „Ich klatsche einfach der Falschen den Hintern.“

Grund der prima Laune: In 53,85 Sekunden hatte sich die Deutsche über 100 Meter Freistil am Donnerstag als Zweite ihres Halbfinals hinter US-Star Missy Franklin und Sechst-Schnellste insgesamt für den Endlauf am Freitag empfohlen. „Mal schauen, zu was das reicht“, wollte sie ihre Zeit nicht überbewerten, freute sich aber dennoch wie lange nicht. „Wenn ich noch mal einen kleinen Schritt nach vorn machen könnte, so Richtung 53,5, dann wäre das ganz groß.“ Dass sie mit den Allerbesten mithalten kann, will sie aber nicht glauben: „Die anderen haben gezeigt, was sie können: unter 53 Sekunden, Wahnsinn.“

Die Olympiasiegerin von 2008 auf dieser Strecke, die mit 52,07 immer noch den Weltrekord hält, war nur als 16. der aktuellen Hitliste auf den WM-Startblock geklettert. Ihre Jahresbestzeit: gerade einmal 54,05. In der Freistilstaffel gleich zu Beginn dieser WM musste sie sich mit 53,59 nach fliegenden Start zufrieden geben - das entspricht etwa einer 54,1. Die Enttäuschung danach war groß, die Freundin von Superstar Paul Biedermann zog sich zurück. „Ich hoffe, dass sie um das beste Ergebnis kämpft, denn das macht erst einen großen Sportler aus“, hatte ihr Trainer Frank Embacher gesagt. Er habe aber fest daran geglaubt. Schließlich wäre sonst alles, was sie in dem letzten halben Jahr versucht haben, umsonst gewesen.

War es also nicht. Und auch Henning Lambertz schien von einer Last befreit. Der Chefcoach hatte von der erfolgreichsten deutschen Schwimmerin der letzten Jahre eingefordert, sie solle zeigen, dass „sie noch immer eine Führungsfigur im Team ist“.

Daran besteht nun kein Zweifel mehr. „Ich bin in das Rennen gegangen um alles zu zeigen, was ich kann“, sagte sie schon nach dem Vorlauf (53,93). Während die internationalen Stars hier noch gepokert hatten, suchte Britta Steffen ihr Heil in der Flucht nach vorn. „Ich bin voll geschwommen. Ich kann es mir nicht erlauben, Reserven aufzusparen.“

Und dann sagte sie: „Ich genieße jedes Rennen ganz bewusst.“ Klingt das nach Abschied? Sie geht darauf nicht ein. Bei der EM nächstes Jahr in Berlin soll die Ex-Berlinerin das Zugpferd sein.

Ihre Ansprüche hat Britta Steffen offenbar heruntergeschraubt und damit den Ratschlag ihres Trainers angenommen, der predigt: Es zählt nicht nur der Sieg, auch ein zweiter, dritter oder sogar vierter Platz kann ein Erfolg sein. Lange Zeit war das aber nicht der Anspruch der 29-Jährigen. „Ein zu hoher Anspruch kann einen aber auch zerfressen“, hält Embacher ihr entgegen. Jetzt sagt Britta Steffen frei heraus: „Die letzten Jahre habe ich so einiges eingesteckt, da ist man ja nicht so erfolgsverwöhnt. Von daher backt man jetzt kleinere Brötchen.“ Also erwartet sie auch keine Medaille von sich.

Im Sog von Steffen vermochte Daniela Schreiber nicht über sich hinauszuwachsen. Die Hallenserin scheiterte im Vorlauf als 22. mit indiskutablen 55,44 Sekunden.

Britta Steffen hat den Sprung ins WM-Finale gemeistert.
Britta Steffen hat den Sprung ins WM-Finale gemeistert.
dpa Lizenz