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Tragödie um Olympia-Trainer Tragödie um Stefan Henze: Seine Familie steht ihm in Rio bei

14.08.2016, 20:02
Stefan Henze liegt nach dem schweren Autounfall im Koma.
Stefan Henze liegt nach dem schweren Autounfall im Koma. dpa

Rio/Halle (Saale) - Nach dem tragischen Taxi-Unfall in Rio de Janeiro, bei dem sich der Hallenser Stefan Henze (35) ein lebensgefährliches Schädel-Hirn-Trauma zugezogen hat, stehen nicht nur die Kanu-Sportler unter Schock.

Thomas Konietzko, der Präsident des Deutschen Kanuverbandes, hatte am Wochenende die schwere Aufgabe, am Flughafen Familie Henze in Empfang zu nehmen. Er begleitete die Eltern und den Bruder des Kanu-Trainers ins Hotel und später in das Hospital Miguel Couto im Stadtteil Leblon. Dort liegt Stefan Henze seit Freitag im Koma. Abgeschirmt von Wach-Personal, der Medienandrang ist enorm.

Drama um Stefan Henze: Große Anteilnahme

Das Drama um den Hallenser bewegt bei Olympia nicht nur die deutschen Sportler, Trainer und Verantwortlichen. Die Anteilnahme der internationalen Sportfamilie ist groß. Doch es gibt keine Nachrichten, die Anlass zum Aufatmen geben. Der Gesundheitszustand von Stefan Henze war zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe nach wie vor lebensbedrohlich. „Daran hat sich nichts geändert“, sagte Konietzko am Sonntag.

Das Taxi mit Stefan Henze und Christian Käding fuhr frontal gegen einen Lichtmast

Was passiert ist, berichtete Kanu-Cheftrainer Michael Trummer. Henze, der Disziplintrainer der deutschen Kajak-Damen, und Trainingswissenschaftler Christian Käding - ebenfalls Hallenser - wollten nach der Abschiedsparty im Deutschen Haus und einem Abstecher in eine Bar gegen 4.40 Uhr mit einem Taxi zurück ins olympische Dorf. Für Freitag war ihre Rückreise geplant, weil alle Entscheidungen im Kanuslalom gefallen waren.

Während sich Käding vorn anschnallte, legte Henze sich hinten auf die Rückbank. Nur wenige Minuten später verunglückte ihr Wagen auf einer dreispurigen Straße. Das Taxi fuhr frontal gegen einen Lichtmast. Warum, konnte Käding später nicht sagen, er tippte zu diesem Zeitpunkt eine WhatsApp-Nachricht in sein Handy. Henze wurde schwer verletzt geborgen. „Er war zu keiner Zeit ansprechbar“, sagte Trummer. Und: „Danach ging alles ganz schnell.“

Die Mediziner in dem nahe gelegenen Krankenhaus Hospital Lourenço Jorge im Stadtteil Barra, in das der Hallenser zuerst gebracht wurde, hätten Henze sehr gut erstversorgt, versicherte Trummer. Sie haben ein CT gemacht und ihn umgehend in die 21 Kilometer entfernte Spezialklinik bringen lassen, wo er operiert wurde.

Laut lokaler Medien soll dem 35-Jährigen die Schädeldecke geöffnet worden sein, um den Druck auf das Gehirn zu reduzieren. Praktisch die ganze Zeit ist ein deutscher Arzt zugegen. Entweder Olympia-Chefarzt Bernd Wolfarth oder Caspar Grimm, ein erfahrener Unfallchirurg. Sie widersprachen Medienberichten, wonach Henze nicht umgehend in die richtige Klinik gebracht worden sei. „Er wurde sofort ins nächstgelegene Krankenhaus gebracht, wurde dort stabilisiert, komplett durchuntersucht, auch in einem zeitlichen Rahmen, wie wir das in Deutschland wahrscheinlich nicht viel anders realisieren konnten“, sagte Wolfarth.

Christian Käding aus der Klinik entlassen

Käding konnte die Klinik noch am Freitag verlassen. Wegen seiner Zeugenaussage bei der Polizei blieb er bis Samstag in Rio, flog dann mit Trummer zurück. „Er spürt immer mehr auch die körperlichen Schmerzen“, sagte Trummer. Noch mehr wird ihm die Psyche zusetzen. Alles zu verarbeiten, wird Zeit brauchen.

(mz/zag)

Stefan Henze liegt nach dem schweren Autounfall im Koma.
Stefan Henze liegt nach dem schweren Autounfall im Koma.
DPA