Turnen Turnen: Zittern bis zum letzten Gerät

Halle (Saale)/MZ - Matthias Fahrig schwitzt gerade jeden Tag über Gebühr. Erst acht Stunden in der Feldlager-Ausbildung beim Bundeswehrlehrgang in Hannover. Und anschließend noch zwei bis drei Stunden in der Turnhalle beim Training. Denn so ganz ohne die gewohnten Übungen geht es auch während dieser Zeit nicht. Zumal, wenn für Halles Spitzenturner am Sonnabend ein wichtiger Wettkampf in der Bundesliga ansteht.
Vierter Abstiegskrimi in Folge
Eigentlich ist die Situation nicht neu. Bereits in den Jahren 2009, 2010 und 2012 haben die Akteure des Mitteldeutschen Turn-Teams (MTT) Chemnitz/Halle den Klassenerhalt in der ersten Bundesliga erst am letzten Wettkampftag geschafft und mindestens eine Mannschaft hinter sich gelassen. Mit einem Unterschied, ehe es in den finalen Wettbewerb ging, hatten Matthias Fahrig und Co. immer bereits zwei Pluszähler auf dem Konto. Doch dieses Mal stehen sie genau wie Schlusslicht TSV Buttenwiesen bei Null. Und das wird sich nach Lage der Dinge auch nicht ändern, denn der vorletzte Gegner der Saison heißt am Wochenende TV Schwäbisch Gmünd-Wetzgau und ist Tabellenzweiter.
„Die haben eine richtig gute Mannschaft zusammen. Da sind wir krasser Außenseiter“, sagt der hallesche Trainer und Kampfrichter Hubert Brylok. Und ein Blick in die Aufstellung des Kontrahenten, der am Sonnabend ab 15 Uhr sein Können in der Sporthalle der Robert-Koch-Straße zeigen wird, lässt bereits erahnen, was da auf die Mitteldeutschen zukommt. Mit Andreas Toba und Helge Liebrich sind zwei deutsche Bundeskader dabei. Die rumänischen Spitzenturner Daniel Popescu und Andrei Muntean besitzen genauso WM- und Olympiaerfahrung wie der Brite Sam Oldham oder der Holländer Bart Deurloo. „Für uns geht es darum, das Gesicht zu wahren und noch einige Dinge auszuprobieren, die uns dann im letzten Wettkampf in Buttenwiesen von Nutzen sein können und den Klassenerhalt bringen“, sagt Brylok. In diesem Zusammenhang verwiest er nicht ganz ohne Stolz darauf, dass die Chemnitz-Halle-Formation auch in dieser Saison die einzige Bundesliga-Mannschaft ist, die keine ausländischen Spitzenturner eingekauft hat und ausschließlich auf deutsche Sportler setzt.
Bewährungschance für die Jungen
Was das von Brylok angesprochene Ausprobieren angeht, ist beispielsweise angedacht, Adrian Pflüger beim Sprung einzusetzen und dem 15 Jahre alten Nick Klessing eine Chance am Boden zu geben. „Sie sollen ganz einfach Wettkampfpraxis bekommen und Selbstvertrauen tanken, denn in Buttenwiesen wird das vonnöten sein“, glaubt Brylok. Denn die Mannschaft aus dem schwäbischen Landkreis Dillingen kann im letzten Wettkampf auf die Unterstützung einer für die Turn-Bundesliga großen Kulisse von 1 500 Zuschauern zählen.