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Junge Mutter starb bei Sturz Ulli Maier Tod auf der Kandahar: Tragischer Sturz veränderte den Ski-Weltcup

25.01.2019, 15:21
Die Ski-Rennläufer Ulli Maier starb bei einem Sturz auf der Kandhar am 29. Januar 1994.
Die Ski-Rennläufer Ulli Maier starb bei einem Sturz auf der Kandhar am 29. Januar 1994. imago sportfotodienst

Garmisch-Partenkirchen - Die Nachricht, die keiner hören wollte, kam am frühen Abend. Ulli Maier, teilte die Unfallklinik in Murnau um 18.15 Uhr mit, ist tot. Was sich über ein paar Stunden wie ein Grauschleier über Garmisch-Partenkirchen gelegt hatte, war nun mit einem Mal traurige, schreckliche Gewissheit.

Eine 26 Jahre alte Mutter, zweimalige Weltmeisterin im Super-G - aus dem Leben gerissen, in der letzten Saison, in der sie es sich und allen noch einmal hatte beweisen wollen. Genickbruch. Nach einem Sturz, den niemand für möglich gehalten hatte.

Tödlicher Sturz auf der Kandahar: Ulli Maier hinterließ kleine Tochter

Der Himmel an diesem 29. Januar 1994 war zunächst bewölkt, die Sicht auf der Kandahar dadurch noch etwas schlechter als sonst. Als Ulli Maier um 13.58 mit der Startnummer 32 auf die Strecke ging, waren die Besten bereits im Ziel.

Die Österreicherin gehörte nicht zur Abfahrtselite, sie hatte ihre Stärken im Riesenslalom sowie im Super-G, in dem sie 1989 in Vail Weltmeisterin geworden war. Damals war sie im dritten Monat schwanger gewesen. Als sie 1991 wieder WM-Gold gewann, wartete Tochter Melanie im Ziel auf dem Arm des Vaters.

Das Unglück geschah in der Traverse vor dem Zielhang. Bei Tempo 105 verschnitt Maier den rechten Ski, stürzte entgegen aller bis dahin angenommenen Szenarien bergauf, ihr Körper verdrehte sich, sie prallte auf einen mit einem Strohballen abgedeckten Schneekeil, der einen angesägten Pfosten für die Zeitmessanlage sichern sollte.

Tod von Ulli Maier: Lebensgefährte Hubert Schweighofer drohte den Veranstaltern

Durch die Wucht des Aufpralls und die Körperrotation wurden Halswirbelsäule und Rückenmark durchtrennt. Wer den Sturz in Zeitlupe sah, ahnte: Dieser Tag würde kein gutes Ende nehmen.

Die Organisatoren der alpinen Weltcup-Rennen der Frauen am Wochenende in Garmisch-Partenkirchen wollen Ulli Maier würdigen. Nach der für Sonntag geplanten Abfahrt soll nach der Siegerehrung im Zielraum mit einem Film auf der Videowand an sie erinnert werden.

Ulli Maier wurde noch an der Strecke reanimiert und mit dem Rettungshubschrauber in die Klinik nach Murnau geflogen - eine Überlebenschance hatte sie nicht mehr.

Am Tag nach dem Unfall stand ihr Lebensgefährte Hubert Schweighofer an der Unfallstelle und schwor medienwirksam: „Die Herrschaften werden dafür bezahlen. Ich werde die Verantwortlichen der FIS verfolgen bis in die letzte Instanz.“ Garmischs OK-Chef Hubert Ostler erhielt danach Morddrohungen, den Österreicher Kurt Hoch, Renndirektor des Internationalen Skiverbandes FIS, bewachten Personenschützer.

Neuer Skier als Ursache für viele schlimme Unfälle

Ende April 1996 standen Hoch und sein Schweizer Stellvertreter Jan Tischhauser am Landgericht München II wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht. Am zweiten Verhandlungstag kam es überraschend zu einem Vergleich: Hoch und Tischhauser zahlten umgerechnet je 5000 Euro an die Bergwacht in Garmisch-Partenkirchen, die FIS überwies an einen Fonds zugunsten von Melanie Maier umgerechnet 375.000 Euro. Der Vorsitzende Richter betonte: „Eine etwaige Schuld der beiden Angeklagten, falls sie festgestellt worden wäre, wäre gering gewesen.“

Ursächlich für den Sturz von Maier waren die damals immer populärer werdenden Skier: stark tailliert an der Bindung, hohe Bindungsplatten. Die Rennläufer konnten die Kurven damit wie auf Schienen durchfahren. Ein Verkanten bei der Geradeausfahrt hatte freilich verheerende Folgen.

Es ereigneten sich Stürze wie jener von Maier, die zuvor undenkbar gewesen waren. Nach dem tragischen Todesfall wurden die Skier reglementiert, die Sicherheitsvorkehrungen an den Strecken überdacht und massiv verstärkt.

Ski-Weltcup: Seit 1994 kein Todesfall mehr

Seit der Saison 1994/95 müssen die Skirennläufer außerdem eine Athletenerklärung unterschreiben, mit der sie bestätigen, Rennen auf eigenes Risiko zu fahren. In der Tat hat sich seit dem 29. Januar 1994 kein Todesfall mehr ereignet im Weltcup, der am Wochenende in Garmisch-Partenkirchen gastiert.

Schwere Unfälle bei Abfahrten aber gibt es nach wie vor. Der schwerste ereignete sich im Dezember 2001 in Val d'Isere, als der Schweizer Silvano Beltrametti in die Fangnetze flog, sie mit den Kanten seiner Skier durchtrennte und auf einem Stein aufschlug. Er sitzt heute im Rollstuhl. Ulli Maier hatte einmal gesagt: „Seinem Schicksal kann niemand entrinnen.“ (sid/mz)