Testspiel Testspiel: Halles Basketball-Frauen schlagen Meister Wasserburg

Halle - Nachdem der noch aus der ehrwürdigen Burghalle altbekannte Gassenhauer „Hey, was geht ab, wir feiern die ganze Nacht“ verklungen war, trat Lukas Balser in Aktion. Hektisch versuchte er, jeglichen Überschwang zu nivellieren. „Das heißt jetzt aber nicht, dass wir nun gleich ein Mitfavorit auf die Meisterschaft sind“, meldete der Geschäftsführer der SV Halle Lions mitten im Trubel Meinungshoheit an. Aber natürlich neigte niemand der etwa 650 gut gelaunten Zuschauer zur Überbewertung des 80:77 (47:35)-Erfolges von Halles Basketball-Damen über Serien-Meister Wasserburg. Das muntere Spiel bei diesem „Grand Opening“ der Lions in der Erdgas Arena diente schließlich nur dem beiderseitigen Formtest zwei Wochen vor dem Bundesliga-Saison-Start. Und weil Trainerin Jennifer Kerns gestern im Spiel zwei entschlossen durchwechselte, setzte es prompt eine 66:84-Niederlage.
Kerns zog am Sonnabend aber dann doch erst einmal ein positives Fazit: „Es ist immer eine große Herausforderung, gegen das beste Team der Liga zu bestehen. Da kämpft man um den Sieg - und wir haben uns wirklich gut präsentiert“, meinte die Trainerin - wohl wissend, dass der Gegner nur sieben Profis eingesetzt und die Nationalspielerinnen Anne Breitreiner und Steffi Wagner gar nicht mitgebracht hatte.
Die Fans waren aber hauptsächlich gekommen, um einen Fingerzeig auf die Stärke des neuen Teams zu erhalten. Und sie sahen zunächst mit glänzenden Augen: Tiffany Porter-Talbert, schon Publikums-Liebling der Vorsaison, ist in einer formidablen Verfassung. Wie ein Irrwisch hetzte die Amerikanerin über das neue Parkett. Die Lions führten 8:7 (4:40 Minuten) lagen 9:15 zurück - um dann, angeführt von Porter-Talbert, das Spiel zu drehen. Beim Stand von 14:15 hatte die 29-Jährige zehn Punkte erzielt. Als die Lions zu Beginn des zweiten Viertels (12:50 Minuten) 25:18 führten, stand sie bei 17 Zählern. Am Ende waren es 26.
Die Porter-Talbert-Gala stellte die Auftritte der Neuen dann doch etwas in den Schatten. Jasmin Newsome, die Regisseurin, startete nervös. Die 21-Jährige, frisch vom US-College und also erst seit ein paar Wochen in Deutschland, trug schwer an der Aufregung. Doch Verlauf des packenden Duells gewann sie immer mehr Sicherheit. Nachdem Newsome ihre ersten zwei Freiwürfe im Spiel noch verschossen hatte, traf sie in der engen Schlussphase, als Wasserburg auf 73:71 herangekommen war, mit traumwandlerischer Sicherheit von der Linie - insgesamt kam sie auf 13 Punkte (plus fünf Rebounds). Außerdem leitete sie wirklich ein paar schöne Spielzüge ein. „Sie hat das heute sehr gut gemacht und sich einiges zugetraut“, lobte Kerns. „Das Spielverständnis zwischen ihr und dem Rest des Teams wächst immer mehr.“
Centerin Mekia Valentine kam erst nach 25 Minuten zu ihren ersten zwei Zählern aus dem Spiel heraus. Was auf den ersten Blick dürftig erschien, war es nur bedingt. Die Amerikanerin kämpfte - ob Offensive oder Defensive - immer mitten im Getümmel. Sie schnappte sich neun Rebounds, behielt klug den Kopf oben, strahlte mit ihrer Erfahrung Ruhe aus - und erledigte auch mal, wenn nötig, den Job als Spiellenkerin.
Ein „unglaubliches Spiel“ machte - laut Jennifer Kerns - die erst 19-jährige Noemie Rouault, die nach Porter-Talbert die meiste Einsatzzeit bekam. Furchtlos stürzte sich die Berlinerin in die Zweikämpfe mit Emma Cannon, die zweimal als beste Spielerin der Liga geehrt wurde. Rouault, die zwölf Zähler beisteuerte, ist ein echter Gewinn.
Gleichzeitig jedoch gab es auch bei den bekannten Löwinnen Bemerkenswertes zu beobachten: Laura Hebecker ist in bekannt starker Form. Julia Kohlmann blüht geradezu auf. Ihr zurückgekehrtes Selbstbewusstsein demonstrierte sie mit zwei eiskalt versenkten Dreiern. Julia Gaudermann vertrat Newsome, wenn die eine Pause bekam, auf der Spielmacher-Position bemerkenswert abgeklärt. Und auch Inken Henningsen zeigte ihren Wert. Gestern bekam sie 30 Minuten Spielzeit und erzielte gleich 20 Punkte. (MZ)